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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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überrascht mich, dass sie dir das erzählt hat.« Er blätterte durch irgendwelche Akten in seinem Schrank, bis er plötzlich an einer Stelle innehielt. Er zog die Unterlagen heraus.
    »Ich hab mich nur gefragt, ob – na ja, ob sie vielleicht nicht ganz richtig tickt?«
    Dr. Melvin zuckte, die Nase weiter in den Unterlagen, die Achseln. »Ich gebe ja zu, dass ihr Verhalten als Teenager ziemlich extrem war, aber sie hat sich eben gelangweilt und war unterfordert. Sie brauchte ein kreatives Ventil. In letzter Zeit hat sie zudem Anzeichen einer Depression gezeigt. Schwache Anzeichen, die in ihrem Arbeitsgebiet gar nicht so unüblich sind. Trotzdem waren sie besorgniserregend genug. Darum hat Marshall sie dazu angehalten, echte Freundschaften zu schließen.«
    »Marshall wollte, dass sie sich mit anderen anfreundet?«
    Hatte Senator Healy das also gemeint, als er mich aufgefordert hatte, mehr Zeit mit ihr zu verbringen? Diese Nachricht sollte ja von Marshall stammen.
    Der alte Arzt sank zurück in seinen Stuhl, und an der Art, wie er mich ansah, an der Intensität seines Blicks, erkannte ich, dass das, was er nun zur Sprache bringen würde, etwas weitaus Ernsteres sein musste als Jenni Stewart und ihre Freunde in spe. »Erinnerst du dich noch daran, wie du mir zum ersten Mal erzählt hast, dass du durch die Zeit reisen kannst? An das allererste Mal?«
    »Sie meinen im Jahr 2007? In der anderen Zeitleiste?«
    Er nickte. »Habe ich dich je gefragt, ob du dir während eines Sprungs mal selbst begegnet bist?«
    Jetzt war ich vollkommen verwirrt. Das wusste er doch schon. Dad und ich hatten ihm im März doch alles erzählt. »Ja, aber Sie wissen doch genau, wie das funktioniert.«
    »Ich saß auf der Kante eines Couchtisches, im geheimen Hauptquartier. Du hast auf dem Sofa gesessen und hattest ein blaues Hemd an«, sagte er und schaute dabei über meine Schulter. »Ist das richtig?«
    »Ja, aber warum –«
    »Du und dein Dad, ihr hättet mir niemals erzählt, welche Farbe das Hemd hatte, das du damals getragen hast. Ihr beide habt mich im März innerhalb von zehn Minuten mit allen wichtigen Infos versorgt. Solche Details spielten dabei jedoch keine Rolle.« Seine Augen weiteten sich, als hätte ihm sein riesiges Hirn gerade eine Antwort geliefert. »Ich erinnere mich an Dinge aus einer anderen Zeitleiste. Und Stewart geht es genauso.«
    »Was? Aber wie?«
    »Ich hatte vor zwei Tagen so eine Vision, aber ich hab sie abgetan, weil ich dachte, du oder dein Vater hätten mir diese Geschichte erzählt. Ich glaube allerdings, ein Teil meines Hirns wollte die Information nicht preisgeben. Und daraufhin hab ich diese Halbsprünge analysiert. Die, die die anderen nicht machen können.«
    Alle außer Emily. Sie konnte auch Halbsprünge machen.
    »Ja, und?«
    »Du weißt ja, wie ein richtiger ganzer Sprung funktioniert, nicht war? Ein Supersprung. Die Art, bei der du keine neue Zeitleiste aufmachst oder zu einer früheren Zeitleiste springst.«
    »Ich denke schon. Dann können sich Dinge verändern. Sofort, stimmt’s?«
    »Dein Vater und Marshall wollten dir nicht zu viele Informationen geben, zu deinem eigenen Wohl natürlich.« Natürlich. »Thomas ist der Einzige, von dem wir wissen, dass er diesen Sprung machen kann, ohne dass es ihn umbringt. Wenn du in der Lage wärst, dasselbe zu tun wie Thomas, und, sagen wir, fünf Jahre in die Vergangenheit zurückspringen würdest, würdest du dir selbst begegnen.«
    »Ich dachte, das andere Ich würde bei einem ganzen Sprung verschwinden.«
    »Richtig.«
    »Wow, dann ist es doch wie in Hollywood. Wenn man es so macht«, murmelte ich.
    »Wenn du solche Halbsprünge machst, kommst du, glaube ich, dem, was Thomas macht, schon sehr nahe«, sagte er ruhig, fast so, als glaubte er es selbst nicht. »Möglicherweise entwickeln deine Fähigkeiten sich weiter, und die Zeitleisten, die du erschaffen hast, verschmelzen miteinander.«
    »Heißt das, dass mein Hirn explodieren oder die Welt untergehen wird, oder irgend so was?«
    »Nein, das glaube ich nicht, und es kann auch sein, dass gar nichts weiter passieren wird. Dieser kleine Fetzen aus dem Jahr 2007, an den ich mich erinnere, und Stewarts Benehmen heute Morgen mögen damit zusammenhängen, dass wir alle überdurchschnittlich intelligent sind. Wir sind darauf trainiert, selbst auf das kleinste Detail zu achten. Aber ich bezweifle, dass es einem normalen Mensch auffallen würde, und die Chancen stehen gut, dass es das Einzige ist, was wir

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