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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Reiß dich zusammen!«
    »Ich war oben auf Feith na Falla«, antwortete Lachlan, nach Atem ringend. »Die halbe Stadt ist da oben versammelt . Die Deutschland kommt gerade in Sicht.«

    Als Janet und Gericke den Hügelkamm erreichten, warf der Sturm sie beinahe wieder zurück . Janet klammerte sich an sei nen Arm . Murdoch und Lachlan, mit Jean Sinclair in der Mitte, waren direkt hinter ihnen. Hier oben standen Dutzende von Frauen, viele im Ölzeug ihrer abwesenden Ehemänner, die meisten mit fest um den Kopf gebundenen Tüchern. Die See tobte in wilder Wut, ein riesiger, brodelnder Hexenkessel. We gen der beinahe waagerecht treibenden Graupelschauer herrschte überaus schlechte Sicht, doch sie konnten die Deutschland trotzdem sehen: Sie schob sich, in etwas mehr als drei Kilometern Entfernung, mit nur noch zwei halbwegs intak ten Segeln auf den Kamm einer Woge hinauf . Murdoch hob das Glas an die Augen .
    »Verdammt, das sieht wirklich übel aus«, sagte er. Dann richte te er den Feldstecher etwas weiter nach Nordwest.
    »Sie läuft geradewegs auf das Washington Reef zu«, sagte Lachlan. »Das fürchte ich auch.«
    Irgend jemand in der Menge schrie auf, eine zweite Stimme folgte, eine dritte. Die Frauen traten vor, streckten die Arme aus und riefen laut, als könnten sie das Schiff allein durch die Macht ihrer Stimmen vor der Vernichtung bewahren. Gericke griff wortlos nach Murdochs Glas und richtete es auf die Stelle, wo die See kochte und schäumte, wo die Gischt an den scharfkantigen Felsen dreißig Meter hoch in die Luft ge schleudert wurde. Die Deutschland war jetzt noch höchstens dreihundert Meter vom Riff entfernt und trieb sehr schnell dar auf zu.
    »Sie läuft auf!« sagte Murdoch und nahm Gericke das Glas wieder ab. »Jetzt ist es nicht mehr zu verhindern.«
    Murdoch stand, eine kraftvolle Gestalt , breitbeinig da und starrte konzentriert durch den Feldstecher. Als er sich schließ lich umdrehte , war seine Miene erstaunlich ruhig. »Das alte Washington Reef wird sie für eine Weile festhalten. Jetzt müs sen wir uns ein bißchen beeilen.« Mit erhobenem Arm winkte er der Menge zu. »Ihr kommt mit - alle!« Dann marschierte er den Berg hinab. Gericke , Janet , Jean Sinclair und Lachlan folg ten. Und dann kamen auch die anderen nach, bis die Hügel kuppe wenige Augenblicke später wieder menschenleer und verlassen war.
    Der Pfad endete neben der Kirche. Als sie dort ankamen, schritt der Alte durchs Friedhofstor, eilte den schmalen Weg entlang und öffnete das Portal. Kurz darauf begannen die Glocken zu läuten.

    In achttausend Fuß Höhe über dem Moray Firth durchbrach Horst Necker die Wolkendecke; er hatte ernsthafte Schwierig keiten und sank weiter. Seit er die Deutschland verlassen hatte, war mit der Maschine etwas nicht in Ordnung, aber erst jetzt hatten sie die Ursache der Störung entdeckt: eine Treibstofflei tung des GMI-Systems war defekt. »Ich muß weiter runter«, erklärte er über die Bordsprechanlage. »Leider nicht anders zu machen. Wer beten will, soll schon damit anfangen.« Bei die sem Wetter bestand die Chance, daß die Tommys zu beschäf tigt waren, um sich um einen Einzelgänger auf dem Radar schirm zu kümmern. Doch in Wirklichkeit hatten sich, ohne daß Necker davon etwas ahnte, auf dem Flugplatz Huntley bei Inverness mehrere Spitfires versammelt , um ihn zu stellen. »Da kommt einer , da kommt einer!« kam die Stimme des Heckschützen Kranz durch die Kopfhörer.
    Jetzt zeigten sich Neckers Erfahrungen als Kampfflieger. Er setzte sofort zum Sturzflug an. Als er Maschinengewehrfeuer knattern hörte , sah er auf: Eine Spitfire zog über ihn weg , dreh te nach Backbord ab , und gleich darauf wurde die Maschine durchgeschüttelt. Wunderbarerweise gehorchte sie noch immer dem Steuer. »Alles heil?« erkundigte er sich über Bordfunk. Keine Antwort. Mit blutigem Gesicht , ein Splitter hatte ihm die Wange aufgerissen , kletterte Rudi Hübner nach hinten. Necker ging noch weiter hinunter; er wich immer wieder seitwärts aus und spürte den Luftdruck , wenn Geschosse den Flugzeugrumpf durchschlugen. Rudi kam aus dem Heck zurück. »Kranz ist tot. Schmidt ist bewußtlos. Kopfschuß. Ich hab' ihm ein Verbands päckchen draufgetan.«
    »Gut. Und jetzt halten Sie sich fest. Ich will diesen Scheißker len mal zeigen , was Fliegen ist.«
    Er drückte die Ju ganz hinunter , fast bis auf die Wasseroberflä che - ein höchst waghalsiges Manöver, da es bei einer mehr als zehn Meter hohen Dünung

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