Feinde kann man sich nicht aussuchen
in
der Branche verteidigt - erfolgreich. Zeigt, daß selbst du dich durch
Äußerlichkeiten täuschen läßt.«
»Ist in der Tat schon ein-, zweimal
vorgekommen. Du hast gesagt, ihr wart in Stockton?«
Suits’ Lächeln verschwand. »Ja. Noah
hatte den endgültigen Vertrag für den Mann fertig, der mein Terminal-Manager
werden sollte. Ich brauchte nur noch seine Unterschrift. Ich wollte ihn von
Anfang an an Bord haben; dieses Terminal soll Spitzenklasse werden, und dazu
muß der Manager schon im Vorfeld mit den Architekten und Baufritzen zusammenarbeiten.
Aber der Kerl hat mich hängenlassen.«
»Warum?«
»Er meinte, unser Deal sei
durchgesickert, und sein jetziger Arbeitgeber hätte noch einen Batzen
draufgelegt. Quatsch. Ich kenne die Firma, für die er arbeitet; die können
meine Konditionen gar nicht überbieten. Ich denke, jemand hat ihn gekauft.«
Auf den ersten Blick schien seine
Reaktion auf die Aufkündigung dieser Abmachung ziemlich überzogen. »Aber du
hast keinen Beweis dafür«, sagte ich.
»Nein, aber da sind schon eine Menge
Zufälle am Werk. Nachdem wir aus Stockton zurück waren, habe ich im Büro eine
Nachricht von meinem Architekten vorgefunden. Ich habe zurückgerufen. Er sagte,
es gebe ein paar Komplikationen bei ihrem derzeitigen Bauvorhaben, so daß sie
meins erst später angehen könnten. Er meinte, ich solle mich besser anderweitig
umtun.«
»Wann sollte er mit dem Terminal
anfangen?«
»Nächste Woche.«
»Dann hat er dir ja nicht gerade
frühzeitig Bescheid gesagt.«
»Nein, und ich weiß zufällig, daß er
sein derzeitiges Projekt schon abgeschlossen hat.«
»Hast du ihn darauf angesprochen?«
»Natürlich. Er meinte, das müsse eine
Fehlinformation sein, und ich könne ja bei dem betreffenden Kunden nachfragen.«
»Hast du’s getan?«
»Wozu? Wenn er sagt, ich soll es
überprüfen, heißt das doch, daß der Kunde ihn deckt.«
»Okay, ich verstehe, wieso du meinst —«
»Du verstehst noch gar nichts. Du weißt
doch, aller guten Dinge sind drei, und aller schlechten erst recht.«
Ich nickte.
»Etwa zehn Minuten nach diesem Gespräch
kommt noch ein Anruf. Diesmal ist es einer von meinen Geldgebern. Er
murmelt irgendwas von unerwarteten Verlusten und knappem Cash-Flow — diesen
ganzen Mumpitz, von dem ich weiß, daß es Mumpitz ist, weil ich das selbst
tausendmal erzählt habe, um die Tatsache zu kaschieren, daß ich beschlossen
hatte, von einem Deal zurückzutreten, an den ich rechtlich noch nicht gebunden
war. Kurzum — er steigt aus. Glaubst du da noch an Zufall?«
»Nein«, gab ich zu. »Allerdings nicht.«
»Du mußt diese Kerle zum Sprechen
bringen. Krieg raus, wer da dahinter steckt.«
»Das versuche ich ja. Aber ich glaube
nicht, daß ich irgendeinen von ihnen zum Sprechen bringen kann. Wenn sie
dir gegenüber mauern, werden sie mir auch nichts erzählen.«
Suits Augen wurden schmal, und auf
seiner rechten Wange zuckte ein Muskel. »Dann finde es irgendwie anders heraus.
Zapf ihre Telefone an, schmuggle ihnen Wanzen ins Büro. Wozu zum Teufel bist du
in diesem Metier?«
Ganz ruhig, McCone, redete ich mir zu.
Schön ruhig bleiben. »Suits, was du da verlangst, ist illegal. So arbeite ich
nicht. Ich schätze, ich könnte sie auf legale Weise überwachen, aber ich
bezweifle, daß das irgendwas bringt.«
»Verdammt, was willst du dann
für mich tun?« Die Worte kamen hoch und schrill heraus.
Ich sah weg, gab ihm Zeit, sich wieder
zu fassen. Ich merkte, daß wir schon die ganze Zeit in der Nähe von Alameda
Island über der Bay kreisten. Als sich der Hubschrauber träge in die Kurve
legte, erkannte ich Brücken: Die San Mateo-, die Bay- und die Richmond-Bridge.
Weiter weg, in Nebel gehüllt, sah ich die Golden Gate-Bridge und die
Zwillingsbögen über der Carquinez Strait. Als ich mich Suits wieder zuwandte,
wirkte er immer noch aufgebracht, aber doch ruhiger. Ich sagte: »Ich werde
meine Zeit und dein Geld nicht mit sinnlosen Überwachungsmaßnahmen vergeuden.
Ich habe ein paar Spuren, die zu der Person führen könnten, die dich gestern
nacht überfallen hat, und ich werde sie verfolgen. Aber ich muß mir auch ein
paar Hintergrundinformationen beschaffen.«
»Worüber?«
Ȇber deine Turnarounds. Deine
derzeitigen Mitarbeiter, Leute von der GGL, die du entlassen hast, Leute, die
nicht wollen, daß die Linie von Oakland weg verlegt wird, Leute, die nicht
wollen, daß sie nach San Francisco kommt. Deine Mitarbeiter bei früheren
Turnarounds, Leute, denen
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