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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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ihn überrascht. Das wird nicht immer so sein.«
    »So wie Ihr das sagt, könnte man glauben, es wäre Euch lieber
gewesen, er wäre uns entkommen.«
    »Eigentlich nicht. Baron Ranomoff war ein schrecklicher Langweiler.
Es hat mich ein halbes Dutzend Nächte gekostet, seinen Eitelkeiten zu lauschen.
Das fände sicher sogar Ajina unverzeihlich.« Er lachte. »Ich kann nur meine
eigene Eitelkeit ertragen.«
    »Man mag bezweifeln, dass Euer Spiegelbild Euch Anlass dafür
bietet.«
    Die Falten seines Gesichts verschoben sich zu einem zynischen
Lächeln. »Jeder Mann, der es weit bringt in seiner Passion, hat seine Opfer
geleistet.«
    Draußen wurde das Rufen lauter. Helion wandte sich um. Es wäre nicht
weise, länger zu bleiben. Am Ende hätte er seine Beherrschung verlieren können,
und so sehr er den Magier verabscheute, der Meister Treatons Seele verkrüppelt
hatte, war er doch der Mission der Mondschwerter verpflichtet.
    Trotzdem drehte er sich noch einmal um, bevor er vom Wagen
kletterte. »Nicht jeder Mann bringt die eigene Tochter als Opfer dar.«
    Modranel lehnte sich zurück, bis sein Gesicht im Dunkel verschwand.
    »Nun seht Euch an, was Ihr angerichtet habt!«, schrie Baron Jasser
und zeigte dabei auf den Koch, der seine inzwischen nicht mehr blutende
Kopfwunde wie eine Trophäe zur Schau stellte.
    Angesichts seines Gegenübers zeugte das Auftreten des Adligen von
Tollkühnheit. Obwohl Jasser kein kleiner Mann war, überragte ihn der Hüne aus
Bron um einen vollen Schritt. Seine Oberarme hatten einen größeren Umfang als
Jassers Beine. Wo der Ilyjier die Wangen geschabt, den Kinnbart in sorgfältige
Locken gelegt und gewachst hatte, fiel dem Barbaren das dichte schwarze
Gestrüpp auf die nackte Brust. Es war nicht zu unterscheiden, wo das Haupthaar
endete und der Bart begann. Über den unbekleideten Oberkörper zog sich ein Geflecht
von Narben, das bezeugte, dass der Barbar keinen Kampf gescheut hatte. Seine
dunkel glosenden Augen sandten die gleiche Botschaft aus.
    »Er hat meinen Sohn vergiftet«, grollte er. »Wie ein schwaches Weib
ist er umgefallen.«
    Jasser bewies die ungewöhnliche Fähigkeit, die möglichen Folgen
seiner eigenen Worte vollständig zu ignorieren. »Dann verträgt er den Marsch
wohl nicht! Wer weiß, vielleicht hat er in den vergangenen Tagen nur Würmer
gegessen? Er hätte sich früher etwas Ordentliches holen sollen!«
    Helion eilte in Phaistors Zelt, das dessen eifrige Pagen bereits
errichtet hatten. Einer von ihnen maß ihn mit einem prüfenden Blick, als erwäge
er, ihn zurückzuhalten, gab aber dann doch den Weg frei.
    »Herr, es gibt Streit!«, rief Helion, noch während er die Plane
zurückschlug. »Ihr müsst schlichten, um des Zusammenhalts der Truppe willen!«
    Lautes Schnarchen antwortete ihm. Während die Truhen und Säcke mit
der Habe des Kommandanten noch unausgepackt standen, war das Feldbett bereits
aufgestellt. Phaistors Rüstung hing auf dem Gestell, allerdings nicht gerade
gewissenhaft angeordnet. Das weinselige Lächeln des Knappen verriet den Grund
für diese Nachlässigkeit. »Er schläft«, erklärte der Junge überflüssigerweise.
    »Wir brauchen unseren Kommandanten!«, insistierte Helion.
    Der Knappe rieb sich mit der freien Hand die Schläfe. In der anderen
hielt er eine Weinflasche. »Ich bitte Euch, seid nicht so laut.«
    »Ich kann noch viel lauter schreien!«
    Eine schmerzverzerrte Grimasse antwortete ihm.
    »Ich muss sagen, du bist ein Abbild der schlechtesten Eigenschaften
deines Schwertvaters.«
    Mit säuerlichem Lächeln nahm der Knappe einen Schluck.
    »Willst du wirklich so werden?« Helion zeigte auf den schnarchenden
Phaistor. Sein Bart glänzte von dem Wein, der den Weg zwischen die Lippen nicht
gefunden hatte.
    Der Knappe streckte die Beine aus. »Niemand interessiert sich dafür,
was aus mir wird. Meine Eltern sind froh, mich los zu sein, mein Schwertvater
verlangt wenig mehr, als dass ich ihm beim Auskleiden behilflich bin. Warum
sollte es mich kümmern, was aus mir wird?«
    »Wie willst du morgen in den Fechtübungen bestehen, wenn du dich
jetzt so betrinkst?«
    »Ich warte noch auf meine erste Stunde. Ich glaube nicht, dass sie
morgen kommen wird. Eigentlich ist mir das auch ganz recht. Das Fechten sieht
so anstrengend aus.«
    »Wie bist du Knappe geworden, wenn du nicht fechten kannst?«
    »Nun, man mag gegen Meister Phaistor einwenden, was immer man will,
aber sein Name öffnet noch immer so manche Tür, die anderen

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