Feindberührung - Kriminalroman
Stabsgebäude zu gehen, der marschierte stracks auf einen alten Landrover zu und fuhr los.
Grewe saß neben Derksen, er hatte sein Mobiltelefon in der Hand. Es kam eine SMS. Estanza. Grewe las und tippte Derksen auf die Schulter.
» Anscheinend ist einer auf dem Weg hierher.«
» Okay.« Derksen nickte und scannte die Örtlichkeit.
» Also uns bleibt nichts, als hierzubleiben. Wenn ich das beim schnellen Blick auf die Karte richtig gesehen habe, müsste er von dort drüben kommen. Dann sind wir hier safe. Für den Zugriff können wir nur kavalleriemäßig rennen wie die Doofen.«
Das war knapp und treffend zusammengefasst. Sie gingen alle in Deckung. Es dauerte nicht mal fünfzehn Minuten, da bog ein verbeulter Landrover aus dem Wald südlich des Gehöfts, fuhr in einem Bogen vor das Haus, und Rohmann sprang aus dem Wagen.
Er schaute weder links noch rechts, sondern stürmte sofort ins Haus.
Derksen sah Grewe an, der nickte.
Das MEK rannte mit gezogenen Waffen los, Grewe und Therese mit etwas Abstand dahinter. Am Gebäude scherten drei Mann aus und sicherten die größten Fenster, dass dort keiner raushüpfen konnte, Derksen und das Gros stürmten unter lautem » Polizei, nehmen Sie die Hände hoch«-Gebrülle das Haus.
Als Grewe und Therese reinkamen, lag Rohmann auf dem Bauch, ein Beamter saß auf ihm, Rohmanns Arm in einer unnatürlich wirkenden Position eingeklemmt.
Die beiden anderen Soldaten waren ja praktischerweise schon gefesselt.
Jetzt wurden sie allerdings befreit, Rohmann durfte auch aufstehen.
» Tja, Herr Hauptmann. Da haben Sie wohl die Nerven verloren, wie?«
Rohmann sah Grewe voller Verachtung an.
Die zwei ehemaligen Gefangenen hatten höllischen Durst und machten überhaupt einen erschöpften Eindruck.
Grewe löste sich von Rohmann und wandte sich an Derksen. » Ich schlage vor, wir machen uns auf den Weg in die Körner-Kaserne. Dort kann sich der SanBereich gleich um die beiden kümmern.«
Derksen nickte und schickte ein paar seiner Leute los.
Grewe griff nach dem Handy. Es gab jetzt eine Menge zu organisieren.
Eineinhalb Stunden später war die Sporthalle in eine provisorische Einsatzzentrale verwandelt, die ursprünglichen Vernehmungen waren gestoppt worden. Estanza, Claudi und Fuchs befassten sich mit den mittlerweile einigermaßen wiederhergestellten Perschel-Entführern; im Besprechungsraum des Brigadestabs saßen Pagels, Rohmann, Grewe, Therese und Kertsch.
» Major Hielscher von den Feldjägern hat uns eindeutig belegt, dass sowohl das Wachbuch als auch die Unterlagen der Waffenkammer manipuliert worden sind. Der Dienstplan der Waffenkammer ist unkorrekt, die eigentlich diensthabenden Soldaten sind von dem verantwortlichen«, Grewe sah in die Akte, » Oberfeldwebel Streuer auf Ihre Anweisung hin früher nach Hause geschickt worden. Sie konnten also bequem Waffen, Munition und Holster entnehmen und nach der Entführung wieder zurückbringen. Ihr Passieren der Wache mitten in der Nacht ist zunächst als ungewöhnlich protokolliert worden, der OvWa hat aber nachträglich diese Bemerkung gestrichen. Von Ihrem Auftauchen an der alten Hütte, nachdem ich Sie gezielt habe über Perschels Auftauchen informieren lassen, wollen wir gar nicht reden.«
Rohmann saß mit verschränkten Armen da, Pagels war fassungslos.
» Hauptmann Rohmann, das sind ungeheuerliche Vorgänge.«
Rohmann starrte die Wand an.
Grewe beugte sich zu ihm hinunter.
» Rohmann. Sie halten sich doch so viel auf Ihr Kameradschaftsempfinden zugute. Für Sie ist das hier gelaufen, Sie werden zur Verantwortung gezogen werden, Ihre Laufbahn beim Bund dürfte zu Ende sein. Aber für den einen oder anderen Ihrer jungen Feldwebel ist vielleicht noch Ein-blaues-Auge-und-gut-ist drin. Wenn Sie sich zu Ihrer Verantwortung bekennen. Die Tatsache, dass jemand, der Bescheid wusste, Perschel aus der Gewalt Ihrer Truppe befreit hat, muss Ihnen doch sagen, dass da zumindest einer von Ihren Jungs Zweifel hat.«
Rohmann sah Grewe an.
» Das können Sie sich abschminken. Die Jungs stehen alle hinter mir.« Er beugte sich vor. » Aber wenn Sie dann ruhiger schlafen können, nehme ich gerne alles auf meine Kappe. Das hier«, damit sah er zu Pagels, » ist eh nicht mehr meine Armee. Drauf geschissen.«
Estanza juckte es schon gewaltig in der Hand. Diese zwei Feldwebel da waren ein paar Jährchen jünger als er, nur weil sie in Afghanistan waren, fühlten sie sich ihm so was von überlegen. Fuchs ging souverän damit um, immerhin
Weitere Kostenlose Bücher