Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
Vom Netzwerk:
dich.«
    »Und ich hab dich nicht mal darum gebeten, es mir zu verraten. Das ist ja mal was ganz Neues.«
    »Vieles ist neu.« Ich wickelte mir eine Strähne ihres Haars um den Finger. »Weißt du noch, wie wir das hier zum ersten Mal gemacht haben, als wir in der Dusche waren, nachdem –?«
    »Ja, weiß ich noch.«
    Ich versuchte ihr in die Augen zu sehen, damit sie wusste, dass es die Wahrheit war. »Damals hätte ich es beinahe gesagt. Ich liebe dich. Aber ich war unsicher, weil ich das noch nie zu jemandem gesagt habe. Noch nie habe ich so etwas für jemanden empfunden«, sagte ich stockend. »Das klingt jetzt ganz schön kitschig und abgedroschen, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Und irgendwie machte es mich nervös und unsicher, dass sie schwieg.
    »Und was ist mit dir?«, fragte ich.
    Sie küsste mich rasch und löste sich dann so weit von mir, dass ich ihr ganzes Gesicht sehen konnte. »Wenn ich dich nicht lieben würde, hätte ich nicht mit dir schlafen können. Nicht, dass ich unbedingt erwartet hätte, dass es für dich das Gleiche ist, nein, das nicht. Das ist keine Regel, die ich befolge, oder so was. Ich weiß einfach nur, dass ich es nicht mit jemandem mache, wenn ich ihn nicht liebe. Aber das muss ja nicht für jeden gelten.«
    Ich schlang die Arme um sie und zog sie an mich, ohne etwas auf den klebrigen Schweiß zu geben, der über unsere Körper rann. »Doch, für mich gilt es auch. Ich meine, jetzt. Es gibt es kein Zurück mehr.«
    Sie lachte. »Wirst du jetzt immer so rührselig sein?«
    Gerne hätte ich darauf was Cleveres erwidert, um meine Männlichkeit wiederherzustellen, aber ich konnte nur daran denken, dass sie es gewusst hatte. Und zwar schon vor unserem ersten Mal. Sie hatte gewusst, dass sie mich liebte, und darum war es so unglaublich.

    Ich landete ebenso schnell wieder in der Realität, wie ich mich aus ihr ausgeblendet hatte. Als mir plötzlich allzu klar wurde, dass eine fast nackte Frau auf mir lag, reagierte ich fast panisch. Ich schob Stewart zur Seite und rutschte ein Stück von ihr weg.
    »Was –?«
    Die Verwirrung, die ihr im Gesicht stand, war so ungewöhnlich für Stewart, dass sie mich noch mehr aus der Bahn warf. »Äh … gib mir einfach eine Minute Zeit.«
    Ich drehte mich schnell um, und als mein Blick auf das Bad fiel, stürzte ich hinein und verschloss hinter mir die Tür. Dann beugte ich mich übers Waschbecken und wusch mir mit kaltem Wasser das Gesicht. Ein armseliger Versuch, die Erinnerung an Holly zu vertreiben. Mein Herz raste, und ich war völlig überfordert von dieser bizarren Kombination aus Lust, Wärme und schrecklichem Schmerz, weil ich Holly erneut verlor. Ich hob den Blick, betrachtete mich im Spiegel und wusste, dass aus dieser unverbindlichen Nacht mit Stewart nichts werden würde.
    Ich hatte diese Worte damals zu Holly gesagt: Es gibt kein Zurück mehr . Und anders als in dieser Nacht fühlte es sich jetzt wie ein Fluch an. Ich war unwiderruflich beschädigt und nicht mehr dazu in der Lage, One-Night-Stands zu haben oder überhaupt nur eine andere schöne Frau wie Stewart anzusehen und mich von ihr angezogen fühlen.
    Gott, was für ein Mist.
    Als ich endlich so weit war, dass ich das Bad verlassen und mich Stewart stellen konnte, schlief sie fest und lag zusammengerollt in der Mitte des Bettes. Ich zog die Decke so über sie, dass ihre nackte Haut vollständig verhüllt war. Dann fiel mir ein Pillenfläschchen auf ihrem Nachttisch ins Auge. Ich nahm es und las, was auf dem Etikett stand.
    Und plötzlich tat sich vor mir eine Möglichkeit auf, durch diese Nacht zu kommen, ohne Dummheiten zu machen. Schlaftabletten. Geräuschlos nahm ich zwei von den Pillen heraus und schluckte sie ohne Wasser. Dann ging ich ins Wohnzimmer und legte mich auf Stewarts Sofa. Innerhalb von zwanzig Minuten schlief ich fest und traumlos.

9
    12. Juni 2009, 8:20 Uhr
    Nachdem ich mich am nächsten Morgen orientiert hatte und mir wieder eingefallen war, dass ich auf Stewarts Sofa eingeschlafen war, starrte ich an die Decke und versuchte zu ergründen, was ich in diesem Moment empfand. Ich hatte erwartet, dass ich am Morgen ein schlechtes Gewissen haben würde. Dass ich Schuldgefühle haben würde, weil ich Holly beinahe betrogen hatte. Doch der logisch denkende Teil meines Hirns behielt die Oberhand, und ich wusste, dass es keinen Grund dafür gab. Nicht weil wir keinen Sex gehabt hatten. Wir hatten andere Dinge getan, die man unter normalen Umständen

Weitere Kostenlose Bücher