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Feinde kann man sich nicht aussuchen

Feinde kann man sich nicht aussuchen

Titel: Feinde kann man sich nicht aussuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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einer
Ufer-Parkpromenade war nicht gerade prächtig zu nennen: ein kahles, flaches
Geländestück, nach Norden hin von einem Weidenhain begrenzt. Ein altes Fahrrad
lag halb überspült im Wasser; aus einer Blechtonne quoll Müll. Von dem rohen
Völkchen, vor dem mich Ritter gewarnt hat, war nichts zu sehen; lediglich zwei
Männer saßen an einem windschiefen Picknicktisch. Als sie mich bemerkten, stand
der eine auf. Er sagte noch kurz etwas zu seinem Kumpan und entfernte sich dann
das Ufer entlang, die Hände in den Taschen seiner schäbigen Jeansjacke
versenkt. Der andere — hager, mit strähnigem weißem Haar und blasser Haut —
beobachtete mich schweigend. Als ich auf ihn zuging, zog er sich die blaue
Strickmütze tief in die Stirn.
    Ich blieb auf der anderen Seite des
Picknick-Tischs stehen. »Schöner Nachmittag«, sagte ich.
    Er zögerte, maß mich noch einen Moment
und nickte dann höflich.
    »Kommen Sie oft hier in diesen Park?«
    Achselzucken.
    »Ich frage deshalb, weil ich jemanden
suche, der sich hier öfters aufhalten soll — Jim Spitz.«
    Kurzes Aufblitzen seiner Augen, dann
erneutes Achselzucken.
    »Er wohnt in Charleroi. Kennen Sie
ihn?«
    »Wenn er drunten in Charleroi wohnt,
wieso soll er sich dann hier rumtreiben?«
    »Geschäfte.«
    Die Augen des Mannes verengten sich.
»Wollen Sie was Geschäftliches von ihm?«
    »Vielleicht.«
    Er musterte mich wieder. »Sie sind
nicht von der Polente.«
    »Nein.«
    »Und Sie wollen auch nichts kaufen?«
    »Nicht das, was Spitz normalerweise
verkauft.«
    »Was dann?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist eine
Angelegenheit zwischen ihm und mir.«
    »Tja, kann Ihnen leider nicht helfen.«
    Ich nahm einen Zwanziger aus meiner
Handtasche und zeigte ihn ihm. »Der gehört Ihnen, wenn Sie sich mit Spitz in
Verbindung setzen und ihn bitten, mich unter der Nummer hier auf diesem Zettel
anzurufen.«
    Er sah auf den Zwanziger, wandte sich
dann ab.
    Ich nahm einen weiteren Schein heraus.
»Und der hier liegt für Sie bei dem Barkeeper in McGlennon’s Pub, sobald ich
von Spitz gehört habe.«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die
Oberlippe und starrte auf die beiden Zwanziger. Dann streckte er die Hand aus.
Ich gab ihm den einen Schein und den Zettel, auf dem ich Amos Ritters
Telefonnummer notiert hatte; er stand auf und stopfte beides in die Tasche
seiner Jeans.
    »Kann aber nicht garantieren, daß Spitz
Sie anrufen wird«, sagte er.
    »Das ist mir klar, aber die Chancen
sind gut, wenn Sie ihm sagen, ich arbeite für T. J. Gordon.«
    »T. J. Gordon«, wiederholte er. Der
Name schien ihm nichts zu sagen. Er drehte sich wortlos um und marschierte in
Richtung des Bahndammdurchschlupfs.
    Ich sah ihm nach und wandte mich dann
wieder dem Fluß zu. Ein leerer Frachtkahn zog vorbei und wühlte das Wasser auf;
Wellen rollten auf das Ufer zu und schwappten sachte über den Kies. Ich blieb
stehen, bis der Kahn um die Biegung verschwand, wo die Karkasse des Stahlwerks
aufragte. Ich war hier noch nie zuvor gewesen, und doch kam mir dieser Ort
seltsam vertraut vor... Eine Eisenbahnunterführung... zwei Leute, oder
vielleicht auch drei... Wetterleuchten über dem Wasser...
    Unmöglich.
    Warum ?
    Das wäre ein allzu großer Zufall.
    Es gibt solche Zufälle.
    Ich hatte Anna wegen dieser
Beschreibungsfetzen gefragt, und sie hatte erklärt, sie sagten ihr gar nichts.
Aber Anna war hier in Monora gewesen.
    Und sie hat gelogen.
    Ja, das hatte sie.
    Ich rannte unter der Eisenbahnbrücke
hindurch zu meinem Mietwagen und fuhr zu Amos Ritter.
     
    »Waren Sie das, die im River Park mit
Whitey geredet hat?« Die Stimme klang keuchend, die Frage endete in einem
Husten.
    »Ja. Mr. Spitz?«
    »Was ist das für eine Geschichte mit T.
J. Gordon?«
    »Ich arbeite für ihn. Er möchte Ihnen
ein bißchen Geld zukommen lassen.«
    »Was will er diesmal von mir?«
    »Das würde ich Ihnen lieber persönlich
erklären. Können wir uns treffen?«
    Noch ein Hustenkrampf; es erinnerte
mich an Herb Pace. Es war allerdings kein Wunder, daß die Leute hier
Atemwegsprobleme hatten: sie hatten jahrzehntelang mit den Emissionen des
Stahlwerks leben müssen.
    Schließlich fragte Spitz: »Wieviel ist
dabei drin?«
    »Wieviel Geld? Zweihundert Dollar.«
    Krächzendes Lachen. »Gordon hat Millionen. Zweihundert sind für den doch gar nichts.«
    »Aber für Sie sind sie etwas, Mr.
Spitz.«
    Schweigen.
    »Mr. Spitz?«
    »Hören Sie mal, wie kann ich wissen, ob
Sie sauber sind?«
    »Gar nicht, aber was haben Sie schon

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