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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gedrückt, während Jago und Jansen am Kartentisch hock ten und die Deutschland beobachteten. Jago war längst über den Punkt hinaus , da er die eisige Kälte noch merkte; er spürte überhaupt nichts mehr. Sein Körper hatte aufgehört zu existie ren , nur das Gehirn funktionierte noch scharf und klar. Die Fahrt war ein einziger Alptraum gewesen. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie waren da.
    »Was jetzt?« schrie ihm Jansen fragend ins Ohr.
    Die Deutschland legte sich weit über , bis ihre Lee-Reling ins Wasser tauchte , dann richtete sie sich langsam auf und rollte wieder nach Backbord zurück.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Jago. »Vielleicht schaffen wir's, wenn wir auf Lee reingehen. Wenn die drüben schnell genug sind.« Dies war unbekanntes Territorium, eine so extreme Si tuation, daß sie in keinem Handbuch für Seefahrer stand. Er zögerte. Und das war sein Verhängnis. Auf dem Achterdeck schwenkten zwei Männer heftig die Arme. Einer davon mußte Berger sein. Beide wollten, daß er näher herankam.
    Es war Reeve, der ihn aus der Starre holte. Der Admiral schrie ihm heiser zu: »Los doch, Mann, verdammt noch mal! Wir müssen ran!« Jago wandte sich an Petersen. »Okay, direkt vor aus bis an die Lee-Reling. Auch wenn's kracht.«
    Gefolgt von Reeve, ging er hinaus und stellte sich draußen auf die Brücke. Jansen kletterte aufs Deck hinunter und rief die übrigen fünf Besatzungsmitglieder zusammen, mit denen er an der Reling Aufstellung nahm, um im Notfall sofort eingreifen zu können.
    Die Dead End stampfte mit voller Kraft voraus, aber Chaney
    mußte im letzten Moment das Ruder herumreißen, weil sie von einer Woge erfaßt wurde, die sie mit dem Bug gegen die Re ling der Deutschland zu schmettern drohte. Als das Wasser wieder ablief, legte sich die Deutschland nach Backbord über, und die Dead End fiel neben ihr fünf schwindelerregende Me ter ab. Im selben Moment kam über die Backbordreling der Deutschland eine gewaltige See herangerollt, die sich bis zur halben Höhe der Masten türmte und alles mit sich da vonschwemmte. Jago, der sich an die Reling klammerte, spür te, wie das Boot unter ihm wegsackte. Eine zweite See rauschte heran, als er gerade Reeve packte, und spülte beide über Bord. Als sie ablief, lag er neben dem Admiral auf dem Deck der Deutschland.
    Berger erreichte sie gerade noch, ehe die nächste Welle zu schlug , und riß Jago schnell auf die Füße. Der Lieutenant such te Halt an den Wanten des Großmastes und sah , als er sich um drehte , zu seinem Entsetzen , daß die Dead End dicht neben der Reling zu sinken drohte , weil der Besanmast der Deutschland, von der ersten gigantischen Woge aus seinen Halterungen ge rissen , in einem Wirrwarr von Wrackteilen quer auf ihr lag. Die Überlebenden seiner Besatzung hatten sich wieder gefangen und sprangen , um ihr Leben zu retten , aufs Deck der Deutsch land. Petersen - mit blutverschmiertem Gesicht , aber kein Chaney. Crawford und Lloyd - aber nirgends ein Zeichen von Jansen .
    Eine weitere Woge rollte heran , und Jago hielt sich eisern fest , denn er stand bis zu den Hüften im Wasser und die Deutsch land drohte zu sinken , weil das gemeinsame Gewicht des Be sanmastes und des Kanonenbootes sie herunterzog.
    Mit einer Axt in der Hand kam Richter die Achterdecksleiter herab und begann auf die wirren Reste der Takelage einzuhau en , die den Mast noch mit dem Schiff verbanden. Völlig benommen sah Jago zu. Dann zerrte ihn Admiral Reeve am Arm und zeigte auf das Kanonenboot. Jago entdeckte Jansen , dessen Kopf und Schultern aus den Trümmern des Mastes rag ten. Der Bootsmann war barhäuptig, ein Arm war frei. Jago stolperte auf Richter zu und riß ihn zurück. Der Deutsche pack te ihn beim Kragen seines Ölzeugs , hielt ihn sich mit einer Hand vom Leib, während Reeve ihm lautstark ins Ohr brüllte: »Es muß sein, Jago! Sonst sind wir allesamt verloren.« Jago sah hinüber zu Jansen, als sei er in einem Alptraum gefangen; er hätte schwören können, daß der Bootsmann lächelte, glaubte ihn deutlich rufen zu hören: »Nur zu, Lieutenant!«
    Er bekam fast keine Luft mehr und entriß Richter dann doch die Axt.
    »Verdammt!« schrie er laut. »Geht doch von mir aus alle zum Teufel!« Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er hob die Axt, ließ sie aufs Holz niedersausen, hob sie wieder und wieder. Kaum war die Deutschland von dem Kanonenboot freigekom men, schnellte sie sofort hoch, und Jago wurde auf den Rücken geschleudert. Als er

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