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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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eine Dope-Farm, in der Nähe von Garberville.«
    »Er hat eine Marihuana-Farm saniert?«
    »So war’s.«
    »Und Sie waren dort Pilot?«
    »Ja. Das waren noch tolle Zeiten.« Sein
sommersprossiges Gesicht wurde weich, wie bei einem Kind, das sich an ein ganz
besonderes Weihnachten erinnert. »War ein Riesenareal, droben in den Bergen.
Gehörte einem Typ namens Gerry, der hatte irgendwie Geld in Hollywood gemacht
und alles in das Land gesteckt. Er zog erstklassigen Stoff; man konnte das Zeug
meilenweit riechen. Ich flog mit meiner Cessna in den ganzen Staaten herum. Wir
setzten irre Mengen ab und machten ein Heidengeld. Aber das Problem war, daß es
Ger einfach keinen Profit brachte, und keiner wußte, warum.«
    »Und Suits...«
    »Suits.« Er schüttelte den Kopf.
»Heiliger Strohsack, so hat ihn schon ewig niemand mehr genannt. Wissen Sie
noch, dieser Koffer? So ein Schrottding. Ja, Suits war einer unserer Kunden.
Kam so etwa einmal im Monat rauf. Gefiel ihm, bei uns rumzuhängen und sich mit
Ger die Hucke vollzukiffen. Eines Nachts sind wir gerade mal wieder dabei, die
Probleme der Welt zu lösen, und Ger fängt an und erzählt Suits von seinem Problem — daß nichts bei der Sache rumkommt. Und Suits sagt: ›Hey, was zahlst
du, wenn ich das hinkriege?‹ Und Ger — der war inzwischen schon ziemlich stoned
—, Ger sagt: »Eine Million bar auf die Kralle.‹ Und Suits sagt: ›Abgemacht.‹
Ein Handschlag, und die Sache war besiegelt.«
    »Und wie hat er es hingekriegt?«
    »So, wie er es seither immer gemacht
hat. Er hat alle gefeuert, mich eingeschlossen. Bewaffnete Wächter aufgestellt,
um uns vom Gelände fernzuhalten. Ger für eine Weile in den Urlaub geschickt.
Leute rangeholt, die dringend Arbeit brauchten und nicht kifften. Das Problem
war schlicht und einfach, daß alle, von Ger abwärts, den Profit verkifft
hatten.«
    »Hat Suits seine Million gekriegt?«
    »O ja. Ger hat sie ihm in vier Raten
ausgehändigt — jedesmal im gammligsten alten Koffer, den er auftreiben konnte.
Das erste, was Suits gemacht hat, war meine Cessna auszulösen — ich war mit der
Abzahlung in Verzug geraten — und mich als seinen Privatpiloten einzustellen.
Die Maschine gehörte jetzt zwar ihm, aber ich konnte weiter damit fliegen. Dann
hat Ger ihn an einen Dope-Kunden in L. A. vermittelt, dessen Filmtechnik-Firma
in den Miesen war. Der Typ hat ihn nach Colorado weitervermittelt, und dann
waren wir in Texas, Pennsylvania und Nevada. Und die Flugzeuge wurden immer
besser.«
    »Also waren Sie die ganze Zeit ziemlich
eng mit Suits —«
    Ein Piepen drang aus Joshs Blouson. Er
griff in die Tasche und verzog das Gesicht. »Das heißt, T. J. wird langsam
ernsthaft ungeduldig.«
     
    Suits erwartete uns auf dem Dach des
Bürogebäudes, den heilen Arm wild schwenkend, als dächte er, Josh könnte den
JetRanger ohne seine Hilfe nicht landen. Als wir aufsetzten, rannte er so
unachtsam auf uns zu, daß ich schon um seinen Kopf fürchtete. Josh öffnete ihm
die Tür und streckte ihm die Hand hin, und er sank keuchend auf den Sitz neben
mir.
    Josh drehte sich um, weil er auf
Instruktionen wartete. Ich signalisierte ihm, er solle den Motor abstellen.
Suits, der noch mit dem Kopfhörer kämpfte, überging mich und zeigte
himmelwärts. Ich half ihm mit dem Kopfhörer und sagte dann in mein Mikro: »Laß
uns erst mal reden.«
    »Nein.« Er zeigte wieder gen Himmel.
»Flieg los, Josh.«
    »Suits, du verschwendest Geld —«
    »Es ist mein Geld, Herrgott noch mal!
Manche Leute nehmen Tranquilizer oder trinken, wenn sie gestreßt sind. Andere
joggen oder rennen zu ihrem Analytiker. Ich fliege eben.«
    Teure Streßbewältigungs-Technik, dachte
ich. Aber in einem Punkt hatte er recht: Es war sein Geld. »Also«, sagte ich,
während ich zusah, wie das Gebäude unter uns immer kleiner wurde, »was ist
jetzt wieder passiert?«
    Er rutschte tiefer in seinen Sitz und
hielt sich den Gips mit der heilen Hand. »Noah und ich waren drüben im Hafen
von Stockton. Noah... was hältst du von ihm?«
    »Ich hatte noch keine Zeit, einen
Eindruck zu gewinnen, bis auf den, daß er krank aussieht.«
    »Ist er auch — Herzgeschichte. Kann
jeden Moment tot umfallen.« Suits’ Mund verzog sich verächtlich; er schien
Romancheks Krankheit für ein Zeichen von Charakterschwäche zu halten. »Sieht
aus wie der perfekte Firmenjurist, was?«
    »Allerdings.«
    Er lachte. »Von wegen — bei seiner
buntscheckigen Vergangenheit. War mal Drogenanwalt, hat etliche Big-Bosse

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