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Feind

Feind

Titel: Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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genug auseinander, um fünf Zoll tief
einzudringen. Röchelnd ließ der Gegner seine Waffe fallen.
    »Ich leide eben nicht unter Zwergenwuchs!«, gab Estrog zurück und
spaltete Helm, Schädel und Brust eines Gardisten.
    Ein Unteroffizier schrie seine Männer in Formation. Derjenige, den
Helion in den Bauch getroffen hatte, blieb zurück. Er erlöste ihn mit einem
Stich in den Hals.
    Einer der Gardisten warf einen Dolch. Er flog zu hoch, um selbst
Estrog zu treffen, aber er fand ein anderes Ziel, die Öllampe, die daraufhin
ihr Feuer auf die Gefährten regnen ließ. Helions Eisenpanzer schützte ihn, aber
Deria schrie auf und schlug nach den Flammen in ihrem Haar.
    Estrog stürmte vor. Der Anblick des Riesen mit seiner blutigen Axt
in den Pranken, Hirn und Knochensplitter im wilden Bart, hätte andere Gegner
davonrennen lassen. Die Gardisten jedoch stemmten sich ihm mit geschlossener
Schildwand entgegen.
    Helion sah nicht, ob Estrog beim Aufprall verletzt wurde. Vermutlich
schon, Spieße und Schwerter wurden von geübten Fäusten gehalten. Dennoch brach
er die Formation auf, eine Gelegenheit, die sich Helion nicht entgehen ließ.
    Er stieß sein Schwert seitlich an einem Schild vorbei tief in den
Oberschenkel eines Gardisten, wo das Kettenhemd nicht mehr schützte. Er traf
einen Muskel. Der Mann brach zusammen.
    Ein Kamerad trat auf den Schild des Gefallenen, um seinerseits einen
Hieb gegen Helion zu führen.
    Der Paladin dankte der Mondmutter für ihren Schutz. Die Rüstung
hielt, das Schwert glitt kreischend über das Metall. Mit einem Schildhieb
öffnete er die Deckung des Gegners, um ihm mit dem Rückschwung die Oberkante
gegen das Gesicht zu schmettern. Zähne splitterten.
    Für die Garde wurden nur die Besten erwählt. Sein Gegner bewies das.
Obwohl er aus dem Mund blutete, als habe man ihm die Lippen abgeschnitten, nahm
er wieder Kampfhaltung ein, parierte Helions Schwert mit seinem Schild und
drang sogar seinerseits erneut vor.
    Doch auch wenn sein den Schattenherren ergebener Geist den Schmerz
ignorieren konnte, sein Körper konnte es nicht. Die Tränen trübten den Blick,
er sah Helions von unten geführten Schlag nicht kommen. Die Mondsilberklinge
drang in seinen Unterleib, wo sie eine schreckliche Wunde riss.
    Estrog wütete unter den Gardisten wie ein tollwütiger Bär. Zwei
Leichen lagen neben ihm, seine Axt trennte einen Arm oberhalb des Ellbogens ab
und für den Stich, der seinen Schenkel traf, hatte er nur ein röhrendes Lachen
übrig. Helion musste aufpassen, dass die herandrängenden Gardisten sie nicht
trennten, womit sie verhindert hätten, dass der Paladin und der Barbar sich
weiterhin gegenseitig schützten.
    Es wurden immer mehr Gegner. Trotzdem kämpften sich Estrog und er
vor. Bald waren sie aus dem engen Gang heraus im offenen Saal, in den auch die
Treppe führte, von der weitere Gardisten herabkamen. Hier wagte Deria, ihren
Bogen einzusetzen. Der erste Pfeil verzitterte in einem Schild.
    Wir brauchen den ganzen Segen der Mondmutter, um
gegen diese Übermacht zu bestehen, erkannte Helion. Nur leider waren die
Götter der Menschen dem Krieg nicht hold. Ajinas Gebete konnten die Saat
sprießen und Wunden heilen lassen. In einem Kampf waren sie nutzlos. Modranel
hätte ihnen zweifellos helfen können, doch er brauchte seine Kraft für Lisanne.
    Die Offiziere brüllten Befehle, die Helion nicht verstand. Die
Gardisten hielten ein, zogen sich einige Schritte zurück, um aus der Reichweite
von Axt und Mondsilberschwert zu kommen. Verwirrt wandte Helion den Kopf, um
sich durch die Schlitze seines Visiers Überblick zu verschaffen.
    »Aber was soll denn das?«, hauchte eine tadelnde Stimme. Eigentlich
war sie zu leise, um so deutlich vernommen zu werden.
    Auf der Treppe stand ein Osadro. Er trug eine nachtschwarze Rüstung,
aber keinen Helm, sodass sein blondes, beinahe weißes Haar offen um sein
knabenhaftes Gesicht auf die Brust fiel. Er machte sich nicht die Mühe, das
Schwert an seiner Seite zu ziehen. Stattdessen legte er lässig eine Hand auf
den Knauf, als er die Stufen herabschritt. Die Gardisten machten ihm
respektvoll Platz.
    »Schattenbaron Gadior!«, rief Modranel.
    »Ah, ein alter Bekannter«, entgegnete der Osadro geringschätzig.
»Wie ist es dir ergangen in den letzten … wie lange ist es her?«
    »Fünfzehn Jahre, seit Ihr meine Tochter nahmt.«
    Er erreichte den Fuß der Treppe. »Aber, aber. Wer wird denn nur den
Preis eines Handels nennen, ohne seinen Wert zu erkennen? Wie man

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