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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Stunde für Pepp nicht mehr gewesen sein als ein Traum. Von keinem
Menschen durfte man verlangen, seine Träume aufzugeben.
    Aber die Gefahr war zu groß. Die Schattenherren hatten ihre Spione
überall, denn ihre Verlockung war nicht nur Reichtum, sondern die
Unsterblichkeit der Nacht. Ein unbedachtes Wort, aus Pepps weinseligem Mund in
irgendeiner Taverne gelallt, konnte ihre einzige Hoffnung zunichtemachen,
Lisanne zu besiegen und die Silberminen zu halten. Ohne Silberminen würde man
in einigen Jahren keine Waffen mehr schmieden können, die auch einem Osadro
Wunden schlugen. Die Reiche der Menschen wären endgültig verloren. Jeder
Herrscher würde das wissen. Die meisten würden versuchen, mit Ondrien zu
verhandeln, solange es noch etwas zu verhandeln gab. So wie Baron Truber, der
eigentlich kein schlechter Mensch war, strebte er doch nur danach, sein Volk zu
schützen. Vor seinem geistigen Auge sah Helion endlose Karawanen von Kindern in
das gnadenlose Eis des Nordens ziehen.
    Er konnte Pepps Wunsch nicht erfüllen. Aber was dann? In den Kerker
mit ihm? Man konnte ihn fesseln und vielleicht würde Helion erreichen, dass man
ihn auch knebelte. Aber er musste essen, und wenn man den Knebel herausnahm,
konnte er sprechen. Er war trotzig. Möglich, dass er sein Wissen preisgab, auch
wenn es ihm nichts nützte. Nur um sich sinnlos zu rächen.
    »Nun lasst ihn schon los«, röhrte Estrog. Offensichtlich hatte auch
der Barbar dem Branntwein zugesprochen, der jedem Überlebenden eines Spähtrupps
zustand.
    »Was wollt Ihr jetzt tun, Paladin?«, flüsterte Pepp beinahe
verschwörerisch. »Ihr könnt mich schließlich nicht einfach abstechen.«
    Aber da täuschte sich Pepp.
    Mit einer fließenden Bewegung brachte Helion die Spitze seines
Schwertes unter den Ansatz des Lederharnischs und rammte die Klinge aufwärts.
Sie war so scharf, dass sie erst wieder zum Halten kam, als sie von innen gegen
ein Schulterblatt stieß.
    Kurz nur war ein überraschter Ausdruck auf Pepps Gesicht zu sehen.
Dann spuckte er einen dicken Schwall Blut.
    »Seid Ihr wahnsinnig?«, brüllte Estrog und riss Helion zurück.
    Er schlitterte weit über den Steinboden. Pepp verschwand unter Estrog
und den anderen Spähern, die sofort das Schwert aus der Wunde zogen, aber schon
bald die Sinnlosigkeit aller Versuche erkannten, das Leben des Jungen zu
retten.
    Estrog sah aus wie ein zorniger Titan, als er mit geballten Fäusten
auf Helion zutrat. »Was habt Ihr Euch dabei gedacht?« Der Alkohol war nicht
mehr in der tiefen Stimme zu hören.
    Langsam stand Helion auf. »Bringt mich zu den Heerführern.«
    »Mir scheint, wir legen Euch besser in Eisen.«
    Helion starrte in die Augen des Riesen. »Ich weiß, dass Ihr nicht
verstehen könnt, was Ihr hier seht. Aber bei allem, was wir in den vergangenen
Wochen miteinander teilten, bringt mich erst zu den Heerführern. Ich werde mich
nicht wehren und nicht fliehen.« Als wenn das möglich wäre. »Ich
kann hier nicht sagen, was ich ihnen sagen werde. Mögen sie entscheiden, ob ein
Kerker der rechte Ort für mich ist.«

    Als Lióla Jatzells Gesicht von Nahem betrachtete, die
erwartungsvoll glühenden Augen, den in lüsterner Vorfreude leicht offen
stehenden Mund, wurde ihr erstmals bewusst, dass er ein gut aussehender Mann
war. Zudem bestimmt ein geübter Liebhaber. So wie sich seine Hände ihren
Brüsten widmeten – vorsichtig erst wie schüchterne Vögel, die unsicher waren,
ob sie dem Grund unter sich trauen konnten, nur langsam forscher werdend,
ermutigt durch die erhärtenden Knospen –, hatte er sich in der Vergangenheit
sicher nicht nur mit Gewalt genommen, was seine Männlichkeit verlangte. Sie
spürte, wie ihr Körper auf den seinen reagierte, die Hitze zwischen den Beinen,
den feinen Schweiß auf der Haut.
    »Der Besitzer dieses Hauses hat sicher geirrt, als er sich Ondrien
entgegenstellte«, meinte er, als er die Hände tiefer wandern ließ. Liólas
Oberkörper war bereits entblößt, das Kleid hing über ihren Hüften. Er umfasste
ihren Hintern und zog sie an sich heran. Sie spürte die harte Stelle in seiner
Hose. »Aber er hatte Geschmack. Den Kamin hätte man nicht besser herrichten
können.«
    Dieses Zimmer war eines der wenigen, die bei der Eroberung
unbeschädigt geblieben waren. Deswegen hatten sie auch kein Bett zur Verfügung.
Ein Fell vor dem prasselnden Feuer musste reichen.
    »Auch der Wein ist nicht zu verachten.«
    »Welcher Wein?«
    »Die Milirier verstehen sich darauf.« Sie

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