Feinde kann man sich nicht aussuchen
— , aber er hatte von
dem gesprochen, was in Lost Hope passiert war.
»Merkwürdige Form, das zu zeigen — indem
er ihr unterstellt, sie sei wieder süchtig —«
»Nein, doch nicht Ihr Freund; ich meine
den Piloten. Ihr Freund hat behauptet, seine Frau hätte Haddon nie wirklich
geliebt, aber Haddon hätte nie aufgehört, sie zu lieben.«
Ich schloß die Augen, ließ es alles
einsickern. Und verstand endlich, was Romanchek mir zu sagen versucht hatte.
Josh: das menschliche Chamäleon in
Suits’ Firma; der Mann, der über seinen Piloten-Kopfhörer jedes Wort mithören
konnte, das Suits und seine Mitarbeiter wechselten, wenn sie hoch in der Luft
geschäftliche Dinge besprachen; der Befehlen gehorchte wie ein guter Soldat und
die Dreckarbeit für Suits machte; der gefährlich vor sich hingebrütet hatte,
seit Suits ihn von der Dope-Farm verbannt und ihm seine Geliebte weggenommen
hatte.
Wer hätte bessere Gründe und
Möglichkeiten gehabt, Suits zu erledigen?
23
Josh Haddon fahre einen goldenen Trans Am,
sagte der Türsteher.
Flach, hellfarben: das erste echte
Indiz gegen ihn.
»Ist er da?« fragte ich.
Der Türsteher zögerte; vermutlich hatte
ihn Sue Mahoney vergattert, nicht mit mir zu reden. Dann zuckte er die Achseln,
vielleicht im Gedanken an den Scotch, den ich ihm damals im August in seiner
Stammkneipe spendiert hatte. »Er ist so vor einer Viertelstunde gegangen.«
»Zu Fuß?«
»Nein, er hat seinen Wagen hinten auf
der Stuart Street stehen. Mahoney ›vergißt‹ die ganze Zeit, ihm eine
Schließkarte für die Garage machen zu lassen; sie findet, er ist nicht fein
genug fürs Bay Vista, aber Gordons Firma gehört nun mal das Penthouse, und das
Büro in L. A. hat sein Okay gegeben, daß er hier wohnt, also kann sie nichts
dagegen machen.«
»Sie wissen nicht zufällig Haddons
Kennzeichen?«
Er grinste. »Nur die Buchstaben — SHT.
Wie das durchgekommen ist, weiß ich auch nicht. Ich habe Haddon mal damit
aufgezogen, und er hat gesagt ›SHT kommt ganz von allein durch‹.«
Ich lachte, mehr, um mir den Türsteher
warmzuhalten, denn vor Erheiterung. »Sagen Sie — als Gordon noch hier wohnte,
hatte Haddon da, wenn er ihn mit dem Hubschrauber abgeholt hat, je irgendwas
mit Sid Blessing zu tun?«
»Klar. Die zwei haben sich auf Anhieb
verstanden; sind beide alte Army-Typen, nur daß Haddon in ›Nam‹ war und
Blessing sich am Golf betätigt hat. Wenn Haddon hier auf Gordon gewartet hat,
und Blessing hatte gerade Pause, sind sie immer rauf aufs Dach gegangen und
haben in der Kiste gesessen und geraucht und über die guten alten Zeiten
gequatscht. Man hätte meinen können, das war die beste Zeit in ihrem Leben.«
»Für manche Leute war sie das wohl.«
Aber Joshs beste Zeit war die auf der
Dope-Farm gewesen, bevor er Anna verloren hatte. Ich sah ihn — nach außen hin
freundlich und locker, innerlich vor Zorn brodelnd — mit Blessing
Kriegsabenteuer austauschen, bis er sich dieses Mannes ganz sicher war. Und
Blessing, der ehemalige Sprengstoffexperte, der sich sein Zubrot mit kleinen
Gaunereien verdiente, mußte sofort angesprungen sein, als Josh ihm Geld geboten
hatte. Geld, das einem Mann wie Blessing als Riesensumme erscheinen mußte,
während es für Josh nichts weiter war als überschüssige Kohle, die er nicht
brauchte.
Der Türsteher sinnierte immer noch
kopfschüttelnd über den Krieg als Lebenshöhepunkt. Ich nahm eine von meinen
Karten heraus und umkringelte die Nummer meines Autotelefons. »Wenn Haddon
zurückkommt, sagen Sie ihm nicht, daß ich ihn suche. Und wenn Sie mich unter
dieser Nummer hier anrufen, soll mir das einen doppelten Scotch im Wishing Well
wert sein.«
Wo konnte Josh Haddon an einem
Montagabend um kurz vor neun hingegangen sein? Ich saß in meinem MG und
versuchte mich in den Piloten hineinzudenken, die verschiedenen Möglichkeiten
durchzuspielen. Wenn er mir gestern abend zum Flughafen gefolgt war, glaubte er
jetzt vermutlich, daß ich weg war, und der anonyme Anruf in meinem Büro mußte
ihm das bestätigt haben. Aber ich hatte ihn heute nachmittag angerufen, um mir
Gerry Butlers Nummer geben zu lassen. Ging er davon aus, daß das ein Ferngespräch
gewesen war, oder war er losgezogen, um zu prüfen, ob ich zurückgekommen war?
Ich fuhr in Richtung meines
Wohnviertels.
Das letzte Stück der Church Street war
ruhig, mein Haus dunkel. Ich passierte die Einfahrt der Curleys nebenan und
musterte die Autos, die zu beiden Seiten am Bordstein standen. Kein
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