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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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auseinander.
    »Das war ganz schön raffiniert.« Jetzt lief sie doch rot an, lachte aber gleichzeitig. »Kann ich dich mal was fragen?«
    »Du kannst es gern versuchen.«
    Jetzt beugte sie sich zu mir hin, bis sie ganz dicht vor mir war. »Okay. Ist dir aufgefallen, dass Senator Healy uns die ganze Zeit beobachtet?«
    Ich setzte mich aufrechter hin, da mir nicht entgangen war, dass sie plötzlich wieder etwas förmlicher und distanzierter klang. »Nein, eigentlich nicht«, log ich. »Dir denn?«
    »Absolut«, flüsterte sie, wodurch das, was sie sagte, noch stärker auswendig gelernt klang. »Er ist ungefähr fünfmal hinter dir vorbeigegangen.«
    »Viermal«, korrigierte ich sie unwillkürlich, da solche Dinge im verrückten Teil meines Hirns ganz genau vermerkt wurden. Ich schaltete sofort zurück in den Agentenmodus. »Nicht, dass ich wirklich mitgezählt hätte.«
    »Ich muss dir was gestehen«, sagte sie und schaute verlegen auf ihre Hände. »Wir haben eine Art … Wette laufen.«
    Meine Augenbrauen schossen hoch. »Du und der Senator? Woher kennst du ihn denn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn eigentlich gar nicht. Ich hab ihn heute Abend zum ersten Mal gesehen. Er ist zwar derjenige, der die Stipendien fürs College vergibt, von denen ich eins bekommen habe, aber es ist Zufall, dass wir beide hier sind.«
    Nicht ganz. Und ich erinnerte mich nicht daran, dass sie den Senator oder dieses Stipendium schon mal erwähnt hatte. Vielleicht habe ich sie nie gefragt, wem sie das Stipendium verdankte?
    »Okay, und was habt ihr gewettet?«, fragte ich.
    Holly legte ihre Hände an mein Gesicht. »Du darfst dich nicht umdrehen, und du musst die Augen schließen.«
    »Äh. Das ist ja merkwürdig.« Aber ich machte die Augen trotzdem zu, einfach um herauszufinden, wohin das alles führen sollte.
    »Welche Farbe haben meine Augen?«, fragte sie.
    »Blau, ein helles Blau.«
    »Richtig. Und Brians Augen?«
    »Er hat braune Augen. Warum –?«
    »Und der russische Botschafter?«
    »Haselnussbraun mit einem kleinen Hauch Blau in der Mitte.«
    Ich schlug die Augen wieder auf und sah, dass sie nun ernster wirkte als vorher. Sie legte die Hände in den Schoß und rang sich ein Lächeln ab. »Das reicht. Danke.«
    Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare und versuchte, aus all dem schlau zu werden. »Das ist aber eine seltsame Wette.«
    Sie grinste. »Ich hatte zwei Aufgaben, und die schwierigere habe ich zuerst gelöst.«
    »Und was war das?«
    Sie schaute weg. »Ich sollte dich dazu kriegen, dass du mich küsst.«
    Mir klappte die Kinnlade runter, und mein Magen zog sich zusammen, als hätte mir jemand in den Bauch geboxt, doch ich zwang mich, cool zu bleiben. »Ich hoffe, du hast was Tolles gewonnen.«
    »Ja, hab ich. Wicked – Die Hexen von Oz. « Sie griff in ihre Handtasche und zog zwei Eintrittskarten heraus. »Die hab ich gewonnen. Zwei Plätze in der ersten Reihe.«
    Ich zog den Kopf zwischen die Schultern und knibbelte an dem Etikett der leeren Flasche vor mir. Ich hätte nicht enttäuscht sein sollen. Es war meine Entscheidung gewesen. Mit Stewart rumzuknutschen oder ein paar Drinks zu trinken und mit einem Mädchen auf einer Party rumzumachen war das eine. Aber in der Sekunde, in der man von einem Dach springt, um jemanden zu retten, offenbart man seine größte Schwachstelle, und so weit durfte es nie wieder kommen. Nie, nie wieder. Denn irgendwann würde ich vielleicht nicht früh genug losspringen.
    Ich schaute nach links und begegnete Senator Healys Blick. Er sah nicht mehr wütend aus, sondern nickte mir nur anerkennend zu. Aber wozu? Vielleicht versuchte er, irgendetwas zu beweisen? Dass ich immer noch aufpassen konnte, auch wenn ich dachte, ich wäre nachlässig?
    Ich musste jetzt aufpassen und herausfinden, warum niemand wusste, wo Dad und Chief Marshall waren. Herausfinden, warum ich mich mit Stewart anfreunden sollte und was zur Hölle so wichtig daran war, dass Kendrick nicht abgelenkt wurde.
    »Noch ein Drink?«, fragte der Barkeeper uns beide.
    Ich antwortete zuerst. »Für mich nicht.« Dann holte ich tief Luft, bevor ich mich Holly zuwandte. »Dann viel Spaß bei Wicked . Soll eine tolle Show sein.«
    Als ich aufstand, huschte ein erstes Anzeichen von schlechtem Gewissen über ihr Gesicht. Sie hielt mich am Arm fest. »Hat aber Spaß gemacht. Wirklich.«
    »Zu gewinnen macht doch immer Spaß, oder?« Ich trat einen Schritt näher an sie heran und lächelte, bevor ich meinen Zeigefinger

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