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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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hinschob.
    Sie nahm einen kräftigen Schluck, bevor sie antwortete: »Ich vermute mal, du bist schon auf so einigen schicken Partys gewesen.«
    »Richtig«, gab ich zu und fügte dann hinzu: »Aber das heute war mein erster Fünfzigtausend-Dollar-Tanz.«
    Sie lachte und klang jetzt ein winziges bisschen nervös, wandte den Blick jedoch nicht ab. »Auf jeden Fall gehst du ganz schön ran.«
    Um sie nicht anschauen zu müssen, drehte ich meine leere Flasche auf den Kopf und sah zu, wie ein paar Biertropfen auf den Tresen fielen. »Ja, tut mir leid.«
    »Es sei dir verziehen«, erwiderte sie achselzuckend.
    Sie schaute mich so offensiv an, dass ich nervös auf meinem Hocker herumzurutschen begann. Sie war zu ruhig. Zu selbstsicher. Aber vielleicht verglich ich sie mit der 07er Holly, weil ich sie 2007 zuletzt zum ersten Mal hatte (wieder-)treffen müssen. Das hier war die 09er Holly. Sie war also fast neunzehn. Plötzlich hatte ich den intensiven Wunsch, noch einmal ganz von vorn anzufangen. Ich verband so glückliche Erinnerungen an meine erste Zeit mit diesem Mädchen und ertappte mich ständig dabei, wie meine Gedanken zu ihr hinwanderten. Und irgendwie landeten wir immer zur selben Zeit am selben Ort.
    Konnte das dann heute Abend nicht Teil meiner Rolle sein? Mich unter die Leute zu mischen, Mädchen anzuquatschen – das war es doch, was der Sohn des Vorstandsvorsitzenden Kevin Meyer tun würde. Ich würde eine Ermittlung durchführen. Theoretisch konnte Holly doch eine junge Terroristin sein. Jemand musste ihr dringend nahe genug auf den Pelz rücken, um das nachzuprüfen.
    Ich nehme dieses Opfer stellvertretend für das Team auf mich.
    »Wo kommst du denn eigentlich her, Holly Flynn?«, fragte ich, weil mir das als die beste Art erschien, ein Gespräch anzuknüpfen.
    »Aus New Jersey.«
    »Da war ich mal auf einer Party. Ist allerdings schon eine Weile her.« Ich nickte dem Kerzenständer aus Kristall zu. »War nicht mit dem hier zu vergleichen, aber alles in allem war’s trotzdem ein toller Abend.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Du warst auf einer Party in Jersey? Wie kam denn das?«
    Ich rutschte mit dem Hocker ein bisschen näher zu ihr hin, um hinter mir jemand vorbeizulassen. »Vor allem, weil ich scharf auf ein Mädchen war. Die Party fand draußen statt, im Wald, so richtig mit Lagerfeuer und allem Drum und Dran.«
    »Und Bier vom Fass und so?«, fragte sie. Als ich nickte, fügte sie hinzu: »Auf solchen Partys bin ich auch gewesen. Und? Wie ist die Sache mit dem Mädchen ausgegangen?«
    Ich dachte eine Sekunde nach und lächelte dann. »Das war nett. Sehr nett. Natürlich hatte ich gehofft, wir könnten im Wald wilden Sex auf einem Bett aus Blättern haben, aber das ist dann am giftigen Efeu gescheitert. Außerdem hatte sie einen Freund. Einen großen, hässlichen, stark behaarten Typen.«
    »Ja, darauf wette ich.« Sie ließ ihren Blick kurz durch den Saal schweifen und dann auf Kendrick ruhen, die sich jetzt mit Brian unterhielt. »Du sitzt jetzt schon eine ganze Stunde hier. Meinst du nicht, deine Freundin langweilt sich oder fühlt sich einsam?«
    »Sie ist nur eine Kollegin. Laborpartnerin, meine ich. Wir studieren beide Medizin.«
    Sie lächelte, und diesmal hatte ihr Lächeln etwas Anzügliches. »Gut zu wissen.«
    Da mich die offene Art, in der sie mit mir flirtete, schockierte, wich ich automatisch ein Stückchen zurück. So hatte ich Holly definitiv noch nie erlebt. So kokett und zielstrebig. »Und was ist mit deinem Freund? Findet er es denn in Ordnung, wenn du mit Fremden flirtest?«
    Sie beugte sich so nah zu mir hin, dass ihre Haare meinen Arm streiften. »Brian flirtet doch selbst wie ein Weltmeister. Da kann er doch nicht gleichzeitig noch hören und sehen, was ich tue.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Ja, schau ihn dir doch an«, sagte sie.
    Wir schauten beide in Brians Richtung, der in ein Gespräch mit Kendrick vertieft war und dabei offensichtlich seinen Charme spielen ließ. »Okay, jetzt glaube ich’s auch.«
    »Gut«, sagte sie und hüpfte von ihrem Barhocker. »Ich finde, du solltest mit mir tanzen.«
    Ich fiel fast vom Stuhl, so überrascht war ich, doch erstens tat der Alkohol seine Wirkung, und zweitens war ich darauf trainiert, zu verbergen, was in mir vorging. Es war zwar sonnenklar, dass es keine gute Idee war, noch einmal mit Holly auf diese Tanzfläche zu gehen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Mit ihr zu tanzen war für mich immer einem unglaublich heißen

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