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Feind in Sicht

Feind in Sicht

Titel: Feind in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wahrzunehmen, und als er über eine große getrocknete Blutlache ging, wo wenige Schritte entfernt ein Mann gestorben war, zuckte er nicht einmal zurück.
    Pelham-Martin fragte: »Wann werden Sie die neue Großmaststenge aufgeriggt haben?«
    Bolitho erwiderte: »Mr. Tomlin ist bereits dabei, Sir. Wir hatten in Plymouth reichlich Ersatzmaterial geladen.«
    »Welch ein Glück, Bolitho.«
    Ein Matrose rief: »Von dem Holländer kommt ein Boot herüber!«
    Pelham-Martin verzog das Gesicht. »Verdammt! Dann muß ich wohl noch eine Weile an Bord bleiben.«
    Inch eilte zur Schanzpforte, dankbar für diese unerwartete Störung. Er hatte bemerkt, daß Bolithos Augen wieder hart geworden waren, und verfluchte innerlich Pelham-Martins Dummheit und Ignoranz. Dachte der denn nicht, wieviel Mühe und Schweiß es Bolitho gekostet hatte, dieses Ersatzmaterial einer Werft abzupressen, die große Übung darin besaß, einem Schiff gerade nur die dürftigste Ausrüstung zuzugestehen?
    Er rief: »Das Boot hat einen Kapitän an Bord!« Er blinzelte.
    »Nein, Sir:
zwei
Kapitäne!«
    Der Kommodore knurrte: »Die kommen doch nur, um mit ihrem Anteil an der ganzen Angelegenheit zu prahlen. Sollte mich jedenfalls nicht wundern.«
    Das Boot legte an den Ketten an, und als die Pfeifen schrillten * Spitzname für Seesoldaten und die Marinesoldaten ihre Musketen mit aufgepflanzten Bajonetten präsentierten, erschien der erste Besucher in der Schanzpforte.
    Er nahm seinen Hut ab und sah sich langsam auf dem von Menschen wimmelnden Hauptdeck um. Sein Blick blieb auf der Reihe eingenähter Leichen haften, auf den zersplitterten Planken, dem abgerissenen, herumliegenden Tauwerk. Er war ein älterer Mann, wahrscheinlich schon über sechzig, und sein linker Ärmel war leer und unter einem strahlenden goldenen Orden an die linke Brustseite geheftet. Sein Haar war beinahe weiß, aber sein Gesicht war von der Sonne wie Mahagoni gebräunt und sein Schritt so sicher und leicht wie der einer Katze.
    Dann sah er Pelham-Martin und trat vor, um ihn zu begrüßen.
    »Ich darf Sie und Ihre Schiffe in St. Kruis willkommen heißen, Sir. Ich bin Pieter de Block, Gouverneur meines Landes und Ihr Verbündeter.« Sein Englisch kam zögernd, war aber ausgezeichnet.
    »Ich besuchte eine andere Insel und kehrte gerade rechtzeitig zurück, um Zeuge Ihres tapferen Kampfes zu werden.« Seine innere Anteilnahme war offensichtlich. »Ich kann nachempfinden, was diese Entscheidung Sie gekostet haben muß, und habe mit eigenen Augen einige Ihrer Opfer gesehen. Es ist unglaublich. Und jetzt«, mit ausholender Geste schwenkte er seinen Hut vor den Anwesenden, »jetzt haben Sie noch die Kraft und das Pflichtgefühl, mir diesen würdigen Empfang zu bereiten.«
    Pelham-Martin schluckte schwer und errötete. »Ich heiße Sie willkommen, Sir, und übermittle Ihnen die Grüße König Georgs.« Nach einem raschen Blick auf Bolitho fügte er hinzu: »Unsere Pflicht war klar, und ich bin wirklich glücklich, daß ich die Absichten des Feindes zunichte machen konnte.«
    De Block nickte ernst. »Und dies ist Kapitän Willem Mulder von der
Telamon.
Er ist ebenso kampfbegierig wie Ihre Leute, doch halte ich es für klüger, daß Sie Ihre Schiffe erst wieder einsatzfähig machen. Ist es nicht so?«
    Der Kommandant der
Telamon
war schlank und drahtig und ebenso sonnengebräunt wie sein Gouverneur. Auch er studierte die Beschädigungen der
Hyperion,
beherrschte aber seinen Gesichtsausdruck etwas besser als sein Vorgesetzter.
    Pelham-Martin antwortete: »Und dies ist mein Kommandant, Kapitän Richard Bolitho.«
    Bolitho trat vor. Der beobachtenden Augen ringsum war er sich bewußt, auch Inchs offenkundiger Wut über die Großspurigkeit, mit der Pelham-Martin alles Verdienst für sich in Anspruch nahm, vor allem aber fühlte er den festen Händedruck des Holländers.
    De Block sah ihn ein paar Augenblicke forschend an, ohne seine Hand loszulassen. Er schien in Bolithos angespannten Gesichtszügen eine Antwort zu finden, denn er sagte unvermittelt: »Ganz, wie ich mir’s gedacht habe, Kapitän!« Und nach einer Pause: »Meinen tiefempfundenen Dank.«
    Pelham-Martin sagte abrupt: »Sie sprechen sehr gut englisch.«
    »Nun, wir haben viele Kriege gegeneinander geführt.« De Block zuckte vielsagend mit den Achseln. »Seit ich meinen Arm verlor, hatte ich reichlich Gelegenheit, mit Ihren Landsleuten zusammenzukommen und ihre Lebensweise und Sprache kennenzulernen.«
    Der Kommodore musterte ihn

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