Feind aus der Vergangenheit
Ruhm hat er sich nicht
bekleckert — so wenig wie Paluschke. Aber lassen wir das. Das Nächstliegende
ist wichtig: Geld. Es gibt eine Möglichkeit, im Handumdrehen eine Riesensumme
abzusahnen. Seid ihr einsatzbereit?“
„Immer.“
„Mein Plan ist ungewöhnlich.
Auf den ersten Blick sieht er riskant aus. Aber das täuscht. Denn daß ihr
gerade an der Stelle zuschlagt, wird niemand erwarten.“
„Wo schlagen wir zu?“
„Bei Meier-Micksner. In dessen
Villa.“
Flühm schniefte durch seine
schiefe Nase und streckte dann die Beine aus, wobei er fast die
gegenüberliegende Wand berührte — mit seinen Füßen der Schuhgröße 47V 2 .
„In der Villa? Das ist aber
nicht ohne, Chef.“
„Kein Risiko! Das garantiere
ich. Ich habe alles ausbaldowert. Montag vormittag um elf Uhr ist nur seine
Frau zu Hause. Und ein Hausmädchen namens Matilde. Meier-Micksner befindet sich
in seinem Zweigwerk in Hochbucken und kommt frühestens am Spätnachmittag zurück.
Um elf Uhr erwartet die Frau einen ehemaligen Mitarbeiter ihres Mannes. Der Typ
heißt Martin Casseur. Er wird ihr — soweit ich informiert bin — einen Bildband
über den Pferdesport bringen. Denn Meier-Micksner ist leidenschaftlicher
Reiter. Mit dem Bildband will sie ihren Mann überraschen. Das Buch ist bislang
nur in Österreich erschienen — in einem Wiener Verlag. Casseur hat’s
mitgebracht. Sicherlich wird ihm die Frau einen Kaffee anbieten. Also rechnet
mit dem Typ. Aber der leistet keinen Widerstand und wird auch nicht den Helden
spielen.“
„Bist du sicher?“ fragte Flühm.
„Ganz sicher.“ Nero lachte.
„Die Aktion läuft so: Ihr läutet. Und zwar am Haus. Bis dorthin kommt ihr. Denn
das schmiedeeiserne Tor an der Einfahrt steht tagsüber offen. Zieht euch
ordentlich an. Trensl maskiert sich mit Sonnenbrille und Hut. Ihr habt eine
Liste. Denn ihr sammelt für den Tierschutzverein. Darauf fliegt die Frau. Die
sind alle ganz närrisch dort, wenn es um Viehzeug geht. Sobald ihr im Haus
seid, ist die Sache gelaufen.“
„Wieso?“
„Ihr seid bewaffnet. Die
Meier-Micksner, Casseur und Matilde schlottern. Matilde und Casseur werden im
Heizungskeller eingesperrt. Dann muß sich die Meier-Micksner die Höllenmaschine
umgürten.“
„Was?“
„Das Ding befindet sich in
einem Karton. Den habe ich im Hof unten auf den Kofferraum deines Wagens
gelegt. Bei der Höllenmaschine handelt es sich um einen Klettergürtel, wie ihn
die Bergsteiger tragen: also Bauchgurt und Brustgeschirr. Einmal umgeschnallt,
kann man das Ding nicht so rasch abstreifen. An dem Gurt hängen Taschen. Die
sind gefüllt mit Sprengstoff. Im Karton liegt außerdem ein Metallkasten mit
Antenne: das Fernsteuer-Funkgerät.“
„Aha!“
„Die Frau muß sich den Gürtel
umschnallen. Sorgt dafür, daß sie einen langen Pullover drüber streift. Später,
wenn sie zur Bank fährt, trägt sie selbstverständlich einen Mantel. Du erklärst
ihr, daß du die Höllenmaschine jederzeit per Funk auslösen kannst. Außerdem
befindet sich in den Taschen ein Mikrophon. Der Empfänger ist in das Funkgerät
eingebaut. Das bedeutet: Du kannst die Frau abhören, während sie in der Bank
ist. Ein falsches Wort — und es rumst. Soweit der technische Teil. Der Ablauf
ist der: Die Frau ruft ihre Bank an, den Direktor persönlich. Sie sagt, daß sie
dringend 400 000 Mark braucht. Und zwar in bar. Für die Meier-Micksners ist das
keine Summe. Wir könnten auch eine Million verlangen. Aber das würde vielleicht
zu Rückfragen führen. Also begnügen wir uns. Du fährst mit der Frau zur Bank,
wartest im Wagen. Sie holt das Geld, das bereits abgezählt ist. Trensl bleibt
in der Villa. Du bringst die Frau zurück. Sie wird zu den beiden im Keller
eingesperrt. Ihr verduftet. Klar?
„Aufregende action. Haben die
Leute einen Wachhund?“
„Haben sie nicht. Ende.“
Es knackte in der Leitung. Nero
hatte aufgelegt.
Flühm nahm die Kassette aus dem
Gerät, knüpfte sein Hemd auf, holte einen abgeschabten Brustbeutel hervor und
öffnete den Reißverschluß. Die Kassette verschwand im Brustbeutel.
„Und da bleibt sie!“ sagte
Flühm. „Unsere Reserve für den Notfall.“
22. Abgerechnet wird zum Schluß
Ausgerechnet Chemie fiel heute
aus, eines von Tims Lieblingsfächern. Gaby bedauerte das weniger. Klößchen war
müde und hätte sich gern auf der hintersten Bank ausgestreckt, um ein bißchen
zu poofen. Auch Karl döste mit verhängtem Blick vor sich hin.
Nach der letzten Stunde
versuchte
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