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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte.
    »Nun, ich nehme an, daß Sie alle verfügbaren Berichte gelesen haben, Bolitho. Unsere Pflicht ist es, hier alle Zufahrten zur Gironde-Mündung zu überwachen und alle einlaufenden oder ausfahrenden Schiffe anzuhalten. Ich habe der
Vectis
Befehl gegeben, zu Reparaturen nach Plymouth zurückzusegeln. Sie hat vor etwa zwei Wochen bei einem starken Sturm den Besan verloren, und Ersatz dafür ist hier nicht vorhanden. In einigen Monaten schließen sich uns zwei weitere Linienschiffe an, und inzwischen werden wir wissen, was die Froschfresser beabsichtigen, wie?« Er lehnte sich behaglich zurück und lächelte. Er sieht eher wie ein reicher Kaufmann aus als wie ein Marineoffizier, dachte Bolitho flüchtig.
    »Die Franzosen werden früher auslaufen, Sir«, hörte er sich sagen.
    Das Lächeln um Pelham-Martins kleinen Mund blieb. »So, meinen Sie? Woher haben Sie Ihre Informationen?« Er beugte sich etwas vor. »Hat der Admiral mir etwas vorenthalten?«
    Bolitho lächelte. »Nein, Sir. Aber ich habe alle verfügbaren Berichte gelesen und bin der Ansicht, daß die Franzosen bald ausbrechen müssen, wenn sie ihrer Sache dienen wollen.«
    Pelham-Martin nickte langsam. »Das ist ein Meisterstück der Selbsttäuschung, Bolitho.« Er deutete mit einer Hand auf die Heckfenster, durch das von Salz fleckige Glas konnte Bolitho das nächste Schiff erkennen, über dessen Bug sich Sprühwasser ergoß, das dennoch den Eindruck unüberwindlicher Stärke machte.
    Der Kommodore fügte ruhig hinzu: »Diese Schiffe werden jede derartige Torheit verhindern.« Er schien ungeduldig zu werden und zog unter einigen in Leder gebundenen Büchern eine Karte hervor.
    »Wir stehen hier.« Er deutete mit einem rosa Finger auf die Karte.
    »Und ich habe die beiden Fregatten
Spartan
und
Abdiel
vor dem südlichen Fahrwasser stationiert, um uns vor jedem Versuch des Feindes zu warnen, aus spanischen Gewässern in dieses Gebiet vorzustoßen.« Sein Finger bewegte sich zu der langgestreckten Küstenlinie um die Gironde. »Hier habe ich meine dritte Fregatte, die
Ithuriel,
eingesetzt, um jeden Versuch der Franzosen zu beobachten und zu melden, Bordeaux nach Norden zu verlassen.«
    Bolitho blickte auf. »Und die Schaluppen, Sir?« Wieder ein angedeutetes Kopfschütteln von Kapitän Winstanley, aber Bolithos Ärger über Pelham-Martins unbekümmertes Beiseiteschieben seiner Gedanken ließ ihn jede Vorsicht vergessen.
    »Die Schaluppen?« Pelham-Martin nickte ernst. »Sie haben Ihre Berichte in der Tat gelesen, Bolitho.« Das Lächeln verschwand.
    »Ich habe sie nach Vigo geschickt, um – nun – um zusätzliche Vorräte zu holen.«
    Bolitho blickte beiseite. Das war unglaublich! Vigo an der Nordwestküste Spaniens lag über vierhundert Meilen entfernt. Von der Gironde-Mündung noch weiter entfernt als selbst Plymouth!
    Die Hand des Kommodore begann, einen lautlosen Wirbel auf der Tischkante zu schlagen. Wie zwei glatte rosa Krabben. Er fragte ruhig: »Sie scheinen das zu mißbilligen?«
    Bolithos Stimme blieb beherrscht. »Die Fregatte
Ithuriel
steht ganz allein zu dicht unter Land, Sir. Und die beiden anderen Fregatten sind zu weit entfernt im Süden, um sie zu unterstützen, wenn sie angegriffen wird.«
    Pelham-Martin musterte ihn ein paar Sekunden. »Der Kommandant der
Ithuriel
hat Befehl, meinen
Befehl,
verstehen Sie, zum Geschwader zurückzukehren, sobald er Anzeichen feindlicher Aktivität wahrnimmt.« Ein leichtes Lächeln erschien wieder. »Soviel ich weiß, sind Sie Kommandant einer Fregatte gewesen. Sicher werden Sie dem Kommandanten der
Ithuriel
die Möglichkeit nicht streitig machen wollen, zu beweisen, was er wert ist, oder?«
    Bolitho entgegnete nüchtern: »Er hätte überhaupt keine Chance, Sir.«
    Kapitän Winstanley regte sich in seinem Sessel. »Was Captain Bolitho sagen will, ist…«
    Pelham-Martin hob eine Hand. »Ich weiß, was er sagen will, Winstanley! Für ihn ist Blockadedienst nichts, meine Güte, nein, er will geradewegs auf die Küste lossegeln, um irgendein erbärmliches Schiff aufzubringen. Wegen des Prisengeldes, zweifellos.«
    »Nein, Sir!« Bolitho packte die Armlehnen seines Sessels. Er hatte einen schlechten Anfang gemacht. Seine Sorgen wegen Inch und Stepkyne, sein beinahe erfolgter Sturz ins Wasser unter den Augen des Geschwaders hatten seine normale Zurückhaltung im Umgang mit Vorgesetzten beeinträchtigt. »Aber ich glaube, so lange wir nicht genau wissen, gegen wen und was sich unsere Blockade richtet,

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