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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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können wir niemals Schritte gegen irgendeine List unternehmen, zu der die Franzosen greifen.«
    Der Kommodore fixierte ihn. »Meine Befehle lauten, in diesem Gebiet zu kreuzen und es zu überwachen. Und genau das tue ich. Also wirklich, Bolitho, ich weiß nicht, was Ihnen an Bord des Flaggschiffs von Vizeadmiral Cavendish gesagt wurde, aber ich kann Ihnen versichern, daß wir uns der Aufgabe, die uns hier anvertraut wurde, wohl bewußt sind.«
    »Ich war nicht an Bord des Flaggschiffs, Sir.« Bolitho bemerkte das kurze Aufflackern der Überraschung in den Augen des Kommodore, ehe der Vorhang wieder fiel. Ruhig fügte er hinzu: »Meine Befehle wurden mir an Bord geschickt.« Das war eine Lüge, aber nur eine halbe.
    Doch die Wirkung zeigte sich augenblicklich, und sie war mehr als überraschend. Pelham-Martin zog eine goldene Uhr aus der Tasche seiner eng anliegenden Weste und sagte: »Tun Sie mir den Gefallen und gehen Sie an Deck, Winstanley. Vergewissern Sie sich, daß alle meine Depeschen zur
Vectis
hinübergeschickt worden sind, ehe sie das Geschwader verlassen hat, ja?« Sobald sich die Tür hinter dem Flaggkapitän geschlossen hatte, fuhr er ruhig fort: »Es tut mir leid, wenn es den Eindruck machte, daß ich nicht gewillt wäre, mir Ihre Einschätzung unserer Situation anzuhören, Bolitho.« Er lächelte und nahm eine Karaffe aus dem silbernen Weinbehälter. »Ein Schluck Brandy? Ich habe ihn vor einer Woche einem französischen Küstenfahrer abgenommen.« Er wartete nicht auf Antwort, sondern schenkte freigiebig in Gläser ein, die verborgen unter der Tischplatte gestanden hatten. »Tatsache ist, daß ich nicht immer mit Sir Manley einer Meinung bin, verstehen Sie?« Er beobachtete Bolitho über den Rand seines Glases hinweg. »Es ist eine Familienangelegenheit, inzwischen eine tiefwurzelnde Auseinandersetzung von einigem Gewicht.« Er schwenkte sein Glas.
    »Auch in Ihrer Familie nichts Unbekanntes, glaube ich.«
    Bolitho spürte den Brandy auf seinen Lippen brennen. Es schien, daß die Erinnerung an seinen Bruder, die Schande für den Namen seiner Familie, niemals in Vergessenheit geraten sollte. Jetzt benutzte Pelham-Martin sie zum Vergleich mit einer dummen Fehde, welche die Feigheit seines eigenen Bruders ausgelöst hatte. Oder was es sonst gewesen sein mochte, was den Oberst veranlaßt hatte, sich zu ergeben, ohne erst die Schiffe zu warnen, die gekommen waren, um ihn und seine Soldaten zu retten.
    Der Kommodore nickte ernst. »Selbstverständlich hat mein Bruder sein Land nicht im Stich gelassen, aber das Endergebnis war das gleiche. Er versuchte, seine Leute vor einem sinnlosen Tod zu bewahren.« Er seufzte tief auf. »Aber die Geschichte urteilt nur über Ergebnisse, nicht über Absichten.«
    Bolitho erwiderte nüchtern: »Ich bin sicher, daß weder der Vizeadmiral noch Sie deswegen den Einsatz der Flotte gefährden würden.«
    »Ganz richtig.« Pelham-Martin lächelte wieder. »Aber als sein Untergebener muß ich doppelt vorsichtig sein, verstehen Sie?« Sein Ton wurde härter. »Und deshalb befolge ich meine Befehle, sonst nichts.« Er machte eine Pause, ehe er hinzufügte: »Und das werden auch Sie tun.«
    Das Gespräch war zu Ende, doch als Bolitho aufstand, sagte Pelham-Martin leichthin: »Auf jeden Fall wird dieser langweilige Dienst Ihnen reichlich Gelegenheit geben, Ihre Leute zu drillen, damit sie in Form kommen.« Er schüttelte den Kopf. »Die Seemannschaft war, um es höflich zu sagen, wirklich sehr kümmerlich.«
    Bolitho verließ die Kabine und atmete draußen sehr langsam aus. So sollte es also werden: nach außen hin alles vollkommen in Ordnung, aber sobald es um Initiative und Feindberührung ging, sollten ihnen die Hände fest gebunden sein.
    Auf dem Achterdeck empfing ihn Winstanley mit einem erleichterten Lächeln. »Es tut mir leid wegen der Warnung, Bolitho. Ich hätte es Ihnen früher sagen sollen. Der Kommodore hat es gern, wenn seine Offiziere einen in der Krone haben, ehe er seine Gespräche mit ihnen beginnt. Eine häßliche Gewohnheit, die mehr als einem eine schnelle Heimreise eingebracht hat.« Er grinste. »Mir natürlich nicht. Er braucht einen alten Fuchs, der ihm sein Schiff führt.« Er packte Bolithos Arm. »Genau wie er Sie noch brauchen wird, ehe wir hier fertig sind, mein Freund.«
    Bolitho lächelte. »Leider brauche ich nicht erst etwas zu trinken, um ihn zu reizen.«
    Winstanley folgte ihm zur Achterdecksreling, und gemeinsam blickten sie

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