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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Unser Mörder
hatte entweder sehr viel Glück, oder er war ein sehr guter Schütze.«
    »Haben Sie Brenda Walker und Deck schon
aufgegriffen?«
    »Nein. Wir haben es mit einer
riesengroßen Wüste zu tun.«
    »Was ist mit den Gesprächsnachweisen
der Telefongesellschaft für Brenda Walkers Apparat? Haben Sie sich die schon
herausgeben lassen?«
    »Tja, da gibt es ein Problem. Ich habe
den Richter nicht dazu gekriegt, mir einen Herausgabebefehl oder einen
Durchsuchungsbefehl für Brenda Walkers Haus auszustellen. Er sagt, wir hätten
keinerlei Indiz dafür, daß sie irgendwas damit zu tun hatte, daß dieser Mann
auf dem Gelände verscharrt wurde, wo ihr Bruder wild siedelt. Und da hat er
recht.«
    »Scheint so.«
    »Haben Sie vor, noch mal nach Lost Hope
zurückzukommen?«
    »Ich weiß nicht.« Ich sah auf meine
Armbanduhr. Schon nach drei, und ich hatte noch nichts gegessen. »Wenn ich
Glück habe, kann ich den Rest hier so rechtzeitig abwickeln, daß ich noch einen
Nachtflug kriege. Ich kann mich ja mal bei Ihnen melden, wenn ich wieder an der
Küste bin. Sind Sie da?«
    »Ich rühre mich hier nicht weg, bis
diese Sache unter Dach und Fach ist.«
    »Okay, dann reden wir später.« Ich
verabschiedete mich von ihm und gab den Hörer wieder an Nancy Koll zurück, die
interessiert zugehört hatte.
    »Den Rest abwickeln?« wiederholte die
Polizeichefin.
    »Na ja, ich muß noch packen, und ich
habe Arnos Ritter versprochen, vor meiner Abreise noch mal bei ihm
vorbeizuschauen. Wir haben uns prächtig verstanden.«
    Ihre skeptische Miene signalisierte es
deutlich: Sie nahm mir nicht ab, daß meine restlichen Vorhaben hier so
unschuldiger Art waren.
    »Sie haben recht«, setzte ich hinzu.
»Meine Aufgabe hier ist erledigt. Ich fliege heim.«
    »Tatsächlich?«
    »Aber klar doch. Ich habe einen offenen
Rückflug, also werde ich nach Pittsburgh fahren und zusehen, daß ich einen
Flieger nach Westen kriege.«
    Nancy Koll nickte, guckte aber immer
noch skeptisch. »Na ja, dann gute Reise.«
     
    Der erste Mensch, an den sich Nancy
Koll wenden würde, um zu überprüfen, ob ich tatsächlich die Stadt verlassen
hatte, war Jeannie Schmidt. Also ging ich zurück in die Pension und teilte der
Wirtin mit, daß ich abreisen wolle. Jeannie, die gerade zum Einkaufen
aufbrechen wollte, schien bestürzt, bis ich ihr erklärte, sie könne die
Vorauszahlung für diese Nacht behalten. Das munterte sie etwas auf, und sie
sagte, sie bedaure sehr, daß unsere Bekanntschaft nur so kurz gewesen sei. Dann
zockelte sie los, hinunter ins Stadtzentrum, den Aluminium-Einkaufswagen hinter
sich herziehend. Ich warf meine Sachen in meine Reisetasche und rief kurz bei
Arnos Ritter an.
    Er wollte wissen, was ich den ganzen
Tag gemacht hätte, aber ich unterbrach ihn mit einer Gegenfrage: »Wo lungern
denn hier die Drogendealer herum?«
    Ritter antwortete ohne zu zögern: »Im
River Park.«
    »Wie komme ich da hin?«
    »Das ist gleich bei der River Street,
von Herb Paces Haus aus noch drei Blocks weiter südlich. Wenn Sie die Elm
Street runtergehen, kommt so eine Art Bahnbrücke. Gehen Sie drunter durch, und
schon sind Sie im Park.«
    »Danke.«
    »Moment — wollen Sie jetzt dorthin?«
    »Ja, aber wenn Nancy Koll anruft und
fragt, wo ich bin, sagen Sie ihr, ich sei auf dem Weg zum Flughafen.«
    »Sharon, ich finde, Sie sollten nicht
allein in diesen Park gehen, nicht mal bei Tag. Dort treibt sich ein ziemlich
rohes Völkchen herum. Lassen Sie mich mitkommen.«
    »Danke, Arnos, aber das wird nicht
nötig sein.«
    »Dann gehen Sie wenigstens nicht
unbewaffnet hin. Sie können sich eine Pistole aus meiner Sammlung ausborgen.«
    »Lieber nicht, aber später brauchte ich
vielleicht mal Ihr Telefon. Kann ich vorbeikommen?«
    »Jederzeit. Ich bin hier. Und seien Sie
vorsichtig.«
     
    Die Schatten waren schon lang, als ich
am unteren Ende der Elm Street angelangte. Der unkrautüberwucherte Bahndamm
versperrte mir die Sicht auf den Fluß, und eine schwarze Eisenbrücke spannte
sich über einen Durchschlupf, der aussah, als diente er dazu, Boote ans Wasser
zu schaffen. Ich folgte dem Weg unter der Brücke hindurch und gelangte unter
Umgehung leerer Getränkedosen und Flaschen auf einen schmalen sandigen Uferstreifen.
Der Fluß war an dieser Stelle ziemlich breit, das gegenüberliegende Ufer mit
Bäumen in leuchtenden Herbstfarben bestanden. Ein Schwarm Enten bemerkte mich
sofort und kam, erwartungsvoll schnatternd, uferwärts geschwommen.
    Die hiesige Version

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