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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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durchaus geschehen konnte , daß die Wellen höher gingen , als das Flugzeug flog.
    Und das paßte den Spitfires offenbar nicht , aber zwei von ih nen blieben sogar in dieser selbstmörderischen Flughöhe hart näckig hinter ihm. Necker entdeckte seltsame Wasserfontänen um sich herum und überlegte, was das wohl sein könnte. Dann wurde die Ju abermals von Treffern geschüttelt.
    Zwanzig Minuten bei fast fünfhundert Stundenkilometern. Gar nicht gut für die defekte Leitung. Die Motoren würden heißlau fen. Aber jetzt konnte es nicht mehr lange dauern - es sei denn, er hatte sich hoffnungslos verkalkuliert.
    Die Maschine wurde von einem neuen Feuerstoß gepackt. Die Scheibe der Kanzel splitterte. Necker hatte das Gefühl, einen kräftigen Schlag in die linke Schulter versetzt zu bekommen. Als er sich umdrehte, sah er, daß der Backbordmotor qualmte. Er legte ihn sofort still und schaltete die Feuerlöscher ein. Die Ju wurde langsamer, der Zeiger fiel auf zweihundertvierzig. Grimmig entschlossen flog er weiter, immer noch höchstens zwanzig Meter über dem Wasser. Rudi zupfte ihn aufgeregt am Ärmel.
    »Sie sind fort, Herr Hauptmann. Abgehauen. Also, ich kapier das nicht!«
    »Darauf hatte ich gehofft. Wir sind jetzt über hundertsechzig Kilometer von der Küste entfernt. Das ist bei denen gewöhn lich die äußerste Grenze für eine Jagd über See.«
    Rudi starrte seinen blutigen Handschuh an und berührte vor sichtig noch einmal Neckers Arm. »Sie sind ja verwundet!« »Ja, kann sein«, antwortete Necker. »Wissen Sie, auf der Flie gerschule haben wir gelernt, es sei unmöglich, diese Vögel mit nur einem Motor in der Luft zu halten. Wollen wir ihnen das Gegenteil beweisen?« »Was soll ich tun, Herr Hauptmann?«
    »Schnallen Sie Ihren Gürtel ab und befestigen Sie ihn am lin ken Seitenruder.«
    Rudi gehorchte, und Necker konnte mit seiner Hilfe die lahm geschossene Ju wieder auf Kurs bringen.
    »Immer schön festhalten, Rudi, bis nach Hause.« Necker grin ste. Seine Schulter begann jetzt zu schmerzen, aber er kümmer te sich nicht darum. »Sehen Sie, wie einfach das ist, wenn man weiß, wie's gemacht wird? Halten Sie sich nur an mich, mein Junge. Dann wird Ihnen schon nichts zustoßen.«

    Als Murdoch auf die Kanzel von St. Mungo stieg, hatten sich etwa siebzig Personen in der Kirche versammelt, hauptsächlich Frauen, aber auch eine Handvoll alter Männer und Kinder. Es war merkwürdig still hier drinnen; die dicken Steinmauern dämpften das Heulen des Windes. Einen Augenblick blieb er stehen, senkte den Kopf und betete; dann sah er auf. »Da drau ßen auf dem Washington Reef ist ein Schiff in Seenot. Das ist euch bekannt. Und die Mo rag Sinclair liegt im South Inlet auf dem Strand. Die einzige Frage ist nun, was können wir tun?« Niemand sagte ein Wort. »Commander Gericke weiß eine Lö sung für dieses Problem. Wir schleppen die Mo rag vom South Inlet nach Mary's Town und bringen sie im Hafen zu Wasser.« Die versammelte Gemeinde hielt den Atem an. Irgend jemand sagte deutlich: »Das ist unmöglich.«
    »Ist es nicht« , widersprach Murdoch. »So etwas ist schon ein mal geschehen. In Northumbria , zu Anfang des Krieges, in Newbiggin. Sollten wir nicht schaffen, was die damals ge schafft haben? Oder müssen die armen Seelen da draußen auf dem Washington Reef umkommen?« Katrina MacBrayne be antwortete seine Frage mit klarer, haßerfüllter Stimme. »Ver dammte Deutsche! Für die würde ich keinen Finger rühren.« »Ich könnte jetzt sagen, daß auch Admiral Reeve da draußen ist, und außerdem fünf Überlebende von dem amerikanischen Kanonenboot. Ich könnte sagen, daß da draußen auch Frauen sind, denn dem ist so. Aber wozu? Ich stehe nicht hier, um mit euch zu streiten. Ich stehe hier, um euch zu fragen , ob euer Gott euch wirklich so wenig bedeutet. Ob unser gemeinsamer Gottesdienst euch wirklich nicht mehr zu geben hat. Du hast im Krieg deinen Mann verloren, Katrina MacBrayne. Ich habe einen Sohn hergeben müssen, und vor einer Woche haben ein paar von euch Frauen am Grab eines jungen Deutschen ge weint, den wir auf unserem Friedhof begraben haben. Schmerz und Trauer sind überall gleich. Beide Seiten haben Verluste zu tragen. Und was beweist das? Daß es keinen Gott in diesem Leben gibt? Nein, beim Himmel, sondern daß er uns bei unse ren Handlungen die Wahl läßt. Wir entscheiden über unser Handeln, nicht Gott.«
    Es war vollkommen still im Kirchenraum. »Wenn wir nichts
    tun, müssen da draußen

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