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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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vor dem Mund des Knappen stoppte.
    Unter dem Johlen der Menge, die sich um den Übungsplatz gebildet
hatte, ließ Karseus seinen Stock fallen. Helion entspannte sich.
    In der Menge, die die drei umstand, hob fachkundiges Gemurmel an.
    Stöhnend kam Pepp auf die Füße. Helion schlug ihm kameradschaftlich
auf die Schulter. »Du hattest recht. Ich war in einer schwachen Position.«
    »Aber warum lag dann ich im Schlamm und nicht Ihr?«
    »Weil ich wusste, was du tun würdest, und du wusstest es von mir
nicht. Meine Stellung war eine Einladung für einen tiefen Angriff. Du hast das
Naheliegende getan, und ich habe darauf reagiert, schon bevor du deinen
Entschluss fasstest. Dazu muss man nicht in den Kopf des Gegners sehen können.
Es reicht, wenn man den eigenen kennt. Vor Jahren hätte ich das Gleiche getan
wie du. Jeder Anfänger hätte das.«
    »Dann war mein Angriff falsch?«
    »Wenn einer im Schlamm liegt und der andere aufrecht steht, dann
liegt der Fehler kaum bei dem, der noch aufrecht steht.«
    Karseus nahm seine Waffe auf. Er wagte nicht, Helion anzusehen. »Wie
lange dauert es, so kämpfen zu lernen?«
    »Wenn du täglich übst, sollten fünf Jahre genügen.«
    »Aber in drei Wochen werden wir an der Front sein!«
    »Darum gilt es, keine Zeit zu verschwenden.« Grinsend stellte sich
Helion auf. Diesmal beugte er die Knie und legte die Hände schulterbreit
voneinander entfernt um den Stab. »Vielleicht solltet ihr bei eurem nächsten
Versuch eure überlegene Zahl nutzen.«
    Karseus nickte und zog Pepp zu sich heran. Flüsternd stimmten sie
ihre Taktik ab, bevor sie sich mit entschlossenen Mienen trennten.
    In sicherem Abstand zu Helion ging Pepp einen Bogen, um hinter ihn
zu kommen. Helion ließ das nicht zu, er drehte sich mit, sodass seine Gegner
schließlich rechts und links von ihm standen.
    Pepps Kampfruf war das Signal für beide. Gleichzeitig stürzten sie
auf ihn zu. Sie holten weit aus. Karseus’ Blick verriet, dass er einen tiefen
Schlag führen wollte, während der abwärts weisende Stock Pepps kaum anderes als
einen hohen Angriff zuließ.
    Blitzartig hockte sich Helion ab. Er rammte seinen Stab Karseus
entgegen in den Boden, sodass dieser darüber stolperte.
    Pepps Stock pfiff heran. Gerade noch rechtzeitig konnte Helion
seinen Stab nach oben stoßen, um ihn abzufangen. Zwar wäre er wie erwartet über
Helion hinweggegangen, hätte aber Karseus getroffen.
    Mit bleichem Gesicht wich Pepp zurück.
    »Wenn man Verbündete auf dem Schlachtfeld hat, muss man nicht nur
beachten, was man treffen will, sondern auch, was man nicht treffen darf«,
erklärte Helion.
    Die Menge lachte.
    Pepp stützte sich betreten auf seinem Stab ab. »Ich muss noch so
viel lernen. Und nach dem, was bei meinem ersten Angriff passiert ist, zweifle
ich daran, dass meine Aktionen überhaupt etwas taugen! Wenn jeder erkennt, was
ich vorhabe, kann ich niemanden überraschen.«
    »Weißt du, was wirklich schwierig zu begreifen ist?« Ernst sah
Helion ihn an. »Du musst üben, bis dir schwarz vor Augen wird und du jede
Kleinigkeit verstehst. Aber dann musst du das alles wieder vergessen. Dir muss
bis in die Haarspitzen bewusst sein, wie du kämpfen willst, aber wenn der Kampf
dann beginnt, darfst du keinen Plan mehr haben. Alles muss so natürlich
geschehen wie bei einem Fluss, der seinen Weg einen Hügel hinab sucht. Das
Wasser macht nie einen Fehler, es fließt immer bergab. Es zögert auch niemals. Aber
es hat auch keinen Willen, keinen Plan, den es verfolgt.«
    Seine Schüler nickten, aber sie sahen nicht überzeugt aus.
    Ein röhrendes Lachen ließ sie aufschrecken. Estrogs gewaltige
Gestalt trat aus dem Kreis der Zuhörer. »Ihr verwirrt diese Burschen, Paladin!
Lasst mich sie eine Lektion lehren, die einfacher zu begreifen ist.« Er nahm
Karseus den Stab aus der Hand, betrachtete ihn wie ein Spielzeug und zerbrach
das Holz dann über seinem Knie. »Wer kämpfen will, braucht Kraft! Kommt mit,
wir suchen uns einen Stein von einigem Gewicht, damit ihr eure Muskeln wecken
könnt.«
    Helion lachte. »Das ist kein schlechter Gedanke. Lasst euch von
unserem Barbarenhäuptling zeigen, was einen Kämpfer ausmacht, der sich in der
Wildnis durchschlägt. Wir machen morgen weiter.«

    Noch waren sie in Ilyjia, wo die Mondschwerter ein Jagdprivileg
besaßen. Morgen schon würde sich der Heerzug nach Ublid bewegen, in dem der
Orden keinen so großen Einfluss hatte. Hätten sie dort dem Wild nachgestellt,
hätte der örtliche Baron sicher

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