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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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der wahrscheinlichste war, doch als er die breiten Betontreppen vor dem Eingangsportal emporstieg, konnte er sich eines beklemmenden Gefühls nicht erwehren. Obgleich er nichts auf Gerüchte gab, war ihm doch im Verlaufe seiner Ausbildung ein gewisser Respekt vor dem Sicherheitsrat vermittelt worden - Respekt, der mit einer gehörigen Portion Angst vermischt worden war, eine Indoktrination, der auch ein Sigam Agelon nicht ganz hatte entrinnen können.
    Er betrat das Gebäude, wandte sich an die Rezeption und zeigte eine Chipkarte vor, die von einem Offizier der Wachmannschaft in das Lesegerät gesteckt wurde. Der Mann zeigte kaum eine Reaktion, als er die Karte wieder entfernte und sie Agelon aushändigte, doch in seinen Augen stand exakt jene Angst, die Sigam nicht zu zeigen beabsichtigte.
    Mit einem kleinen Lokator in der Hand, der ihm an der Rezeption ausgehändigt wurde, stürzte sich Agelon in das Gewirr der Gänge, Laufstraßen und Lifte. Im Admiralitätskomplex arbeiteten gut 15 000 Stabsoffiziere und ihre Helfer an der strategischen Gesamtplanung und Logistik des großen Krieges, den das Imperium an allen Ecken und Enden führte. Der gigantische Komplex wies eine verwirrende architektonische Vielfalt auf, da er über die Jahrzehnte beständig in alle Richtungen erweitert worden war. Ohne den Lokator, der ihm genau anzeigte, wo entlang er sich zu bewegen hatte, hätte sich Sigam in diesem Labyrinth schnell hoffnungslos verirrt. Auch so dauerte es fast eine halbe Stunde, ehe er vor den lederbeschlagenen Türen eines kleinen Konferenzraumes stand, von einem Wachoffizier erneut kontrolliert wurde und schließlich eintreten durfte.
    Sigam fand sich vor einem Kreis von 15 hochstehenden Offizieren wieder, die in bequemen Sessel hinter einem halbrunden Tisch saßen. Er kannte keinen von ihnen persönlich, was aber auch nicht weiter verwunderlich war. Es war kühl in dem Raum. Agelon salutierte, dann wurde er auf einen frei stehenden Sessel gewiesen, in dem er folgsam Platz nahm. Ein Admiral richtete seine Worte an ihn.
    »Ehrenwerter Agelon, ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Beförderung und der hohen Auszeichnung, die Sie kürzlich erhalten haben.«
    »Danke«, erwiderte Sigam schlicht.
    »Sie werden sich bestimmt fragen, was Sie, nachdem solche Ehrungen verliehen wurden, vor dem Sicherheitsrat zu tun haben!«
    »Diese Frage stellte sich«, bestätigte Sigam.
    Der Admiral, ein wuchtiger Orathone mit schlaffen, vom Alter gezeichneten Kopffedern, nickte langsam.
    »Zuerst darf ich Sie beruhigen. Sie stehen nicht unter Anklage.«
    Obgleich Sigam sich nichts anmerken ließ - fünfzehn aufmerksame Augenpaare beobachteten jede seiner Regungen -, konnte er nicht verhehlen, daß er eine große Erleichterung empfand.
    »Es geht um besorgniserregende Vorkommnisse der letzten vier Monate - Ereignisse, die kurze Zeit nach Ihrer Beförderung und Abberufung als Notstandsgouverneur eingetreten sind. Ereignisse, bei denen wir von Ihnen ein gewisses Maß an Hilfestellung in bezug auf ihre Aufklärung erwarten.«
    »Ich stehe zur Verfügung.«
    »Das haben wir nicht anders erwartet. Lassen Sie mich vorwegschicken, daß unsere Erörterungen hier der höchsten Geheimhaltung unterliegen. Sie sind verpflichtet, absolutes Stillschweigen zu bewahren.«
    »Selbstverständlich«, versicherte Agelon.
    »Gut.«
    Der Admiral zögerte, holte dann tief Luft und hob Folie, die er aus einem Ordner gezogen hatte.
    »Dies ist die Zusammenfassung eines Geheimdienstberichtes, der dem Flottenkommando vor einer Woche zugegangen ist. Er basiert auf einer anderthalb Monate langen Untersuchung, die der Geheimdienst nach einem Überfall auf Depotstation 34-C-55 eingeleitet hatte. Ist Ihnen die Tatsache dieses Überfalls bekannt?«
    »Nein.«
    »Gut, denn es wurde geheim gehalten. Ein Kommando unbekannter Rebellen überfiel die Station und setzte die Besatzung gefangen. Nach unseren Erkenntnissen wurde das Militärdepot ausgeräumt, zumindest soweit es das Fassungsvermögen des angreifenden Schiffes - ein AVT-Diskus orathonischer Fertigung - sowie des zu der Station gehörigen zweiten AVT zuließ. Von beiden Schiffen fehlt bis heute jede Spur, von zwei kleinen Ausnahmen abgesehen. Es gab einen Flüchtling von der Station, einen Augenzeugen, glücklicherweise ein Einsatzoffizier, der vor seiner Individualausbildung stand. Von der Station ist nichts übrig, sie wurde vom Feind vollständig und gründlich gesprengt. Das Pikante daran ist, daß unter 34-C-55 eine

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