Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
Vom Netzwerk:
von
einem weit gereisten Händler. Getrocknete Schoten aus seinem Heimatland. Die
sind hier nirgendwo zu bekommen. Etwas ganz Besonderes!«
    »Kennst du diese Schoten?«, fragte Helion den Koch, der daraufhin
zaghaft den Kopf schüttelte.
    »Du hast deine Suppe abgeschmeckt, nehme ich an?«
    Er nickte.
    »Fühlst du dich schwach?«
    »Natürlich fühle ich mich schwach! Genauer gesagt fühle ich mich,
als habe man mich in das Mahlwerk einer Mühle gestoßen!« Böse funkelte er die
Barbaren an.
    »Was ist mit Euch?«, fragte Helion Estrog.
    »Was soll mit mir sein? Seht Ihr mich etwa wanken, Paladin?«
    »Nein, aber ein starker Mann vermag ein flaues Gefühl im Magen zu
verbergen.«
    Estrog sagte nichts, was Antwort genug war. Helion ließ nun endlich
seinen Arm los. Es stand nicht zu befürchten, dass der Streit zwischen den Barbaren
und Jassers Leuten augenblicklich wieder entbrannte.
    »Habt Ihr noch einige von den Schoten?«, fragte er den Baron.
    »Sicher, ich wollte sie nicht alle auf einmal verbrauchen. Ich habe
sie sogar bei mir.« Er zog einen Beutel aus seinem Gewand.
    Helion schüttete etwas von dem Inhalt in die hohle Hand und roch
daran. »Es ist verdorben.«
    »Wie wollt Ihr das wissen?«, rief der Koch erstaunt. »Kennt Ihr etwa
das Gewürz?«
    »Nein«, gab er zu. »Aber ich habe eine Nase dafür. In meinem Dorf
gab es niemanden, mit dem man lieber auf die Suche nach Pilzen ging. Ich wusste
schon immer, was genießbar ist und was nicht. Das hier ist es nicht.« Er ließ
die kleinen Schoten in den Dreck rieseln. »Niemand wollte jemanden vergiften.
Wer sich schwach fühlt, soll sich von den Priesterinnen ein Brechmittel geben
lassen. Das wird das verdorbene Essen aus dem Bauch holen.«
    Als er bemerkte, dass Ajina ihn ansah, wandte er sich ab und ging
davon.

    Karseus, wie Phaistors Knappe hieß, hatte Helion überrascht. Er
war am Morgen halbwegs manierlich vorstellig geworden und hatte gebeten, am
Abend eine Unterweisung zu erhalten. Da Pepp von der Sache Wind bekommen hatte,
stand Helion nun zwei mit Stöcken bewaffneten Gegnern gegenüber.
    Er hatte seine Rüstung abgelegt. Die Übungswaffen waren ungefährlich
und für die Ausbildung war Beweglichkeit nützlicher als übertriebener Schutz.
    »Dann zeigt mal, was ihr könnt!«, forderte Helion. Er hielt seinen
eigenen Stab mit beiden Händen gefasst waagerecht vor sich. Seine Daumen
berührten sich.
    Karseus ahmte seine Haltung nach, Pepp blickte unsicher. »Ist das
eine Übung, um die Muskeln geschmeidig zu machen?«, fragte er.
    Helion lächelte. So war er früher auch gewesen. »Greift mich einfach
an.«
    »Zu zweit?«
    »Wollt ihr auf Verstärkung warten?«
    »Werdet Ihr keine Verteidigungshaltung einnehmen?«
    »Glaubst du, meine Position sei schwach?«
    Pepp runzelte die Stirn. Er fasste seinen Stock mit beiden Händen am
Ende, als sei er eine Axt, die es weit zu schwingen galt. »Eure Knie sind
durchgedrückt, das macht Euch unflexibel. Die Füße stehen zusammen, dadurch
könnt Ihr Euch nicht vom Fleck bewegen. Eure Waffe ist so hoch, dass Ihr
unterhalb der Brust gänzlich ungedeckt seid.«
    »Dann schlage ich vor, dass du deinen Vorteil nutzt, bevor ich mich
in eine vorteilhaftere Position begebe.«
    Pepp hob und senkte seinen Stock mehrmals, als wolle er sein Gewicht
prüfen. Immerhin schien er Karseus mit seinem kurzen Vortrag beeindruckt zu
haben, denn der Knappe ahmte nun ihn nach statt Helion.
    Pepp stieß einen unartikulierten Schrei aus, wohl um sich selbst Mut
zu machen, und stürmte vor. Er hielt die Schultern tief, als wolle er Helion
damit umrennen.
    Der Zusammenprall kam früher, als Pepp ihn erwartete. Mit einer
schnellen Drehung der Hände kippte Helion seinen Stab, bis er lotrecht stand,
und hechtete nach vorn. Er rammte eine Spitze auf den Boden, stieß sich so ab
und verlängerte seinen Sprung. Halb setzte er über Pepp weg, der mit seinem
eigenen Stock voran gegen Helions Waffe prallte. Da Helions gesamtes
Körpergewicht darauf lastete, blieb der Stab unbewegt wie ein Baum. Er trat auf
Pepps Rücken, was den Fall des Jungen beschleunigte.
    Helion fasste bereits Karseus ins Auge, der erschrocken
zurücktaumelte. Kaum hatten die Füße des Paladins auf festem Boden aufgesetzt,
stieß er seinen Stab vor. Dabei ließ er die Hände locker, sodass das Holz, vom
Schwung getragen, durch die Finger vorwärts schoss. Wie ein Pfeil zischte es
auf Karseus’ Gesicht zu, bis Helion zupackte und damit seine Bewegung einen
Fingerbreit

Weitere Kostenlose Bücher