Feindberührung - Kriminalroman
ein Kleines, bitte.«
Humpert verschränkte die Arme auf dem Tisch und guckte alle der Reihe nach an, Grewe zum Schluss.
» Meyfried hat mich angerufen.«
Alle stöhnten. Der Chefredakteur der Lokalausgabe eines bundesweit berüchtigten Boulevardblatts war eine Landplage für die Polizei, auch wenn die enorme Verbreitung der Zeitung bei Fahndungen und Aufrufen sehr hilfreich und, das musste zugegeben werden, Meyfried in solchen Dingen auch außerordentlich kooperativ war.
» Die kurze Version bitte, falls es eine ausführliche gibt.« Grewe schenkte Humpert mit schicksalsergebenem Gesicht seine ganze Aufmerksamkeit. Der hob die Augenbrauen.
» Ich bin nur der Bote, Leute.«
» Entschuldige Gregor, du hast recht. Also?«
» Die Rems-Geschichte. Der Anwalt von Perschel hat sich bei ihm gemeldet.«
» Moment, Perschel sitzt wegen einer ganz anderen Sache.« Therese grinste und stach mit dem Zeigefinger in die Luft.
Humpert lächelte müde.
» Ich weiß. Aber der Anwalt hat Meyfried gegenüber ganz deutlich gesagt, dass er glaubt, wir wollten seinem Mandanten auch die Rems-Kiste unterschieben.«
Drossel stieß Luft aus.
» Unterschieben, wenn ich das schon höre. Bei Typen wie Perschel haben immer wir das Koks unters Bett gelegt, die Kalaschnikow im Schrank versteckt, die Fingerabdrücke in die Opferwohnung praktiziert. Weil sie zu viele schlechte Filme gucken.« Drossel beugte sich vor. » Der soll seinen Mandanten erst mal von dem einen klaren Tatvorwurf befreien, bevor er anfängt, ihn vor welchen in Schutz zu nehmen, die noch gar nicht erhoben sind.«
Er trank ärgerlich einen großen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als würde er so neben dem Schaumrest auch seinen Ärger beseitigen können.
Humpert nickte bedächtig und zog mit dem Daumen Spuren in das kondensierte Wasser am Glas seines inzwischen servierten Biers.
» Gerd, keine Frage. Wir wissen, wie das Spiel läuft. Und Meyfried auch. Dass Perschel jede Menge Dreck am Stecken hat, ist ihm klar. Und welches Spiel der Anwalt da spielt, durchschaut Meyfried schon lange.«
Drossel lehnte sich an die Wand und verschränkte abwehrend die Arme.
Humpert konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken. Er und Drossel kannten sich schon ewig. Der Pressesprecher hob sein Glas zum Prost und trank einen Schluck. Nach dem Abstellen hielt er den Blick gesenkt.
Grewe schaute ihn an, als wäre er Humperts Psychotherapeut, die Stirn gerunzelt, ein fragendes Abwarten im Blick. Humpert musste diesen Blick spüren, aber er hielt eisern durch. Er wollte gefragt werden, und Grewe tat ihm den Gefallen.
» Was hat Meyfried im Sack?«
Humpert ließ den Kopf kurz nach unten sacken, ein Gestus des Aufgebens, dann überflog sein Blick die Runde, um bei Grewe stehen zu bleiben.
» Der Anwalt behauptet, einen Entlastungszeugen zu haben. Ein Alibi für die Drewniok-Sache.«
» Behauptet!«, sagte Drossel süffisant.
Humpert nickte. Grewe bemühte sich um einen sachlichen Ton.
» Also. Was will denn Meyfried nun machen?«
Humpert trank einen Schluck, dann erzählte er den Kollegen haarklein, was am nächsten Tag auf sie zukommen würde.
Es wurde spät in der » Acht«. Bullenfrust.
16
M it ziemlich schwerem Kopf machte sich Grewe am nächsten Morgen auf den Weg in die Dienststelle. Am ersten Kiosk kaufte er Meyfrieds Blatt. Rems war der Aufmacher, wie Humpert es angekündigt hatte.
Brutaler Messermord: Rockerboss verhaftet!
Starb Bundeswehr-Held in Drogenkrieg?
Lars R. (32) überlebte schwerverletzt einen Bombenanschlag in Afghanistan, verlor beide Beine. Jetzt wurde er brutal ermordet. War der Ex-Elitesoldat in Drogengeschäfte verwickelt?
myf – Er war Fallschirmjäger, kämpfte für unser Land in Afghanistan. Doch ein feiges Attentat mit Sprengstoff nahm ihm beide Beine. Dabei wollte er den Menschen dort helfen! Oberfeldwebel Lars R. fasste nach dem Unglück nie wieder Tritt im Zivilleben. Er quittierte den Dienst, verließ seine Lebensgefährtin Samantha R. und den kleinen Sohn Kevin, wohnte in einer billigen Sozialwohnung.
Hat sich niemand um den hochdekorierten Soldaten (u.a. Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold) gekümmert? R. war vor seiner Bundeswehrzeit Rocker gewesen, rutschte nach der Verwundung wieder ab ins Milieu. Fing wieder an, Drogen zu nehmen.
Daniel F. ( 26 ), auch Afghanistanveteran, erzählt: » Viele Jungs, die drüben waren, nehmen was. Wegen Schmerzen, aber auch wegen der schlimmen Erinnerungen.«
Litt Lars
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