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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Falle, wohl eher Moga Agelon persönlich.
    Auf Sigams Abschußliste rückte der Tzatike einige Rangplätze nach oben.
    »Was sollen dann diese Fragen?« herrschte er Haladil an.
    »Ich möchte nur sicherstellen, daß Euer Reichtum im Rahmen des Familienkodex erlangt worden ist. Sobald ich mir dessen sicher bin, werde ich Euch nicht länger belästigen. Es dient dem Schutz der FAMILIE. Ich bin verpflichtet, diese Fragen zu stellen.«
    Agelon stieß einen abfälligen Grunzlaut aus.
    »Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig.«
    »Das stimmt. Aber Moga Agelon gegenüber.«
    »Sie sind nicht der Herrscher.«
    »Aber ich repräsentiere ihn. Die Investigatur dient dem Moga. Ich diene dem Moga. Er weiß, was ich hier tue.«
    »Er weiß, daß Sie seinen dritten Sohn belästigen?«
    Haladil nickte. »So ist es.«
    Sigam schwieg und starrte an die Wand. Für einen Moment flog so etwas wie Unsicherheit über seine Züge. Dann entspannte er sich.
    »Ich habe mit den von Ihnen geschilderten Vorgängen nichts zu tun.«
    »Vielleicht einer Eurer Untergebenen?«
    »Nein. Ich habe mein Geld rechtmäßig erworben.«
    »Das könnt Ihr nachweisen?«
    »Sicher. Aber ich muß es nicht, vielmehr wäre es Ihre Aufgabe, mir meine Schuld nachzuweisen.«
    »Es würde es mir einfacher machen, Euch von der Liste der Verdächtigen zu streichen.«
    Sigam lächelte kalt.
    »Wer steht denn sonst noch auf der Liste?«
    Der Tzatike zögerte unmerklich.
    »Niemand sonst, Erhabener.«
    Agelon erhob sich ruckartig. Er strich seine Uniform glatt und warf Haladil einen Blick zu, der von schwer kontrollierter Wut zeugte.
    »Kommen Sie mir nicht in die Quere, Diener des Moga«, grollte er. »Ich habe hier genug damit zu tun, eine Rebellenorganisation zu zerschlagen. Hüten Sie sich, daß mein Schlag nicht aus Versehen noch jemand anderen trifft.«
    »Eure Drohungen sind unangemessen, Edelster. Ich diene der FAMILIE.«
    »Ihr dient meinem Vater«, blaffte Sigam.
    »Er steht der FAMILIE vor.«
    Sigam öffnete die Tür.
    »Die FAMILIE ist groß, Tzatike. Sehr groß.«
    Damit trat er durch den Rahmen und verschwand. Haladil versuchte nicht einmal, ihn aufzuhalten. Er war sicher, sein Ziel erreicht zu haben: Sigam Agelon war nervös geworden. Nervöse Täter machten Fehler. Noch etwas Druck und er würde dem Moga seinen dritten Sohn auf dem Silbertablett servieren, dessen war sich Haladil absolut gewiß.
    Fast , so dachte er bei sich, k ö nnte man Mitleid mit Sigam Agelon haben...
     
    *
     
    Der massige Orathone am Abfertigungsschalter blickte auf die Identitätskarte, ließ sie über den Scanner laufen, las das Ergebnis ab und legte sie vor sich auf den Tisch. Der Vergleich des Fotos mit dem Gesicht des Mannes vor ihm war eine an sich unnötige Routine. Retinascanner hatten bereits die Übereinstimmung mit den Angaben auf dem kleinen Chip in der Karte überprüft. Doch alte Gewohnheiten waren nur schwer abzulegen und der wesentliche Grund dafür, warum die Einreisekontrolle nicht vollständig automatisiert war, hing mit der Erfahrung zusammen, daß die beste Elektronik die Intuition und professionelle Beobachtungsgabe eines gut geschulten Mitarbeiters nicht ersetzen konnte. Doch an den schlanken Orathonen, dem er nun die Karte zurückgab, war nichts außergewöhnliches zu erkennen. Er nickte ihm nur schweigend zu und wandte sich dem nächsten Gast zu.
    Lento Javan war erfolgreich in das Orathonische Imperium eingereist. Es hatte ihm große Selbstbeherrschung gekostet, den langen Flug in einem Passagierliner zu überstehen, nachdem er mit falscher Identität auf einer unbedeutenden Randwelt eingesickert war. Ein Raumschiff voller Orathonen und ihrer Hilfsvölker - eine fast körperliche Abscheu hatte den Laktonen ergriffen. Seit seiner Kindheit war er mit dem Feindbild indoktriniert worden, das ihn dazu bewogen hatte, den größten Teil des Fluges in der Abgeschiedenheit seiner Kabine zuzubringen.
    Der Reflex, eine Waffe zu ergreifen und so viele Orathonen wie möglich zu töten, war beinahe übermächtig geworden. Lento ahnte, warum eine Feldmission Voraussetzung für seine weitere Karriere war: Er mußte sich seinen eigenen Ängsten stellen und diese überwinden. Er mußte sich zur freundlichen Konversation zwingen, in die gehässigen Laktonenwitze einfallen, die hin und wieder mit gröhlendem Gelächter begleitet wurden, die hanebüchene Propaganda der staatlich kontrollierten Medien über sich ergehen lassen - nicht nur gute Miene machen, sondern sich

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