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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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den sie da ausgegraben haben. Er war nicht einfach
nur jemand, der Anna angegriffen hat. Aber ich glaube, ich habe eine Idee, wie
wir alle aus der Sache rauskommen — außer T. J.«
    »Du vergißt diese Detektivin.«
    »Um die kümmere ich mich.«
    »Das hast du neulich schon gesagt. Wie
denn?«
    »Überlaß das nur mir.«
    »Du meinst doch nicht —«
    »Brenda, mach deine Einkäufe und fahr
wieder dahin zurück, wo ihr kampiert. Ruf mich in ein paar Tagen noch mal an.
Wenn ich das mit McCone erledigt habe, werde ich zur Polizei gehen und ihnen
nach langem Ringen ein paar Dinge über meinen Chef erzählen.«
    »Josh, du kannst doch nicht —«
    »Ruf mich in ein paar Tagen noch mal
an. Bis dahin ist alles wieder unter Kontrolle.«
    Ich hielt das Band an, um über das
bisher Gehörte nachzudenken. Josh war davon ausgegangen, daß er bis zu diesem
Zeitpunkt alles »unter Kontrolle« haben würde. Was wohl hieß, daß ich tot wäre
und er zur Polizei gehen würde, um zu gestehen, daß Suits Ed Bodine getötet und
in seinem Wüstengrab versenkt hatte.
    Aber niemand hatte irgend etwas unter
Kontrolle, Josh nicht, Suits nicht und ich schon gar nicht. Vielmehr lief alles
völlig aus dem Lot, und von dem Band war jetzt nicht mehr viel übrig.
    Ich drückte wieder auf die Play-Taste.
Meine Stimme, die nach Gerry Butlers Nummer in Garberville fragte. Vorspulen.
Dottie Collier, die Josh mitteilte, daß Romanchek tot war.
    Und Suits Stimme, die Hallo sagte.
    »Hey, Boß, wo waren Sie denn?«
    »Da und dort. Josh, du mußt dich in den
Vogel setzen und mich abholen.«
    »Klar. Aber haben Sie gehört —«
    »Jetzt nicht. Hör genau zu. Ist der
Vogel abflugbereit?«
    »Ein paar Sachen müssen noch
durchgecheckt werden. Kann ein Weilchen dauern.«
    »Ruf am Flughafen an und sag ihnen, sie
sollen schon mal anfangen. Ich rufe dich um elf dort an und gebe dir genaue
Instruktionen, wo du mich holen sollst. Und sag niemandem, daß ich mich
gemeldet habe, okay?«
    »Boß, ich denke, Sie sollten mir lieber
sagen, wo Sie jetzt sind.«
    »Kann nicht. Ist zu wichtig. Denk dran,
Josh. Das ist vielleicht der wichtigste Flug deines Lebens. Hast du verstanden?«
    »...Roger.«
    »Ich rufe dich punkt elf an.«
    Noch ein letztes Stückchen Band — Josh,
der den Flughafen anrief und bat, den Ranger flugbereit zu machen. Dann nur
noch ein leises Rauschen, während die Kassette vollends ablief. Als sie
stoppte, nahm ich sie aus dem Gerät und umklammerte sie fest.
    Ich hatte meinen Beweis. Und ich sah
die Tragödie voraus, die bereits begonnen hatte.
    Ich knipste die Innenbeleuchtung an und
sah auf meine Armbanduhr. Zehn Uhr vierzig. In zwanzig Minuten würde Suits Josh
auf dem North Field in Oakland anrufen. Er würde ihm ein Ziel nennen,
vermutlich irgendwo draußen, wo er derzeit kampierte. Und Josh würde in den
JetRanger steigen — den Vogel, wie Suits ihn so gern nannte.
    In zwanzig Minuten konnte ich nicht zum
Flughafen kommen. Unmöglich.
    Josh würde die Bodenkontrolle rufen und
um die Erlaubnis bitten, zum Hubschrauberstartplatz hinüberzugondeln. Wenn
heute abend auf dem Flughafen nicht viel los war, würde er innerhalb von drei
bis fünf Minuten in der Luft sein.
    Verdammt, ich konnte nicht
rechtzeitig dort sein.
    Der JetRanger würde den Luftraum
zwischen Oakland und dem genannten Ziel durchqueren. Josh würde sich innerlich
auf eine letzte Konfrontation mit Suits vorbereiten. Er würde sich ausmalen,
wie er seinem Boß an Bord helfen würde... und dann? Ihn einfach umbringen?
Einen Selbstmord Vortäuschen? Egal.
    Suits würde nicht in den Hubschrauber
steigen. Er würde ihn nicht einmal landen lassen. Er würde vielmehr, wie er es
Howie Tso angekündigt hatte, auf Vogeljagd gehen.
    Er würde seine neuerworbene AR-15
nehmen und den Helikopter vom Himmel putzen.
     
     
     
     
     

24
    Ich griff zum Autotelefon und rief
Hangar 2 C auf dem Flughafen von Oakland an. Josh war nicht da, aber der
JetRanger wurde fertig gemacht. Ich hinterließ die Botschaft: »Fliegen Sie
nicht los, um Suits abzuholen, rufen Sie mich sofort an.«
    Ich bezweifelte, daß Josh sich daran
halten würde. Er würde es sicher für eine Falle halten.
    Aber vielleicht gab es ja doch noch
etwas, was ich tun konnte. Wenn ich herausbekam, wo Suits war. Wenn ich es
schaffte, jemanden bei der Polizei davon zu überzeugen, daß ich mir weder einen
Jux machen wollte noch an drogenbedingten Halluzinationen litt. Vielleicht gab
es ja doch eine Möglichkeit...
     
    Die

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