Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
jeder Bewegung vor Angst. Das hilft uns nicht weiter. Wir müssen davon ausgehen, daß die orathonische Abwehr nichts von der Ankunft Javans erfahren hat. Der laktonische Geheimdienst besteht nicht aus Amateuren, das Einsickern von Feldagenten wird seit Jahrhunderten praktiziert. Vor seiner Entdeckung hat Ghavani fast zwölf Jahre ungestört operieren können. Gehen wir davon aus, daß Javan unerkannt geblieben ist, bleibt Intahr IV die richtige Wahl. Wir werden mit aller nötigen Vorsicht vorgehen und uns gut umsehen, genauso, wie es Javans Leute machen werden. Aber ich denke, diese Gedankenspiele führen in Absurditäten. Wollen wir alle Eventualitäten in Betracht ziehen, haben wir in der Tat einen endlosen Kreislauf vor uns. Nein, ich plädiere für Intahr IV und das zu einem baldigen Zeitpunkt.«
Auffordernd blickte Nomar in die Runde. »Gibt es dagegen weitere Einwände?«
Sheeva wirkte unwillig, aber offenbar fiel ihr nichts weiteres ein.
»Ich denke, so machen wir es«, erklärte sie schließlich. »Aber wir müssen den Schaden begrenzen, der potentiell eintreten könnte. Unsere Delegation wird klein sein. Unsere Delegierten werden mit Giftkapseln ausgestattet. Wir nehmen ein Raumschiff, aus dem wir per Notfallschaltung sofort alle Koordinaten dieser Station löschen können. Wenn die Abwehr doch klüger ist, als wir annehmen, möchte ich nicht, daß die Lage dieser Basis verraten wird und ich möchte auch nicht, daß ein Rückschlag die gesamte Organisation vernichtet.«
»Das ist klug. Wer soll gehen?« fragte Ghavani.
»Ich selbst, Nomar und Sie«, entschied Sheeva bestimmt. »Das dürfte absolut ausreichen. Leevan und Honal bleiben zurück. Dies gewährleistet, daß im Falle eines Scheiterns ein Teil des Führungsgremiums intakt bleibt. Wir nehmen einen der kleinen Diskusraumer und präparieren ihn entsprechend. Ich möchte, daß wir auf die von mir genannte Eventualität vorbereitet sind.«
Nomar, Ghavani und Honal nickten beifällig.
»Das ist vernünftig«, sagte Benilon schließlich mit Wärme in der Stimme. »Es wäre noch vernünftiger, wenn du auch hier bleiben würdest. Ghavani und ich können...«
»Ein Urung’hir muß dabei sein«, schnitt Sheeva ihm das Wort ab.
»Dann könnte Leevan...«
»Und warum nicht ich?«
Für einen Moment herrschte Stille. Ghavani und Honal sahen sich vielsagend an. Der Laktone erhob sich schließlich.
»Ich werde dann mal von meiner Seite aus die Daten an meine Kollegen übermitteln. Honal... wollen Sie mir behilflich sein?«
Der Orathone nahm die Chance begierig auf. »Gerne, sehr gerne!«
Die beiden verließen den Raum in großer Hast und ließen Nomar und Sheeva alleine, die nichts weiter taten, als sich anzustarren.
12. Kapitel
Moga Agelon ließ das elektronische Pad auf seinen Schoß sinken. Er hatte die letzten zwanzig Minuten seiner ausgesprochen kostbaren Zeit damit verbracht, den Bericht zu lesen, den Haladil ihm überbracht hatte. Der Tzatike war von seiner Mission zurückgekehrt, nachdem er alle relevanten Ermittlungen vor Ort erledigt hatte.
»Der Bericht enthält noch einige Lücken, Erhabener«, erhob nun Haladil das Wort, als er merkte, daß Moga fertig war. »Ich habe das, was ich als qualifizierte Vermutung geäußert habe, entsprechend gekennzeichnet.«
»Das war nicht zu übersehen«, knurrte Moga. »Wie immer gut abgesichert, mein Freund. Ich habe es registriert und entsprechend eingeordnet. Aber das wäre das erste Mal, daß eine deiner Vermutungen reine Spekulation wäre. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß deine Berichte nicht immer erfreulich, aber nie nachlässig oder oberflächlich verfasst sind.«
Der Tzatike nahm das Lob mit einem Kopfnicken entgegen.
»Es dürfte also klar sein, daß mein missratener Sohn Sigam auf eine Art und Weise ein gigantisches Vermögen angehäuft hat, die in fast jedem Punkt nicht nur der Finanz- und Börsengesetzgebung des Reiches, sondern auch dem Kodex der FAMILIE widerspricht.«
»Diese Vermutung liegt nahe, Edler.«
Moga stieß ein abfälliges Schnauben aus.
»Hör auf, Haladil. Keine doppelten Böden hier, wir arbeiten lange genug zusammen. Du hast ordentliche Arbeit geleistet, sonst hätte ich dich längst an die Front versetzt. Das Ergebnis mag mir nicht gefallen, aber zum einen überrascht es mich nicht besonders - Sigam war immer so und er hat sich offenbar nicht geändert - und zum anderen ist die Investigatur keine Einrichtung, deren Aufgabe es ist, mir Wohlbehagen
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