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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Gedanke beunruhigte ihn.
    Leise öffnete sich die Tür, und Allday kam in die Kajüte, seine stämmige Gestalt hielt sich in einem grotesken Winkel zum schrägen Deck.
    Allday sah ihn bedrückt an. »Bitte um Entschuldigung, Captain, aber Petch, Ihr Diener, hat gesagt, Sie hätten noch nichts gegessen, seit Sie heute an Bord gekommen sind.« Er ignorierte Bolithos Stirnrunzeln. »Ich habe mir deshalb erlaubt, Ihnen etwas Wildpastete zu bringen.« Er hob eine Platte hoch, die mit einem silbernen Deckel bedeckt war. »Mrs. Bolitho hat sie mir extra für Sie gegeben, Captain.«
    Bolitho protestierte nicht, als Allday die Platte auf den sich neigenden Schreibtisch stellte und sich um ein Besteck kümmerte. Wildpastete. Cheney mußte sie für ihn verpackt haben, als er sich morgens anzog.
    Allday tat so, als ob er den Ausdruck auf Bolithos Gesicht nicht wahrnähme, und nutzte die Gelegenheit, Bolithos Säbel von einem Sessel zu nehmen und ihn an seinen Platz an der Schottwand zu hängen. Er schimmerte stumpf im Licht der schwankenden Lampen, und Allday sagte leise: »Ohne ihn wäre es nicht mehr so wie früher.«
    Aber Bolitho antwortete nicht. Der Säbel, die Waffe seines Vaters und früher seines Großvaters, war so etwas wie ein Talisman und ein viel diskutiertes Thema unter den Decks, wenn dort das Gespräch auf Bolithos Taten gebracht wurde. Der Säbel war ein Teil seiner Person, seines Herkommens und seiner Tradition, doch in diesem Augenblick konnte er an nichts anderes denken als an das, was er hinter sich zurückließ. Gerade jetzt würden die Pferde über die Straße nach Plymouth traben. Fünfzig Meilen bis Falmouth, wo sein Hausmeister und Diener Ferguson, der einen Arm vor den Saintes verloren hatte, darauf warteten, sie zu begrüßen. Über dem Klatschen der Gischt gegen die Scheiben der Fenster, dem Knarren der Planken und Balken und dem alles übertönenden Rauschen der Leinwand glaubte er, Cheneys Lachen zu hören. Vielleicht war es Einbildung, aber er spürte ihre Berührung, hatte den Geschmack ihrer Frische auf den Lippen.
    Ohne auf Allday zu achten, knöpfte er sein Hemd auf und betrachtete das kleine Medaillon, das er um den Hals trug. Es enthielt eine Locke ihres Haars, war ein Talisman, besser als jede Waffe.
    Die Tür öffnete sich, und ein durchnäßter Midshipman sagte atemlos: »Mr. Inchs Respekt, Sir, und er bittet um Erlaubnis, ein zweites Reff einzustecken.«
    Bolitho erhob sich. Sein Körper übernahm das stetige Schwanken des Schiffs. »Ich komme sofort.« Dann sah er Allday an und lächelte flüchtig. »Wir haben wenig Zeit für Träume, wie es scheint.« Er folgte dem begierigen Blick des Midshipman und fügte hinzu: »Und auch keine für Wildpastete.«
    Allday blickte ihm nach und setzte dann den silbernen Deckel wieder auf die Platte. So wie jetzt hatte er den Kommandanten noch nie erlebt und war darüber beunruhigt. Er sah zu dem Säbel hinüber, der an seinem Haken pendelte, hatte wieder vor Augen, wie die Klinge im Sonnenlicht funkelte, als Bolitho die französische Batterie bei Cozar erstürmte, auf den blutbedeckten Planken eines feindlichen Schiffes angriff, so viele Taten so viele Male begangen hatte. Doch jetzt schien Bolitho verändert zu sein, und Allday verfluchte den Mann, der die
Hyperion
bei der Blockade eingesetzt und nicht an einen Ort geschickt hatte, wo gekämpft wurde.
    Er dachte auch an die Frau, die Bolitho geheiratet hatte. Zum erstenmal waren die beiden sich an Bord dieses Schiffes begegnet. Er blickte sich um, und es fiel ihm schwer, es zu glauben. Vielleicht war es das, was fehlte. Cheney Seton war ein Teil des Schiffes gewesen, hatte die Gefahren und die Schrecken gekannt, wenn der alte Rumpf unter einer Breitseite erbebte und dem alles niedermähenden Wind des Todes. Auch Bolitho würde daran denken, davon war er überzeugt. Daran denken und sich daran erinnern, und das war schlecht.
    Allday schüttelte den Kopf und ging auf die Tür zu. Es war schlecht einfach deswegen, weil sie alle mehr denn je zuvor von ihm abhingen. Ein Kommandant hatte niemanden, mit dem er seinen Kummer teilen konnte, und niemanden, der ihm seine Schuld abnahm, wenn er versagte. Er ging an dem Wachtposten vorbei und kletterte durch eine enge Luke. Eine Plauderei und ein Glas mit dem Segelmacher könnte ihm über seine Befürchtungen hinweghelfen, hoffte er. Aber er war sich dessen nicht sicher.

Unter dem Kommodorestander
    Richard Bolitho beendete die Eintragung ins Logbuch und lehnte

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