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Feinde der Krone

Feinde der Krone

Titel: Feinde der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sich zu verabschieden.
    »Passt gegenseitig auf euch auf«, sagte Pitt, nachdem er alle umarmt hatte – zu ihrer Überraschung und Freude auch Gracie. »Und amüsiert euch schön. Lasst es euch richtig gut gehen.«
    Eine weitere Tür wurde zugeschlagen, dann ruckte der Zug unter dem Klirren der Waggonkupplungen langsam an. »Gute Fahrt«, rief Pitt und trat winkend zurück.
    Er blieb noch einen Moment stehen und sah, wie sich alle aus dem Fenster beugten, wobei Charlotte die Kinder festhielt. Mit einem Mal lag der Ausdruck von Einsamkeit auf ihrem Gesicht. Dampfwolken stiegen zum riesigen Gewölbe der Halle empor. Schwarze Flocken wirbelten durch die Luft, und es roch nach Ruß, Eisen und Feuer.
    Er winkte, bis der Zug an einer Weiche seine Richtung änderte und nichts mehr von ihnen zu sehen war. Dann kehrte er mit möglichst raschen Schritten über den Bahnsteig auf die Straße zurück. Er nahm die erste Droschke, die er sah, und ließ sich zum Unterhaus fahren.
    Er lehnte sich zurück und legte sich seine Worte zurecht. Noch fuhren sie am Südufer der Themse entlang, doch würde es trotz des dichten Verkehrs nicht mehr lange bis ans gegenüberliegende Ufer dauern – vielleicht eine halbe Stunde.
    Die Frage, wie sehr gesellschaftliche Ungleichheit, Not und Elend das Ergebnis von Armut, Krankheit, Unwissenheit und Vorurteil waren, hatte ihn stets sehr beschäftigt. Er hatte keine hohe Meinung von Politikern und bezweifelte, dass sie sich mit diesen Themen beschäftigen würden, die ihm am Herzen lagen, es sei denn, sie würden von auf Reformen Bedachten dazu gedrängt. Jetzt bekam er Gelegenheit, diese möglicherweise voreilige Einschätzung zu überdenken und sehr viel mehr über die Persönlichkeit von Politikern wie auch über die parlamentarischen Abläufe zu erfahren.
    Beginnen wollte er mit seinem Schwager Jack Radley. Als die beiden Männer einander kennen lernten, war Jack ein reizender Mensch gewesen, der weder einen Titel noch genug Vermögen besaß, um in der Gesellschaft etwas zu gelten. Da er aber gut aussah und ein witziger Kopf war, wurde er in so viele bedeutende Häuser eingeladen, dass er ein durchaus angenehmes Leben in der eleganten Welt führen konnte.
    Nachdem er Emily geheiratet hatte, empfand er dies Leben zunehmend als schal und hatte daher eines Tages spontan für das Unterhaus kandidiert. Zur Überraschung aller, einschließlich seiner selbst, war er tatsächlich gewählt worden. Vielleicht lag es an den günstigen Umständen, vielleicht hatte es auch damit zu tun, dass sein Sitz zu einem der vielen Wahlkreise gehörte, in denen bis dahin Korruption der entscheidende Faktor gewesen war, jedenfalls war er als Politiker sehr viel nachdenklicher geworden und vertrat weitaus solidere Grundsätze, als jemand annehmen durfte, der ihn von früher kannte. Als es in Ashworth Hall um die irische Frage gegangen war, hatte er
nicht nur Mut bewiesen, sondern auch die Fähigkeit, mit Würde und Urteilskraft zu handeln. Zumindest dürfte er imstande sein, Pitt mehr und genauere Einzelheiten zu liefern, als er aus öffentlich zugänglichen Quellen bekommen konnte.
    Vor dem Parlament entlohnte Pitt den Droschkenkutscher und ging die Stufen hinauf. Er rechnete nicht damit, ohne weiteres eingelassen zu werden. Gerade als er eine Mitteilung auf eine seiner Karten schreiben und sie Jack hineinschicken lassen wollte, begrüßte ihn freudestrahlend der Polizeibeamte am Eingang, der ihn aus der Zeit in der Bow Street kannte.
    »Guten Morgen, Mister Pitt, Sir. Schön, Sie zu sehen, Sir. Hier gibt’s doch hoffentlich keinen Ärger?«
    »Nicht die Spur, Rogers«, gab Pitt zurück und war froh, sich an den Namen des Mannes zu erinnern. »Ich möchte mit Mister Radley sprechen, wenn das möglich ist. Es ist ziemlich wichtig.«
    »Gewiss, Sir.« Rogers wandte sich um und rief über die Schulter: »George, bring Mister Pitt nach oben zu Mister Radley. Kennst du ihn? Er ist der Abgeordnete von Chiswick.« Er sah wieder zu Pitt hin. »Gehen Sie mit George. Er bringt Sie nach oben, denn in diesem Irrgarten würden Sie sich hoffnungslos verlaufen.«
    »Danke, Rogers«, sagte Pitt aufrichtig. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Im Inneren stieß er auf ein unübersichtliches Gewirr von Gängen und Treppen, von denen zahllose Räume abgingen. Geschäftig eilten Menschen hin und her. Er fand Jack allein in einem Zimmer, das er sich offenbar mit einem Kollegen teilen musste. Pitt dankte seinem Führer und wartete, bis

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