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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der Kleidungsstücke, die nie richtig trocken wurden, war auch für den abgehärteten Seemann mehr als genug.
    Drei Wochen nach ihrer Unterstellung unter Pelham-Martins Kommando ging ein Mann über Bord, ein junger Matrose, der in Devon zum Dienst gepreßt worden war. Er hatte auf dem Vorschiff mit der Gruppe des Bootsmanns gearbeitet, als eine große Welle den Klüverbaum überflutete und den Mann wie einen Fetzen Leinwand über die Reling wusch. Einen Augenblick noch hatte er sich angeklammert, mit den Füßen nach dem Netz geangelt, ehe ein weiterer Brecher ihn packte und an der Bordwand entlang nach achtern riß.
    Zu dieser Zeit herrschte starker Sturm, und es war unmöglich zu wenden, ohne das Schiff zu entmasten. Es hätte auch keinen Sinn gehabt. Bis ein Boot vom Schiff freigekommen wäre, hätte keine Möglichkeit mehr bestanden, den Mann im wilden Seegang wiederzufinden. Aber der Vorfall beeindruckte das ganze Schiff tief, und selbst die Härte, mit der die älteren, erfahrenen Seeleute ihn hinnahmen, konnte die Wirkung nicht mildern.
    Es war der erste Todesfall, seit das Schiff Plymouth verlassen hatte, und er schien wie eine finstere Drohung über den überfüllten Decks zu hängen, je länger das Schiff unter dem anhaltenden Druck des Wetters auf sich selbst gestellt war. Eine ganz ähnliche Stimmung hatte nach dem ersten Auspeitschen geherrscht. Irgendwie war es einem Matrosen gelungen, Zugang zu den Schnapsvorräten zu finden, und ohne einem Kameraden etwas zu sagen, hatte er sich einen stillen Winkel gesucht und sich sinnlos betrunken.
    Während der ersten Wache war er splitternackt aufgetaucht und hatte sich auf dem verdunkelten Deck wie ein Wahnsinniger aufgeführt, hatte jedem, der ihn zu packen versuchte, wilde Verwünschungen und Flüche entgegengebrüllt. Es war ihm sogar gelungen, einen Unteroffizier niederzuschlagen, ehe er überwältigt werden konnte.
    Am nächsten Tag, als das Schiff schwer in einer Regenbö kämpfte, hatte Bolitho die Besatzung antreten lassen, damit sie an der Bestrafung teilnahm. Nachdem er die Kriegsartikel verlesen hatte, befahl er den Bootsmannmaaten, die Strafe von dreißig Peitschenhieben zu vollstrecken. Das war in Anbetracht der sehr strengen Disziplinarvorschriften bei der Marine eine milde Strafe. In das Getränkelager einzubrechen, war schlimm, aber einen Unteroffizier niederzuschlagen, darauf standen eigentlich Kriegsgericht und der Galgen, wie jeder nur zu gut wußte.
    Bolitho hatte keinen Trost darin gefunden, daß er nur die Mindeststrafe verhängte. Selbst die Tatsache, daß der Unteroffizier damit einverstanden war, auszusagen, er sei gar nicht geschlagen worden, war für das Auspeitschen kein Ausgleich. Zu jeder anderen Zeit war eine Bestrafung notwendig, doch als er mit den Offizieren an der Reling des Achterdecks stand und der Trommeljunge zwischen jedem Schlag der neunschwänzigen Katze einen langsamen Wirbel schlug, hatte es ihm geschienen, daß das ganze Schiff auch ohne dieses zusätzliche Leiden genug zu ertragen hatte. Irgendwie war es durch den Regen noch schlimmer gewesen. Der Kälte wegen hatte die Mannschaft sich eng zusammengedrängt, wie die scharlachrote Reihe der Marinesoldaten mit dem ungleichmäßigen Rollen des Schiffs geschwankt, wie die zuckende, mit gespreizten Gliedern auf den Rost gefesselte Gestalt, keuchend und schluchzend, während die Peitsche im Takt mit den Trommelschlägen sich hob und fiel.
    Gelegentlich erschien eine Schaluppe bei dem kleinen Geschwader, mit Depeschen von der Flotte oder Vorräten aus Vigo. Und wenn das Wetter es zuließ, befahl der Kommodore seine Kapitäne an Bord des Flaggschiffs, um ihnen seine formellen Berichte vorzulesen, ehe er sie in ihrer Gegenwart unterzeichnete, und dann, zu Bolithos Erstaunen, jeden einzelnen der drei Kommandanten der Reihe nach aufforderte, ebenfalls zu unterschreiben.
    Er hatte von diesem Brauch noch nie gehört, konnte aber den hölzernen Gesichtern seiner beiden Kameraden entnehmen, daß sie an diese seltsame Laune von Pelham-Martin gewöhnt waren. Es wurde in zunehmendem Maß offensichtlich, daß der Kommodore nicht beabsichtigte, auch nur im geringsten von seinem Plan abzuweichen, der Kritik oder der möglichen Unzufriedenheit des Vizeadmirals dadurch zuvorzukommen, daß er bei allem, was er tat, seine drei Kommandanten mitverantwortlich machte. Bisher hatte er selbstverständlich nichts anderes getan, außer seine Befehle buchstabengetreu zu befolgen: Patrouille und

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