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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Arbeit, Tauwerk zu spleißen, das wie alles neue Tauwerk die erste wirkliche Belastungsprobe nur schlecht bestand, und die übrigen wurden ständig hin und her geführt oder getrieben, entweder zum Trimmen der Segel oder zu der knochenbrechenden Arbeit an den Lenzpumpen.
    Mehr als einmal hatte es Bolithos ganze Selbstbeherrschung erfordert, nicht in Inchs Tätigkeit einzugreifen, aber es war ihm auch nur zu klar bewußt, daß die Schuld allein bei ihm selbst zu suchen war. Für diese Arbeit war Inch noch zu unerfahren, das war jetzt ganz unverkennbar, doch wenn Bolitho jetzt sein Mißfallen zeigte, mochte es Inch völlig fertigmachen. Nicht, daß Bolitho auch nur ein Wort zu sagen brauchte. Inchs unglückliches Gesicht verriet, daß er sich seiner Unzulänglichkeit selbst nur zu bewußt war.
    Das nächste Signal vom Flaggschiff war kurz gewesen: »Halten Sie sich bereit, den Flaggkapitän zu empfangen.«
    Das Übliche war, daß Kommandanten sich persönlich meldeten, um neue Befehle zu empfangen, wenn sie zu einem Geschwader stießen, obwohl in Fällen von wirklich schlechtem Wetter es vorkam, daß der wasserdicht versiegelte Beutel an einer Wurfleine von Schiff zu Schiff befördert wurde. Doch diesmal schickte der Admiral seinen Kapitän. Das Boot, das den Kommandanten des Flaggschiffs über das kabbelige Wasser brachte, war beinahe vollgelaufen, als es schließlich an den Ketten festmachte. Der untersetzte Offizier in seinem durchnäßten Bootsmantel gönnte dem Empfangskommando und den salutierenden Marinesoldaten kaum einen Blick, als er Bolithos ausgestreckte Hand ergriff und grollend sagte: »Gehen wir um Gottes willen unter Deck.«
    Sobald der Besuch die große Kajüte betreten hatte, kam er sofort zur Sache.
    »Ich bringe Ihnen neue Befehle, Bolitho. Sie werden weiter nach Südost segeln und sich dem vor der Küste operierenden Geschwader von Kommodore Mathias Pelham-Martin anschließen. Der Admiral hat ihn mit seinen Schiffen vor einigen Wochen zum Dienst vor der Gironde-Mündung detachiert. In Ihren neuen Befehlen werden Sie eine vollständige Liste der Schiffe und ihrer Aufgaben finden.«
    Er hatte schnell, beinahe beiläufig gesprochen, aber Bolitho fühlte sich instinktiv gewarnt. Pelham-Martin. Der Name war ihm zwar durchaus vertraut, dennoch vermochte er sich an keinen Marineoffizier zu erinnern, sei es ein Kommodore oder ein anderer Rang, der sich so sehr ausgezeichnet oder auch blamiert hatte, um diesen besonderen Besuch des Flaggkapitäns zu rechtfertigen.
    Unvermittelt sagte der Besucher: »Ich täusche nicht gern jemanden, schon gar nicht einen Kameraden im gleichen Rang. Das Verhältnis zwischen dem Admiral und dem Kommodore ist sehr gespannt. Wie Sie feststellen werden, ist Pelham-Martin ein Mann, unter dem zu dienen in gewisser Weise schwierig ist.«
    »Und wie ist es zu diesen Spannungen gekommen?«
    »Das liegt wirklich alles schon sehr lange zurück. Während der Amerikanischen Revolution…«
    Bolitho hatte es plötzlich alles klar vor Augen. »Jetzt erinnere ich mich. Ein britischer Infanterieoberst ergab sich mit all seinen Leuten den Amerikanern, und als einige unserer Schiffe mit Verstärkung eintrafen, liefen sie direkt in eine Falle.«
    Der Flaggkapitän schnitt eine Grimasse. »Dieser Oberst war der Bruder von Pelham-Martin. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wer der Offizier war, der die Schiffe befehligte, oder?«
    In diesem Augenblick erschien ein Midshipman. »Signal vom Flaggschiff, Sir: Kommandant sofort zurück an Bord.«
    Bolitho verstand in diesem Augenblick vollkommen, was dieser Besuch für ihn und sein Schiff bedeutete. Kein Admiral konnte gegenüber einem Kommandanten, der seinem Geschwader neu zugeteilt worden war, sein Mißtrauen laut werden lassen. Aber durch einen gleichrangigen Kameraden konnte er Unbehagen und Unsicherheit zu erkennen geben.
    Der Flaggkapitän blieb unter der Kajütentür stehen. Sein Blick war forschend.
    »Ich kenne Ihre Karriere, Bolitho, und Sir Manley Cavendish kennt sie auch. Als die Nachricht eintraf, daß Sie zu dem Geschwader stoßen würden, sagte er zu mir, daß Sie in den Abschnitt von Pelham-Martin im Südosten geschickt werden sollten. Die Rolle, die Sie im vergangenen Jahr bei der Invasion von St. Clar gespielt haben, ist in guter Erinnerung, wenn Sie dafür auch nur denkbar wenig Anerkennung gefunden haben. Das Geschwader des Kommodore ist klein, aber seine Leistungen und seine Wachsamkeit könnten sich als lebenswichtig erweisen.

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