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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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dich hierher geführt, statt dass du nach Hause gefahren bist, um dich zum Abendessen umzuziehen?«, fragte Vespasia. »Hat sie womöglich etwas mit diesem Aubrey Serracold zu tun, der in South Lambeth kandidiert und, soweit man den Zeitungen trauen darf, einige ziemlich törichte Gedanken geäußert hat?«
    »Ja. Sie ist seine Frau.«
    »Emily, ich bin kein Zahnarzt und möchte nicht alles Stück für Stück aus dir herausziehen müssen.«
    »Entschuldige«, sagte Emily zerknirscht. »Jetzt, da ich es in Worte fassen möchte, kommt mir alles so widersinnig vor.«
    »Das ist bei vielen Dingen so«, sagte Vespasia, »deswegen können sie trotzdem stimmen. Hat es mit Thomas zu tun?« In ihrer Stimme lag unüberhörbar Besorgnis, und ihre Augen verfinsterten sich.
    »Ja … und nein«, sagte Emily ruhig. Mit einem Mal kam es ihr nicht mehr lächerlich vor. Wenn Vespasia ebenfalls besorgt war, konnte das nur bedeuten, dass es einen Anlass dazu gab. »Thomas und Charlotte wollten in Dartmoor Ferien machen, aber dann hat man Thomas den Urlaub gestrichen –«
    »Wer?«, fiel ihr Vespasia ins Wort.
    Emily schluckte. Voll Schmerz und peinlich berührt merkte sie, dass Thomas Vespasia nichts von seiner erneuten Entlassung
aus der Bow Street gesagt hatte. Sie musste es aber unbedingt erfahren, denn Stillschweigen würde das Unvermeidliche nur hinauszögern. »Der Sicherheitsdienst«, sagte sie mit belegter und ärgerlicher Stimme, in der zugleich Angst mitschwang. Sie sah die Überraschung auf Vespasias Zügen, die sich gleich darauf verhärteten. »Man hat ihn wieder seines Postens in der Bow Street enthoben«, fuhr sie fort, »Charlotte hat mir das gesagt, als sie Edward abgeholt hat, um ihn nach Dartmoor mitzunehmen. Man hat ihn wieder dem Sicherheitsdienst beigegeben und die ihm bereits erteilte Urlaubsgenehmigung rückgängig gemacht.«
    Vespasia nickte kaum wahrnehmbar. »Auch Charles Voisey kandidiert in South Lambeth. Er steht an der Spitze des Inneren Kreises.« Sie machte sich nicht die Mühe, mehr zu sagen. Sicherlich hatte sie an Emilys Gesicht gesehen, dass diese verstand, welche Ungeheuerlichkeit das bedeutete.
    »Großer Gott!«, entfuhr es Emily. »Bist du sicher?«
    »Ja, meine Liebe, absolut.«
    »Und … Thomas weiß das!«
    »Ja. Das dürfte der Grund dafür sein, dass ihm Mister Narraway den Urlaub gestrichen und vermutlich den Auftrag gegeben hat zu tun, was er kann, um Voisey an der Erreichung seines Zieles zu hindern. Allerdings bezweifle ich, dass ihm das gelingen wird. Bisher hat es erst einer fertig gebracht, Voisey zu besiegen.«
    »Und wer war das?« Hoffnung stieg in Emily auf, und ihr Herz schlug rascher.
    Vespasia lächelte. »Mario Corena, ein guter Freund von mir; allerdings mit ein wenig Unterstützung von Thomas und mir. Leider hat es ihn das Leben gekostet. An ihn kann Voisey also nicht mehr heran, aber gewiss hat er Thomas nicht verziehen und mir möglicherweise auch nicht. Es dürfte klug sein, meine Liebe, nicht an Charlotte zu schreiben, während sie fort ist.«
    »Ist die Gefahr wirklich so groß …?« Emily merkte, dass ihr Mund trocken war und sie die Lippen kaum bewegen konnte.
    »Nicht, solange er nicht weiß, wo sie sich befindet.«
    »Aber sie kann doch nicht auf alle Zeiten in Dartmoor bleiben!«
    »Natürlich nicht«, gab ihr Vespasia Recht. »Doch wenn sie zurückkehrt, wird die Wahl vorüber sein, und eventuell haben wir bis dahin eine Möglichkeit gefunden, Voisey in den Arm zu fallen.«
    »Aber er wird doch den Liberalen diesen Sitz nicht nehmen können!«, sagte Emily. »Warum tritt er überhaupt dort an, statt sich um einen sicheren Tory-Sitz zu bewerben? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Da irrst du«, sagte Vespasia gelassen. »Alles, was Voisey tut, hat einen Sinn. Wir haben ihn einfach noch nicht verstanden. Ich weiß nicht, wie er es anstellen will, den Kandidaten der Liberalen zu besiegen, aber ich denke, es wird ihm gelingen.«
    Emily fror trotz des Sonnenscheins, der durch die Fenster in den stillen Raum fiel. »Dieser liberale Kandidat, Aubrey Serracold, ist ein guter Bekannter, und ich bin um seiner Frau willen zu dir gekommen. Sie gehört zu den letzten Besuchern Maude Lamonts, des Mediums, das in der Southampton Row umgebracht wurde. Sie war an jenem Abend bei ihr. Thomas untersucht den Fall, und ich denke, ich weiß das eine oder andere darüber.«
    »Dann musst du es ihm sagen.« In Vespasias Stimme lag weder Zögern noch Zweifel.
    »Aber Rose ist meine

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