Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
verschlossen
bliebe.«
    Helion lachte auf. »Wir ziehen in den Krieg! Wir werden auf dem
Schlachtfeld stehen.«
    Der Knappe stierte vor sich hin, bevor er den schwermütigen Gedanken
in einem weiteren Schluck ertränkte. »Mag sein. Aber nicht heute und auch nicht
morgen.«
    »Dort draußen steht ein Barbar kurz davor, einem ilyjischen Baron
eine Rippe aus der Brust zu reißen, um sie als Zahnstocher zu benutzen.«
    »Das zu verhindern scheint eine Tat zu sein, die eines Paladins
würdig wäre«, versetzte der Junge verträumt.
    Helion eilte hinaus. Das Rufen war lauter geworden. Weitere Barbaren
waren hinzugekommen, sie waren jetzt zu fünft. Während der erste keine Waffen
trug, hatten die anderen ein Arsenal aus Keulen und Äxten dabei, verstärkt um
kleinere Klingen, die sie auf ihren Raubzügen erbeutet hatten. Schwerter
wirkten an ihnen beinahe wie Dolche.
    Als Helion die Streithähne erreichte, sah er ein weiteres Messer
aufblitzen, allerdings in der Hand eines Ilyjiers, der den Rücken eines
Barbaren wohl als verlockendes Ziel ansah. Ohne nachzudenken, warf sich Helion
dazwischen.
    Die Klinge traf auf den unnachgiebigen Brustpanzer seiner
Vollrüstung. Der Stoß war mit solcher Wucht geführt, dass er Helion zurückwarf,
gegen den Rücken des Barbaren, in den die Waffe bis zum Heft eingedrungen wäre.
So führte der unerwartete Widerstand dazu, dass sie ihrem Träger entfiel.
    »Bist du toll?«, schrie Helion und schlug dem Mann quer über den
Mund, dass er zu Boden stürzte.
    Das Gezeter verstummte. Barbaren, Jassers Gefolge und Zuschauer
bildeten einen Kreis um Helion und den Entwaffneten, der sich mühsam wieder
aufrappelte.
    »Sie haben uns zuerst angegriffen!«, spie er ihm entgegen. »Ihr
solltet auf unserer Seite streiten!«
    »Das tue ich! Aber eure Seite ist auch ihre!« Er zeigte auf die
Barbaren. »Was immer wir an Streit haben, müssen wir aufschieben bis zu dem
Tag, da wir den Schatten Einhalt geboten haben.«
    »Warum sagt Ihr mir das? Diese Riesen sind zu uns gekommen und haben
ohne Vorwarnung auf uns eingeprügelt. Den Barbaren ist nicht zu trauen, das
weiß jedermann!«
    Der Hüne, der zuerst erschienen war, trat auf Helion zu. Er war
deutlich älter als seine Kameraden, ein Umstand, der dem ersten Blick durch
Wildheit und Kraft verborgen blieb. Seine dunklen Augen betrachteten Helion
genau.
    Er zeigte auf die Spur, die der Dolchstoß über Helions Brustpanzer
gezogen hatte. »Es scheint mir selten, dass die erste Schramme in der Rüstung
eines Mondschwerts vom Schutz eines Broniers kündet.« Er streckte ihm die
Pranke entgegen. »Ich bin Estrog, Kriegshäuptling dieses wilden Haufens.«
    Seine Männer stimmten ein Gejaule an, das an tollwütige Hunde
erinnerte und wohl als Zustimmung gelten konnte.
    Helion griff den Unterarm seines Gegenübers und war froh, dass seine
Rüstung ihn vor Blessuren schützte, als der Barbar zupackte. Er musste den Kopf
in den Nacken legen, um seinem Gegenüber aus dieser Nähe ins Gesicht zu sehen.
    »Sagt mir, Estrog«, verlangte er zu wissen, ohne den Arm
loszulassen, »was bringt einen starken Krieger dazu, diese Leute so
zuzurichten?«
    Estrog zog die Brauen zusammen. »Sie haben meinen Sohn vergiftet. Er
wurde schwach auf den Beinen. Man konnte ihn mit einem einzigen Hieb
niederschlagen.«
    »Wer hat Euren Sohn geschlagen?«
    »Argon. Es war eine freundschaftliche Prügelei. Wie jeden Abend.«
    Helion versuchte, sich eine freundschaftliche Prügelei vorzustellen.
Möglicherweise war das so etwas wie eine Fechtübung?
    »Vielleicht hat Argon nur besonders fest zugeschlagen?«
    »Jawohl!«, johlte ein Barbar hinter ihm. Die anderen lachten.
    »Nein. Mein Sohn wurde vergiftet.«
    »Was sagst du dazu?«, fragte Helion den Koch.
    »Das ist Unsinn! Er hat von der gleichen Suppe gegessen, die ich
auch Euch kredenzte, Herr Paladin.«
    Und die ich nach zwei Löffeln in den nächsten
Strauch gekippt habe, erinnerte sich Helion. »Und wer hat noch davon
gekostet?«
    »Außer mir selbst? Zum Beispiel der werte Herr Estrog hier. Und noch
eine Handvoll anderer. Dann kamen die Barbaren und verwüsteten alles, kippten
meinen Topf um und die gute Suppe tränkte den Boden.«
    »Und dafür müssen sie zahlen!«, ergänzte Baron Jasser. Er stellte
sich vor seinen Koch. »Ich habe ein teures Gewürz erstanden, das meinem Gaumen
heute schmeicheln sollte.«
    Helion horchte auf. »Und wo habt Ihr es gekauft?«
    »Am Wegesrand. Aber nicht von so einer Bauernvettel, sondern

Weitere Kostenlose Bücher