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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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meinte Helion.
    Forschend sah Modranel ihn an. »Dafür, dass Ihr das Leben so hoch
schätzt, geht Ihr sehr unvorsichtig damit um.«
    »Wir haben einen Auftrag zu erfüllen. Ich suche den Sieg, nicht den
Tod. Und den Sieg werden wir dort finden, wo unser Feind ist.« Er zeigte auf
den Palast auf der anderen Seite des Tals. Die glitzernde Essenz leuchtete
unübersehbar hell durch seine Fenster, nur verdunkelt von einzelnen finsteren
Wesenheiten, die ab und an davor durch die Luft flogen. Seelenspiegel
vielleicht.
    Modranel war noch nicht bereit, sich von dem Anblick zu trennen.
»Das dort ist kein Dämon, wisst Ihr? Man könnte es leicht dafür halten. Aber
die Osadroi beschwören Bewohner des Nebellands nicht so häufig, wie die Fayé es
tun. Sie haben weniger Verbindung zu Geistern. Das dort ist die Schattenherzogin
selbst.«
    »Lisanne?«, rief Helion überrascht.
    »Ein Teil von ihr. Ein Albtraum ihrer Seele, wenn Ihr so wollt. Sie
hat diese Erscheinung aus sich selbst geschaffen. Ich kann den Strom der
magischen Kraft sehen, mit dem sie sie beständig nährt.«
    »Könnt Ihr Euren Zauber dann nicht gegen dieses Ziel richten? Es
sollte sich kaum verfehlen lassen!«
    Modranel lachte so leise, dass es über den Lärm der Schlacht nicht
zu hören war. Nur seine Brust sah man zittern. »Ihr wisst nichts, Paladin. Gar
nichts. Ich sagte doch, ich muss ihr in die Augen sehen. Aber Ihr solltet
dennoch begreifen können, was für eine wundervolle Waffe dies ist! Die Trottel,
die glauben, außerhalb der Mauern irgendetwas ausrichten zu können, könnte man
auch anders ins Nebelland schicken.«
    »Jene, die Ihr Trottel nennt, sterben, damit wir unser Ziel
erreichen!«
    »Mag sein«, wischte er den Einwand beiseite. »Aber seht einmal genau
hin, was die Fäden mit den Befestigungen machen.«
    Viele der finsteren Ausläufer tasteten über die Steinblöcke. »Einige
von ihnen dringen durch!«
    Jetzt lachte Modranel so laut, dass es auch zu hören war. »Für Euren
Verstand besteht doch noch Hoffnung! Diese Waffe verbindet große Kraft mit
außergewöhnlicher Beweglichkeit. Die Fäden sind so dünn, dass sie durch enge Stellen
schlüpfen können, an denen die Baumeister mit Silber und die Priester mit Segen
gespart haben. Ich bin mir gewiss, dass sie im Innern Verheerungen anrichten
werden, mit denen niemand gerechnet hat. Als hätte unser Freund hier«,
beiläufig klopfte er auf Estrogs Arm, während er an ihm vorbeiging, »die
Beweglichkeit eines Wiesels. Kommt Ihr jetzt endlich, oder wollt Ihr doch
lieber heimlaufen zu Eurer Mutter? Oh, ich vergaß, die ist ja verstorben, nicht
wahr?«
    Helion hoffte, dass dem alten Baron Gonnar etwas einfiele, was er
der Finsternis entgegensetzen konnte. Er wandte sich ab. Er musste sich seiner
eigenen Aufgabe widmen.
    Deria sah ihn fest an. Sie trug ein leichtes Schwert an der Hüfte
und einen Bogen in der Hand.
    »Du kannst noch gehen«, bot Helion an. »Estrog muss uns führen,
Ajina und Modranel brauchen wir für den Angriff auf Lisanne, ich muss sie
schützen. Es ist nicht dein Kampf.«
    »Oh doch«, sagte sie. »Vielleicht mehr als der Eure. Ihr habt Eure
Eltern und Euren Schwertvater an die Schatten verloren. Das ist hart. Aber ich
bin nicht aus Rache hier und nicht, um die Welt lichter zu machen. Ich bin
hier, um für meine Tochter zu kämpfen.«
    »Lasst gut sein«, sagte Estrog. »Wenn sie nicht mit uns kommt, wird
sie versuchen, allein einen Weg zu finden. Das wäre noch gefährlicher.«
    »Ich werde Euren Marsch nicht verlangsamen«, versprach Deria. »Ich
war immer einer gute Jägerin. Auf Wildpfaden komme ich zurecht.«
    Helion nickte. Einen Versuch war es wert.
    »Wir müssen noch dreihundert Schritt weiter«, erklärte Estrog. »Der
Pfad wird hinter dem Turm eng und links geht es steil abwärts, also gebt acht,
wohin Ihr Eure Füße setzt. Danach machen wir uns an den Abstieg. Wir müssen
sehen, wie wir an den Truppen vorbeikommen.« Er schulterte seine Axt.
    »Einen Moment noch.« Helion küsste Ajina. »Wir sollten sie jetzt
verteilen.«
    Ajina nahm den Beutel von der Schulter und setzte ihn vorsichtig ab.
Ein Dutzend Tongefäße waren darin, so groß wie Äpfel, umwunden mit Schnüren, um
sie besser werfen zu können.
    »Die haben mir beim Kampf gegen Baron Ranomoff in Akene gute Dienste
geleistet«, beantwortete Helion Estrogs fragenden Blick. »Sie verteilen
Silberstaub, wenn sie zerbrechen.« Kurz erläuterte er, wie die Waffe zu
handhaben war und welche Wirkung sie auf

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