Feinde kann man sich nicht aussuchen
Skulptur, die ich Leon habe machen lassen.«
»Herrgott, Brenda, reiß dich zusammen.
Wenn du solchen Schiß hast, fahr raus zu Leon und bring ihm bei, daß er gar
nichts sagen soll, falls sie kommt.«
»Aber man kann Leon nichts beibringen.«
»Versuch’s. Und behalt ihn im Auge. Ruf
mich wieder an, wenn es irgendwelche Probleme gibt.«
Und Brenda Walker rief wieder an:
»Ich glaube, Leon hat es kapiert. Ich
habe ihm eine Geschichte erzählt, in diesem verrückten Kauderwelsch, das er
immer redet, und er hat sie gefressen. Ich glaube, daß es klappt. Aber
wenn er nun doch...?«
»Behalt ihn einfach im Auge. Das ist
alles, was du tun kannst.« Und noch ein Anruf von Brenda, am nächsten Tag:
»Josh, sie war draußen! Ich habe sie
gesehen, und sie hat ein Foto gemacht, von der Skulptur auf dem... an der
Stelle.«
»Woher weißt du, was sie fotografiert
hat?«
»Weil ich den Film aus ihrer Kamera
gestohlen und zum Entwickeln gebracht habe, daher! Und sie war eine ganze Weile
mit Leon drinnen im Haus. Weiß der Himmel, was er ihr erzählt hat.«
»Schaff ihn am besten eine Zeitlang da
weg. Fahr mit ihm campen oder sonstwas. Du kennst dich in der Wüste aus;
versteckt euch einfach irgendwo. Falls McCone etwas herausfindet, ich meine,
wegen... der Sache, falls das wirklich passieren sollte, dann seid ihr in
Sicherheit, bis ich mich um sie kümmern und für die Schadensbegrenzung sorgen
kann.«
»Aber der Deputy —«
»Dieser Deputy dort bei euch, der
findet doch nicht mal seinen Arsch. Nie im Leben findet der dich oder sonst
irgendwas draußen in der Wüste.«
»Okay,
das werde ich machen. Ich schmeiße mein Zeug in den Wagen und fahre gleich raus
zu Leon. Aber was wird mit dieser McCone?«
»Ich werde mir schon etwas einfallen
lassen.«
Der nächste Anrufer war Romanchek, der
Josh berichtete, daß ich nach Monora gefahren sei:
»Ich weiß nicht, ob sie irgend etwas
herausgefunden hat. Sie ist sehr kurzangebunden, was ihre Aktivitäten dort
angeht.«
»Sie nehmen das alles ja verdammt cool,
Noah.«
»Was soll ich denn tun? Mich in die
große Panik hineinsteigern? Und außerdem — wenn sie etwas erfährt, was soll sie
denn damit anfangen? Ihren eigenen Klienten belasten, an einem getürkten
Drogendeal beteiligt gewesen zu sein? Sie ist doch wohl welterfahren genug, um
zu wissen, daß solche Sachen andauernd passieren.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Und
ich habe das Gefühl, daß sie stur ist, genau wie T. J.«
»Wenn sie auch nur den Versuch macht,
hängen wir ihr einen Millionen-Prozeß wegen Verleumdung an, und dann wird sie
Ruhe geben.«
»Wenn Sie meinen... Glauben Sie
wirklich, daß wir morgen rauf nach Mendo fliegen sollen?«
»Es kann ja nicht schaden. Diese McCone
will aus irgendeinem Grund, daß T. J. hierher in die Stadt zurückkommt. Ich
will ihn auch hier haben — das würde es erleichtern, ihn im Auge zu behalten.«
»Dann treffen wir uns um halb zehn in
Oakland.«
Dann kamen gleich meine Gespräche am
Sonntag mit Mick, Chuck Westerkamp und Nate Evans. Wenn Josh sie alle drei
mitgehört hatte, wußte er, daß Bodines Leichnam identifiziert war und die ganze
Sache zu platzen drohte. Dieser Druck mußte ihn veranlaßt haben, mir
nachzustellen.
Irgendwann, nachdem ich wieder gegangen
war, hatte Brenda Walker erneut angerufen:
»Mein Gott, Josh, wo hast du gesteckt?
Warum hast du nicht wenigstens den Anrufbeantworter angestellt?«
»Wo bist du?«
»In einem kleinen Kaff namens Caliente,
am Arsch der Welt, Richtung Utah. Ich mußte zum Einkaufen reinfahren. Hast du
gehört,
was passiert ist?«
»Was wo passiert ist?«
»In Lost Hope, du Idiot! Sie haben den
Penner ausgegraben.«
»Ich weiß. Und identifiziert.«
»O Gott! Und sie suchen Leon und mich;
es kam im Radio. Wir können nicht zurück, aber hier in der Wüste halten wir’s
auch nicht mehr lange aus. Es wird langsam kalt, und außerdem treibt Leon mich
in den Wahnsinn.«
»Okay, laß mich kurz nachdenken.«
»...Josh? Warum können wir uns nicht
einfach stellen und ihnen alles erklären?«
»Leon hat dich offensichtlich
schon in den Wahnsinn getrieben.«
»Nein, ich meine es ernst. Leon hat
doch gar nichts getan. Und ich habe dir lediglich geholfen, einen Leichnam zu
begraben. Und du hast doch im Grund auch nichts getan. Anna ist tot. Und Gordon
—«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Das ist kompliziert.«
»Mir scheint es ganz einfach.«
»Du kennst die Hintergründe nicht. Ich
meine, was den Kerl angeht,
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