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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Gossett.« Er blickte zu dem flatternden Wimpel hinauf.« Wir haben keine Zeit, das Geschwader zu informieren, selbst wenn wir es finden könnten.« Seine Stimme klang härter. »Sobald es ganz dunkel ist, wenden wir und versuchen, wieder eine Position im Norden der Flußmündung zu gewinnen. Ich habe keinen Zweifel, daß der Kommandant der Fregatte, wer das auch ist, über Nacht vor Anker gehen wird. Er wird wissen, daß viele Tage, vielleicht sogar Wochen, vergehen werden, ehe wieder ein Schiff von unserem Geschwader hier erscheint.«
    Er versuchte, die Erbitterung in seiner Stimme zu unterdrücken. Wenn Pelham-Martin seine drei Fregatten und möglichst auch die Schaluppen in einem engen Bogen und in Sichtweite voneinander um das zu überwachende Gebiet konzentriert hätte, wäre es nie dazu gekommen. Im gleichen nüchternen Ton fuhr er fort: »Wir werden so nahe an das Ufer heranlaufen, wie es uns möglich ist. Sobald sich das erste Tageslicht zeigt, will ich den Wind im Rücken haben.« Er warf einen kalten Blick auf die nächsten Kanonen.
    »Diesmal werde ich als erster reden, und zwar nachdrücklich.«
    Als sich die Wolkenbänke auf den Horizont legten und das Meer in völlige Dunkelheit hüllten, schritt Bolitho immer noch auf dem Achterdeck hin und her. Er war vom Sprühwasser bis auf die Haut durchnäßt, spürte aber nichts davon. Er hatte die Fregatte wieder vor Augen, empfand die Arroganz ihres Kommandanten, als er auf die Signale des Zweideckers antwortete. Es war um Haaresbreite gegangen. Wenige Minuten später hätten sich die beiden Schiffe getrennt. Dann hätte die
Hyperion
dem Kommodore gemeldet, daß es nichts Ungewöhnliches zu berichten gab, und Pelham-Martin wäre nur allzu bereit gewesen, diese Meldung zu akzeptieren.
    Und die Fregatte? Er blieb unvermittelt stehen, und der Rudergänger blinzelte beunruhigt im Licht der Kompaßlampe, als Bolitho durch ihn hindurchstarrte. Sie konnte ihren Vorgesetzten melden, daß die Engländer getäuscht worden waren. Er runzelte die Stirn. Aber in welcher Absicht? Er nahm sein ruheloses Hin und Her wieder auf, war völlig von seinen Gedanken in Anspruch genommen und von der Frage, was das alles für ihn und sein Schiff bedeuten konnte.
    Selbst mit einer schlecht gezielten Breitseite hätte die
Hyperion
die Fregatte entmasten können, als sie an ihr vorbeilief. Angenommen, sie befand sich nicht mehr auf ihrer Position, wenn die Morgendämmerung kam? Pelham-Martin bekam dann nicht einmal die Befriedigung zu wissen, daß ein feindliches Schiff vernichtet worden war, wenn er in seinem Bericht an Cavendish den Verlust der
Ithuriel
eingestand. Und der Kommodore würde nicht geneigt sein, die Schuld allein auf sich zu nehmen, war Bolithos ergrimmte Schlußfolgerung.
    Aber was konnte den Franzosen zu seinem Verhalten veranlaßt haben? Dafür mußte es einen Grund geben.
    Schließlich fühlte Bolitho sich ausgelaugt; ihm wurde plötzlich eiskalt, und er sagte erschöpft: »Ich gehe schlafen, Mr. Stepkyne.
    Lassen Sie mich bitte eine halbe Stunde vor Beginn der Morgenwache wecken.«
    Als er in die Dunkelheit der Hütte trat, hörte er eine Stimme bewundernd murmeln: »Der hat vielleicht Nerven! Hat so einen verdammten Froschfresser im Visier und krümmt ihm kein Haar.« Darauf Gossetts tiefer Baß: »Halt deine verdammte Klappe!
    Du kannst sie noch weit genug aufreißen, wenn die Kanonen donnern. «
    Bolitho trat in seine Kajüte und schlug die Tür hinter sich zu. Ein paar Augenblicke blieb er völlig ruhig stehen, die Schulter gegen die Schottwand gestützt, während er mit leeren Blicken auf die schwankenden Lampen starrte.
    Gossett wußte Bescheid. Weniger als ein Viertel der Besatzung hatte schon einmal den Fuß an Bord eines Schiffes gesetzt, ehe sie auf die
Hyperion
kamen, gar nicht davon zu reden, daß sie je das Grauen einer feindlichen Breitseite erlebt hätten.
    Er preßte die Augen zu und versuchte, sich von seinen Zweifeln freizumachen. Es gab gar keine Wahl; schon seit dem Augenblick nicht mehr, als er das kaltblütige Täuschungsmanöver des französischen Kommandanten durchschaut hatte.
    Beinahe hätte es geklappt, und das war das schlimmste. Trotz seiner großen Erfahrung und seiner Ausbildung hatte er nur das gesehen, was man von ihm erwartete. Der Kommandant der Fregatte hatte zwar darauf gesetzt, aber auch die Folgen eines Fehlschlags mußten ihm bewußt gewesen sein. Jede Minute mußte ihm wie eine Stunde erschienen sein, als die
Hyperion
mit zwei

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