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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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lebhafter als sonst.
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Sie können die Leute zum Frühstück entlassen, Mr. Inch. Sie haben hart gearbeitet und in der frischen Luft sicher einen gesunden Appetit entwickelt.« Er überlegte flüchtig, ob gepökeltes Schweinefleisch und eisenharte Schiffszwiebäcke bei der Hälfte der Leute nicht Übelkeit verursachen würde, fügte aber hinzu: »Wir wollen mehr Leinwand setzen, sobald es hell wird.« Er nickte Inch zu und ging dann in seine Kajüte. Unten warf er den abgetragenen Uniformrock auf einen Stuhl und setzte sich an den Schreibtisch. Petch hatte ihm einen Teller und dampfend heißen Kaffee hingestellt und war dabei, in der Pantry das Frühstück für seinen Herrn zuzubereiten. Selbst Petch schien sich mit der Gewohnheit seines Herrn abgefunden zu haben, die Mahlzeiten am Schreibtisch statt am Eßtisch einzunehmen.
    Aber Bolitho saß gern in der Kajüte mit nichts als den großen Heckfenstern zwischen sich und der offenen See. Manchmal konnte er das Schiff mit seiner rastlosen Besatzung aus den Gedanken verbannen und einfach hinaus in die Ferne blicken. Es war reiner Trug, bot ihm aber einen gewissen Trost, wenn er ihn am meisten brauchte.
    Heute war es noch zu dunkel, um mehr als das weiße, schäumende Kielwasser zu sehen. Aber im Augenblick war er zufrieden. Etwas zu unternehmen, was es auch war, war besser, als nichts zu tun. Er lauschte auf die Geräusche um sich herum: das vibrierende Knarren der Ruderanlage, das Gurgeln und Klatschen des Wassers, das Seufzen und Brausen des Windes in der Takelage, während das Schiff Fahrt vermehrte und dem unsichtbaren Land entgegensegelte.
    Petch stellte das Frühstück auf den Schreibtisch und trat zurück, um Bolithos Reaktion zu beobachten. Eine Scheibe fettes Schweinefleisch, in Zwiebackmehl braun geröstet, zwei Scheiben Schiffszwieback, mit schwarzem Sirup dick bestrichen, und Kaffee. Reichlich spartanisch für einen Kommandanten, aber willkommener und ermutigender als Pelham-Martins üppige Tafel.
    Das war alles viel zu gut, um lange anzuhalten. Später ging Bolitho auf das Achterdeck und beobachtete die Leute, die mit Scheuersteinen und Schrubbern fleißig arbeiteten, und die Marinesoldaten bei ihrem Drill. Bolitho hatte das Gefühl, daß alles anders geworden wäre.
    Gossett rief plötzlich aus: »Der Wind schralt, Sir.«
    Bolitho spähte zum Wimpel am Masttopp hinauf. Unberechenbar wie immer, wandte das Wetter in der Biskaya sich gegen ihn, und schon begannen die Marssegel nervös zu killen.
    »Wir wollen um zwei Strich abfallen«, sagte er. »Steuern Sie Nordost zu Ost.«
    Stepkyne hatte Dienst als Offizier der Wache und sah aus, als hätte er am Tag vorher stark getrunken. »Midshipman der Wache!
    Lassen Sie die Leute an die Brassen pfeifen, und Beeilung dabei!« Noch während das Schiff schwerfällig auf seinen neuen Kurs einschwenkte, erkannte Bolitho, daß es nicht ausreichte. Der Wind sprang noch weiter um und verlor an Kraft. Der Wimpel am Masttopp zuckte und knallte wie die Peitsche eines Fuhrmann, statt steifzustehen.
    Gossett trat an Bolithos Seite und murmelte: »Wir müssen über Stag gehen, Sir.« Er wischte sich mit seiner rauhen Hand über das Kinn. »Ich nehme an, daß wir den Wind direkt vom Land her haben, ehe die Wache wechselt.«
    Bolitho blickte ihn ernst an. Gossett irrte sich selten bei seinen Voraussagen. »Also gut. Legen Sie sie auf Backbordbug. Wir müssen noch weit nach Norden, wenn wir die
Ithuriel
heute finden wollen.«
    Er lächelte Gossett zu, aber innerlich war er wütend und enttäuscht. Doch da der Wind noch weiter umsprang, wußte er, daß er nichts anderes tun konnte. Gegen zwei Glasen der Vormittagswache wehte der Wind stetig aus Nordost und wich damit etwa um neunzig Grad von seiner ursprünglichen Richtung ab. Statt also mühelos einen Punkt zu erreichen, von dem aus sie die Fregatte sichten und Signalkontakt mit ihr aufnehmen konnten, mußten sie bis weit in den Norden der Flußmündung aufkreuzen und den abflauenden Wind so gut wie möglich nutzen.
    Inch kam über das Deck und sagte: »Es wird Stunden dauern, ehe wir wieder wenden können, Sir.« Auch er schien enttäuscht.
    Bolitho beobachtete, wie die Rahen knarrend herumschwenkten, und spürte, daß das Schiff fast zum Stehen kam, als es mit schlagenden Segeln durch den Wind ging, ehe sie sich wieder füllten und die
Hyperion
dadurch stark krängte, bis sie sich aufrichtete und den endlosen Reihen kleiner, hüpfender Schaumkronen

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