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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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vermutlich Drogen-Deals
abgewickelt werden.
    Industriegelände, helles Flutlicht. Ein
Stück die Innes hinunter. Irgendwelche Aktivitäten in den vermieteten Ateliers:
Licht, Stimmen, Gehämmer — wahrscheinlich Vorbereitungen für eine Ausstellung.
Dahinter fast nur noch Dunkel.
    Ich fuhr die löchrige Straße entlang,
an den Gebäuden vorbei. Ein neuer extrahoher Maschendrahtzaun, gekrönt mit
Stacheldrahtspiralen, versperrte den Zugang zu den Trockendocks und dem
Gelände, wo Suits sein Container-Terminal geplant hatte. Ich hätte mir denken
können, daß seine Paranoia ihn dazu treiben würde, den alten Zaun durch ein
Hochsicherheits-Modell zu ersetzen; wahrscheinlich war es in dem Moment
errichtet worden, als er die definitiven Verträge unterzeichnet hatte.
    Meine Scheinwerfer erfaßten das rostige
Southern Pacific-Gleis, die Stelle, wo der Schienenstrang nach Westen
abzweigte. Ein neues Wächterhäuschen stand vor einem Tor, die Fenster
erleuchtet. Ich schaltete mein Licht aus und musterte das Häuschen genauer.
Niemand drinnen.
    Kein Nachtwächter? Selbst wenn einer
gerade seine Runde drehte, müßte doch ein zweiter im Häuschen Posten beziehen.
Elektrozaun? Sah nicht so aus.
    Hunde? Nein, dann gäbe es Warnschilder.
Desgleichen bei einer Alarmanlage.
    Aber warum dann...?
    Natürlich. Suits hatte die Wächter
weggeschickt. Er wollte keine Zeugen, die ihm womöglich in die Quere kommen
konnten.
    Ich fuhr an den Straßenrand und hielt.
Sah auf die Uhr. Dreizehn Minuten her, daß ich mein Haus verlassen hatte.
    Ich stieg aus, steckte den
Bolzenschneider in die Gesäßtasche meiner Jeans und nahm die 38er aus meiner
Umhängetasche. Schloß die Tasche im Wagen ein, blieb auf dem Bankett stehen und
horchte.
    Ferne Verkehrsgeräusche. Stimmen, die
von den Ateliergebäuden herüberwehten. Sirenen, ebenfalls weit weg.
    Kein Strahlmotorengeräusch, kein Rotor-Flapp-Flapp.
Und keine Lichter droben am Himmel.
    Ich rannte über die Fahrbahn zum Zaun.
Berührte ihn zaghaft. Kein Strom. Die Stacheldrahtspiralen machten es so gut
wie unmöglich, darüber zu klettern. Ich hockte mich hin und attackierte die
Drahtmaschen mit dem Bolzenschneider.
    Zwack-zwack-zwack.
    Wie lange noch, bis Josh auftaucht?
    Zwack-zwack.
    Nur ein kurzer Flug über die Bucht,
auch wenn sie den Hubschrauber um die Bay Bridge herumdirigieren werden, um ihn
aus dem sensibelsten Teil der Flughafen-Kontrollzone draußen zu halten.
    Zwack.
    Also wartet er immer noch auf den
Rettungshubschrauber. Oder er hat es sich anders überlegt. Oder...
    Zwack-zwack-zwack.
    Suits — wo? Er ist doch nicht total
verrückt, oder? Er will doch nicht Selbstmord begehen, andere Menschen
gefährden, die Anlagen in Brand stecken? Oder? Nein. Er wird versuchen, den
Hubschrauber über freiem Gelände oder über dem Wasser abzuschießen.
    Zwack.
    Also nicht hier. Nicht bei den
Trockendocks, nicht beim India Basin. Aber drüben beim Südbecken... das
verseuchte Gebiet. Zwack.
    Geschafft.
    Ich drückte das herausgetrennte Stück
Zaun nach innen weg. Steckte den Bolzenschneider wieder in die Gesäßtasche,
kroch durch das Loch, rappelte mich hoch.
    Immer noch nichts zu hören. Nur
dieselbe ferne Geräuschkulisse und der Wind, der um die verlassenen Gebäude
pfiff und die leeren Straßen entlangfegte.
    Ich lief los, parallel zum Zaun, auf
nicht asphaltiertem Boden, der nur durch den schwachen Schein von
Sicherheitsscheinwerfern auf den umliegenden Gebäuden erhellt wurde. Vor mir
lag eine Straße, von der ein Abzweig in das verseuchte Gelände führte. Ich
rannte ihn entlang, mit hämmerndem Herzen und schmerzenden Muskeln.
    Und dann hörte ich ganz schwach das
Geräusch eines Helikopters, weit draußen über der Bay. Ich schaute in Richtung
India Basin und sah die blinkenden Positionsleuchten; er kam von Nordosten,
würde an den Trockendocks entlangfliegen.
    Schnell, McCone!
    Ich stopfte die 38er hinten in meinen
Hosenbund, damit ich beide Arme frei bewegen konnte. Rannte wie noch nie in
meinem Leben.
    Die Straße war zu Ende. Ein ebenes
Stück, übersät mit Schutthaufen und halbverfallenen Gebäuden, erstreckte sich
zwischen mir und dem glänzendschwarzen Wasser. Ich roch Chemie, vermischt mit
dem salzigen Meergeruch der Bay.
    Giftmüll. Ungeahnte Gefahren — Der
Helikopter flog jetzt tiefer, näherte sich dem Ende der nördlichen
Trockendocks. Eine Leuchtmarkierung flammte am Rand des Südbeckens auf. Noch
eine, dann eine dritte und vierte. Glutrote Signalfeuer, die Josh

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