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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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einen Augenblick befürchtete, ihm sei etwas entgangen. Doch das grimmige Gesicht von Fitzmaurice belehrte ihn eines Besseren.
    Pelham-Martin legte eine Hand auf Bolithos Arm. »Keine Sorge.
    Wir werden zu gegebener Zeit einen Bericht schicken.« Er legte den kleinen Kopf schräg und lächelte mild. »Sie können morgen zur Küste segeln und Kontakt mit der
Ithuriel
aufnehmen. Wie gefällt Ihnen das?«
    Der Kommodore hatte dann in seiner Kajüte für die drei Kapitäne ein Festmahl angeordnet, nachdem er erst eine kurze schriftliche Bestätigung aufgesetzt hatte, welche die Korvette zu Vizeadmiral Cavendish zurückbringen sollte. Offensichtlich war er stark versucht gewesen, sarkastische Beileidsbekundungen hinzuzufügen, doch selbst er wußte, daß dies genau als das aufgefaßt werden würde, was es war: als offener Hohn für Cavendishs Mißgeschick.
    Während der ganzen Mahlzeit kochte Bolitho innerlich über die Verzögerung. Vor der Gironde-Mündung mochten ein paar Schiffe sein, und es bestand auch die Möglichkeit, etwas gegen sie zu unternehmen. Wenn es dort nichts von Wert gab, konnte er seine kurze Freiheit von Pelham-Martins Schürzenbändern vielleicht nutzen, um ein Stück weiter an der Küste entlangzulaufen, um Informationen zu bekommen, wenn nichts Besseres zu finden war.
    Offensichtlich verfügte Pelham-Martin über gute Beziehungen, dachte er. Während der Mahlzeit warf er mit Namen und Titeln von Personen um sich, die er kannte, sprach über Affären bei Hof und im Parlament, und wenn auch nur die Hälfte stimmte, war es für Bolitho kein Wunder, daß er in der Lage war, die Feindschaft seines Admirals zu überstehen.
    Er hatte eine Art, die Gefahr, die von der Ansammlung der französischen Schiffe drohte, zu verniedlichen oder sie zu ignorieren, die einen rasend machen konnte; aber gleichzeitig hatte er auch etwas beinahe Liebenswertes an sich. Aus eigener Tasche hatte er frisches Obst bezahlt, das von Vigo herbeigeschafft wurde, genug für jeden einzelnen an Bord der drei Schiffe, die seinem unmittelbaren Befehl unterstanden.
    Während Bolitho eine Orange schälte und zuhörte, wie Fitzmaurice zum x-ten Mal ausführlich die letzten Augenblicke von Howes Sieg am 1. Juni schilderte, dachte er an Falmouth; ob auch Cheney jetzt wohl an ihn dachte, ob das alte graue Haus jetzt von Schnee bedeckt war, ob sein Kind ein Junge oder ein Mädchen sein würde? Ihm war es gleichgültig, wenn nur Cheney glücklich wurde.
    Schließlich war das Essen zu Ende, und Bolitho, der dafür dankbar war, kehrte ohne jede weitere Verzögerung auf sein Schiff zurück. Zu seiner Überraschung erschien es ihm sehr still zu sein; von der diensthabenden Wache abgesehen, lag das Hauptdeck völlig verlassen da. Nur von der Offiziersmesse her waren melodische Töne zu hören, und sie beschränkten sich auf eine tiefe Baßstimme, die ein bei Seeleuten beliebtes, sentimentales Lied vortrug, offenkundig die Stimme von Gossett.
    Inch erwartete ihn und erklärte auf seine Frage: »Die meisten liegen schon in ihren Hängematten, Sir.«
    Bolitho nickte. Nach wochenlangen Strapazen in Wind und Wetter hatten die reichliche warme Verpflegung und die zusätzliche Ration Rum keine Stimmung für weiteres Feiern aufkommen lassen.
    »Gut. Wir lassen sie in Ruhe, Mr. Inch, bis es Zeit ist, die Wache an Deck zu rufen.« Plötzlich fiel ihm Inchs erschöpftes Gesicht auf.
    »Haben Sie gut gegessen?«
    Inch scharrte verlegen. »Ich hatte sehr viel zu tun, Sir.«
    Bolitho musterte ihn verständnisvoll. Selbstverständlich würde sich Inch niemals den anderen anschließen, solange sein Kommandant abwesend und auf dem Flaggschiff war. Unvermittelt trat ihm das Bild von Inch vor Augen, wie er diensteifrig und besorgt durch die Decks hetzte, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war, sich bemühte, sein Bestes zu geben.
    Einer Eingebung folgend, sagte er: »Kommen Sie mit nach achtern, Mr. Inch.« Sie gingen zur Kampanje. »Wir werden morgen bei Tagesanbruch das Geschwader verlassen und Sichtkontakt mit der
Ithuriel
suchen.« Er nickte dem auf Wache stehenden Marinesoldaten zu und trat in seine Kajüte, wo Petch zu einer Kugel zusammengerollt fest schlief.
    Bolitho grinste und schnallte seinen Säbel ab. »Trinken Sie ein Glas mit mir, Mr. Inch.«
    Inch nahm seinen Hut ab und drehte ihn zwischen den Händen. Er blickte sich in der Kajüte um und dachte vermutlich an andere Tage, als er nur Fünfter Offizier gewesen und Bolitho an Bord gekommen

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