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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nachdenklich. »Waren Sie vielleicht unser Gefangener?« Nachsichtig schüttelte er den Kopf. »Das könnte im Krieg schon passieren.«
    Der Holländer lächelte. »Nachdem ich den Arm verloren hatte, wurden mir unsere englischen Kriegsgefangenen unterstellt.« Bolitho hüstelte diskret. »Der Gouverneur würde vielleicht gern in die Kajüte gehen, Sir.«
    Pelham-Martin erholte sich schnell von seiner Verwirrung, warf Bolitho aber einen wütenden Blick zu. »Ganz richtig!«
    Doch der Holländer schüttelte den Kopf. »Davon will ich nichts hören. Kommen Sie bitte an Land und als Gast in mein Haus. Kapitän Mulder wird Ihnen hier an Bord jede Hilfe leisten, die wir bieten können.« Er sah Bolitho forschend und mit dem gleichen Verständnis in den tiefliegenden Augen an. »Wir sind gut versorgt und, wie ich glaube, auch in der Lage, alle Ihre Bedürfnisse zu befriedigen.« Wieder streckte er die Hand aus. »Wir stehen in Ihrer Schuld und werden unser Bestes tun, um uns für Ihre Tapferkeit zu bedanken.«
    Während die Pfeifen schrillten, folgte er Pelham-Martin in das längsseit liegende Boot hinunter.
    Bolitho stand an der Schanzpforte und beobachtete, wie das Boot, von kräftigen Schlägen getrieben, dem Ufer zustrebte. Die meisten der Rudergasten waren entweder Farbige oder Mischlinge, aber sie boten keinen Anlaß, an ihrer Haltung oder Disziplin zu zweifeln.
    Mulder sagte leise: »Sie sehen erschöpft aus. Es kann nicht leicht sein, unter einem Mann zu dienen, dem es so an Verständnis mangelt.«
    Bolitho blickte ihn scharf an, aber der andere Kapitän sah nach oben in die Takelage, wo mehrere Matrosen bereits Leinen einscheren, um die neue Maststenge hinaufzuhieven.
    Knapp erwiderte er: »Ihr Gouverneur ist sicher schon sehr lange hier?«
    Mulder nickte. Mit gegen den Sonnenglast zusammengekniffenen Augen und professionellem Interesse beobachtete er die hoch über Deck arbeitenden Toppsgasten. »Dreißig Jahre, um genau zu sein. Zunächst als aktiver Offizier und später als Gouverneur. St. Kruis ist jetzt seine Heimat, genauso wie für mich.« Er schien nicht bereit zu sein, dieses Gespräch fortzusetzen, sondern fügte knapp hinzu: »Und jetzt sagen Sie mir, was Sie brauchen.«
    Bolitho lächelte knapp. De Block mochte nicht durchschaut haben, daß das Grußzeremoniell gar nicht ihm zugedacht gewesen war, doch offensichtlich hatte er begriffen, welche Rolle Pelham Martin während des Gefechts gespielt hatte. Er war scharfsinnig und weise; Neid und Mißgunst waren ihm an anderen nicht fremd. Bolitho hoffte, daß Pelham-Martin nicht so dumm war, den einarmigen Gouverneur von St. Kruis zu unterschätzen.
    Eine Stunde, nachdem Mulder mit seiner Anforderungsliste von Bord gegangen war, kamen die ersten Bootsladungen Lebensmittel längsseit. Die Bewohner von St. Kruis waren wie die Bootsbesatzung des Gouverneurs eine Mischung aus allen Rassen der Karibik. Lachend und schwatzend schwärmten sie über die Decks, zeigten Mitgefühl für die Verwundeten, die in bequemere Quartiere an Land gebracht wurden, und Gutmütigkeit den Matrosen gegenüber, die sich um sie drängten, sie berührten und sich eigener Wörter und Gesten bedienten, um die letzten Barrieren der Fremdheit zu überwinden.
    »Es ist wie eine andere Welt, Sir«, sagte Inch. Bolitho nickte. Er hatte das gleiche gedacht.
    Die holländische Flagge wehte über dem alten Schiff und der Stadt, aber die Bewohner der Insel hatten sich im Lauf der Jahre so vermischt, waren so sehr auf sich selbst gestellt gewesen, daß es ihnen schwerfallen würde, sich fremder Herrschaft zu beugen. Gleichgültig, wer das sein mochte.
    Allday kam nach achtern und grüßte. »Befehle für mich, Captain?«
    Bolitho reckte die Arme und sah den Riß in seinem Hemd, den die Musketenkugel im Ärmel hinterlassen hatte. War es möglich?
    Konnte er dem Tod so nahe gewesen sein?
    Er sagte: »Nehmen Sie die Gig, Allday, und gehen Sie an Land. Halten Sie Augen und Ohren offen, verstanden?«
    Alldays Gesicht blieb ausdruckslos. »Verstanden, Captain.« Dann grinste er. »In einer Stunde bin ich wieder an Bord.«
    Bolitho dachte plötzlich an frisches Wasser und ein sauberes Hemd. Er nickte Inch zu und ging nach achtern zum Kartenraum. Kommodore und Gouverneure mochten über hohe Politik diskutieren, dachte er grimmig. Aber die Alldays dieser Welt erfaßten oft den Kern der Dinge in der Hälfte der Zeit.
    Für die Besatzung der
Hyperion
waren die Tage nach ihrer Ankunft in St. Kruis mit nichts

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