Feindberührung - Kriminalroman
R. an PTBS (post-traumatischer Belastungsstörung)? Bekam er keine ausreichende Behandlung?
Lars R. konnte sich die Drogenrationen nicht leisten von der Sozialhilfe, deswegen betätigte er sich als Dealer. Um seine Sucht zu finanzieren. Möglicherweise kam er dabei Leuten in die Quere. Er wurde von zig Messerstichen durchbohrt in seiner Wohnung aufgefunden.
» Alles war voll Blut, sogar unter der Tür lief es raus!«, erzählt Petr O. aus Kasachstan, ein Nachbar von Lars R.
Am Samstag wurde Michael P., der Chef einer örtlichen Rockerbande im Bahnhofsviertel festgenommen. P. ist Inhaber mehrerer Barbetriebe und Nachtklubs. Er wird seit Jahren mit Drogenhandel in Verbindung gebracht, allerdings konnte ihm bisher nie etwas nachgewiesen werden.
Wie Polizeisprecher Gregor Humpert gestern mitteilte, wurde P. wegen eines Mordes in Hannover, der schon einige Jahre zurückliegt und bisher nicht aufgeklärt worden ist, festgenommen. Es gebe Hinweise auf seine Täterschaft. Ein Zusammenhang mit dem Mord an Lars R. sei derzeit nicht zu erkennen. So die offizielle Stellungnahme der Polizei.
Aber sagt die Polizei hier die ganze Wahrheit? Denn: Lars R. war früher Mitglied genau der Rockergruppe, deren Boss Michael P. ist! Und er hatte nach seiner schrecklichen Verwundung wieder Kontakte zu den alten Kumpels geknüpft. Angeblich unterstützte Michael P. sogar den Veteranen.
Wurde Lars R. zufälliges Opfer des kriminellen Drogengeschäfts? Gab es Streit zwischen den Rockerkumpels? Wollte der Ex-Soldat aussteigen und musste deswegen sterben? Droht unserer Stadt ein Bandenkrieg?
Fragen, die die Polizei uns Bürgern jetzt bald beantworten muss.
Kertsch hatte, wie alle in der Runde, die Zeitung gefaltet neben sich liegen.
» Tja, wir hatten ja nun eine ganze Woche Ruhe vor der Presse. Der Fall zieht sich, und irgendwann musste das kommen.«
Alle nickten.
» Die Panikmache übersteigt auch nicht das für dieses Blatt übliche Maß.«
Leises Lachen am Tisch. Kertsch strich sich über den Scheitel und leitete dann bedächtig über.
» Herr Grewe, wie ist denn der aktuelle Stand?«
Grewe hustete kurz, schob seine Unterlagen ein wenig hin und her, richtete die Armbanduhr am Zeitungsrand aus, und dann berichtete er.
» Staatsanwalt Blum kommt erwartungsgemäß nicht vorwärts mit Perschel, der schweigt. Zu einem eventuellen Entlastungszeugen hat der Anwalt von Perschel Blum gegenüber bisher nichts verlauten lassen, allerdings benimmt er sich, wie Blum sagte, durchaus so, als ob er einen in der Tasche hätte. Es gibt Spurensätze von Perschel in Rems’ Wohnung, das hat Herr Drossel durch Vergleichstests belegen können. Allerdings sagen diese Spuren nichts über Zeitpunkt und Zeitdauer von Perschels Anwesenheit aus. Außerdem bestreitet er bisher auch nicht, dass er Rems kannte. Na ja, er sagt eben gar nichts.«
Kertsch nickte.
» Was ist mit dem anderen Rocker, äh, Schönlein?«
» Den haben die Kollegen vom LKA immer noch unter ihren Fittichen. Er hat sich wohl näher ausgelassen zu einem Drogen- und Waffenhändler türkischer Herkunft, der seit einiger Zeit völlig unverdächtig in unserer Stadt lebt und operiert. Ich kriege heute noch ein Vernehmungsprotokoll zu lesen, weil dieser Mann in Verbindung mit Perschel und auch Rems stand. Rems hatte angeblich eine Drogenconnection nach Afghanistan, und der Großhändler bezog über Rems Heroin. Wir gehen davon aus, dass Rems aus diesen Geschäften irgendwie Geld abgezweigt hat, und könnten uns vorstellen, dass hier ein mögliches Mordmotiv für Perschel oder aber den Geschäftspartner liegt. Im Grunde ist auch Schönlein noch nicht aus der Nummer raus, aber so bereitwillig, wie er das alles erzählt, glaube ich eigentlich nicht, dass er mit Rems’ Tod etwas zu tun hat. Tja, das ist der Stand.«
Kertsch dachte nach.
» Das heißt, wenn es tatsächlich einen Entlastungszeugen für Perschel in der Sache Drewniok gibt, haben wir nicht genug, um ihn noch wegen Rems zu behalten?«
Grewe holte tief Luft.
» Genauso sieht’s aus. Dann müssen wir ihn erst mal laufen lassen und weitersuchen.«
Schweigen im Raum.
Dann fragte Kertsch: » Alternativen?«
Die Beamten der SoKo schauten sich an. Grewe schüttelte den Kopf.
» Nein. Nichts aus dem Drogenmilieu. Rems war eine Anlaufstelle für alle möglichen Konsumenten, und er hatte sozusagen einen guten Ruf als Dealer. Man bekam sein Zeug, wenn man zahlen konnte, und ging wieder.«
» Die Kameraden?«
» Er war sehr beliebt,
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