Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
Jahrhunderten einmal eine orathonische Wissenschaftsmission hierher vorgedrungen war, hatten geologische Untersuchungen rasch erwiesen, daß dieser Planet den Zenith seiner Entwicklung lange überschritten hatte.
Ausgrabungen und Messungen hatten vergeblich nach den Resten einer eventuell untergegangenen Zivilisation gesucht, diese Welt hatte nie intelligentes Leben hervorgebracht. Der Planet befand sich am Rande der Lebenszone seines Systems, noch nahe genug, um Kohlendioxid zu produzieren, Photosynthese möglich zu machen und damit die Grundlagen für Leben zu schaffen, aber zu weit weg, um mehr als eine trockene Ödnis zu sein.
Obgleich die Orathonen jede besiedelbare Welt unter Beschlag nahmen, bot Intahr IV im Vergleich zu umliegenden Planeten so schlechte Rahmenbedingungen, daß man auf eine organisierte Kolonisation verzichtet hatte. Eine Zeitlang wurde noch eine kleine Station unterhalten, dann hatte man auch diese wieder abgebaut. Ein vergessener Planet, der nur noch als Datensatz im Verzeichnis der imperialen Welten existierte und sonst keine Aufmerksamkeit mehr genoss.
Das kleine Raumschiff, das sich dem System genähert hatte, glitt mit hoher Unterlichtgeschwindigkeit durch den Weltraum, direkt auf Intahr IV zu. Die Energieerzeuger waren auf ein Minimum geschaltet, um die mögliche Ortungsgefahr zu verringern und die an Bord befindlichen Männer saßen in ihren Raumanzügen, da auch die Lebenserhaltung fast vollständig deaktiviert worden war. Es waren rund 30 Soldaten an Bord, hervorragend ausgerüstete Elitekräfte unter dem Kommando Cort Kostas. Und natürlich Sigam Agelon, von den anderen Soldaten nur durch ein unscheinbares Emblem am Raumanzug unterscheidbar, der mit brennenden Augen auf die schwache Abbildung auf dem Holographen starrte und abwesend wirkte.
»Die Angaben sind korrekt, Kosta?« fragte er zum wiederholten Male. Der Einsatzoffizier nickte und in seine Augen trat ein ergebener Ausdruck. Seit Beginn der Mission hatte Agelon die selbe Frage immer und immer wieder gestellt, als wolle er nicht wahrhaben, daß sein sorgsam ausgearbeiteter Plan um die Roboter-Station durch einen Ermittlungserfolg des Geheimdienstes zunichte gemacht wurde.
Die Rebellen und die laktonischen Agenten zeigten sich auf einem Präsentierteller und Sigam wäre ein dummer Narr gewesen, hätte er sich diese einmalige Chance entgehen lassen.
Was Kosta nicht ahnte, war, daß Agelons Erregung und Unzufriedenheit mehr mit dem Gespräch mit Haladil zu tun hatte als mit diesem Kommandounternehmen, das der Orathone eher als willkommene Abwechslung ansah. Die Tatsache, daß die Investigatur ihm auf die Schliche gekommen war, wirkte wie eine düstere Bedrohung, die seine klaren Gedanken eintrübte und ihn erheblichen Stimmungsschwankungen unterwarf.
War Agelon auch sonst für sein cholerisches Temperament bekannt, seit dem Gespräch mit dem Tzatiken war er noch unberechenbarer geworden, was seine engeren Offiziere schmerzhaft hatten erfahren müssen. Die zahlreichen Probleme, die auf ihn einstürmten, irritierten Sigam. Fast wünschte er sich, die Rebellion nicht so schnell niederschlagen zu müssen, um noch eine Zeitlang in diesem Sektor aktiv zu bleiben - Spuren zu verwischen und die Rückkehr nach Khara hinauszuzögern, denn dort würde ihn sein Vater mit den Vorwürfen des Tzatiken konfrontieren und Sigam mochte sich nicht einmal auszumalen, welche Strafe Moga sich für ihn ausgedacht hatte.
Gut, erste Sicherungsmaßnahmen hatte er durchgeführt - ein Teil seines illegal erworbenen Vermögens war mittlerweile so gut versteckt, daß selbst die Investigatur große Probleme haben würde, es zu finden. Doch würde Moga ihn überhaupt am Leben lassen, um jemals wieder auf die Werte zurückgreifen zu können? Sigam kannte seinen Vater und wußte, daß dieser im Zweifel auch Mitglieder der Agelon-Familie über die Klinge springen lassen würde, wenn es opportun erschien.
Andererseits - Sigam Agelon, der aufstrebende, junge Führer, der einen schwierigen Sektor erobert und eine Rebellion niedergeschlagen hatte? Konnte selbst ein Moga diese Persönlichkeit einfach beseitigen lassen? Selbst in der FAMILIE gab es sowas wie eine öffentliche Meinung, die auch sein Vater zu beachten hatte. Sigam schöpfte aus diesem Gedanken Mut, nicht zuletzt, weil er Teile seines Vermögens in den letzten Jahren eingesetzt hatte, um diese öffentliche Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
Jetzt noch ein schneller Sieg über die
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