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Feindfahrt

Feindfahrt

Titel: Feindfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und Salz für ihn,
wichtiger als jede Frau. Das war eine Folge des Krieges, aber der Krieg
würde nicht ewig dauern. »Was soll ich bloß machen,
wenn alles vorbei ist?« fragte er sich leise.

    Es gab Zeiten , da überlegte Konteradmiral Carey Reeve ernst haft , ob sich das Leben überhaupt lohnte; da ihm die Leere der endlosen Tage unerträglich und die Insel , die
er mit einer so tiefen und unwandelbaren Leidenschaft liebte, wie ein
trostlo ses Gefängnis vorkam. In solchen Augenblicken zog es ihn
eigentlich immer an denselben Ort, zu einem Hügel, der auf
Gälisch Dun Bhuide hieß,
»Gelbes Fort«, und der oberhalb der Telegraph Bay an der
Südwestspitze von Fhada lag. Die Bucht trug diesen seltsamen
Namen, seit man um die Jahrhundert wende vergeblich versucht hatte,
dort eine Marconi-Station zu errichten , und sie
lag am Fuß eines hundertzwanzig Meter ho hen Klippenrings: ein
schmaler, weißer Sandstreifen, der sich im grauen Wasser verlor.
Von hier aus waren es 4827,90 Ki lometer bis Labrador im Westen, und
dazwischen lag nichts als Wasser.
    Der Pfad hinunter war nichts für
ängstliche Gemüter; er zog sich im Zickzack die Klippenwand
entlang, umkreist von krei schenden, in dichten Wolken auf stiebenden
Seevögeln - von Tordalken, Krähenscharben, Möwen,
Sturmtauchern und Töl peln, vor allem Tölpeln. Admiral Reeve
betrachtete das alles eine Zeitlang finster mit seinem gesunden Auge,
dann machte er kehrt und musterte den Rest der Insel. Nach
Südwesten fiel das Gelände ziemlich steil ab. Hinter der
anderen Spitze der Telegraph Bay lagen das South Inlet und die
Seerettungsstati on: das Bootshaus , die Helling
und Murdoch Macleods kleine Hütte - sonst nichts. Zu seiner Linken
erstreckte sich der übrige Teil der Insel, vereinzelte Anwesen mit
zumeist verfallenen Gebäuden, Torfmoor und Schafen, die auf
mageren Weiden grasten, das Ganze durchschnitten von den Gleisen einer
Schmalspurbahn , die in nordwestlicher Richtung nach Mary's Town führte.
    Reeve zog ein altes Messingteleskop aus der
Tasche und rich tete es auf die Rettungsstation. Kein Lebenszeichen.
Murdoch arbeitete wahrscheinlich an seinem verdammten Boot. Im Ka min
über dem Torffeuer jedoch würde der Wasserkessel vor sich
hindampfen , und an so einem Morgen wie diesem war ein Becher heißer Tee , großzügig mit Murdochs schwarzgebrann tem Whisky versetzt , durchaus
willkommen. Der Admiral schob das Teleskop wieder in die Tasche und
machte sich auf den Weg die Anhöhe hinab, während der Regen
als grauer Vorhang quer über die Insel trieb.

    Als er das Bootshaus durch die kleine Hintertür betrat, war aber auch hier nichts von Murdoch zu sehen.
    Die Morag Sinclair , das
einundvierzig Fuß große Motorret tungsboot vom Typ Watson,
lag auf ihrem Bootswagen. Das Boot wirkte schmuck und schön mit
seinem blau-weißen An strich; es verriet deutlich die
sorgfältige Pflege, die der alte Macleod ihm angedeihen
ließ. Beeindruckt strich Reeve mit der Hand über die
Gilling.
    Hinter ihm flog, einen Schwall Regenwasser
hereinlassend, die Tür auf, und eine weiche Hochlandstimme sagte:
»Ich war im Schuppen, Torf stapeln.«
    Als Reeve sich umdrehte, um Murdoch, der in der Türöffnung
    stand, zu begrüßen, drängte sich
ein riesiger irischer Wolfs hund an dem Alten vorbei und stürzte
sich freudig auf den Admiral.
    Reeve griff in das gelbbraune Fell des Tieres.
»Rory, du alter Teufel!« Er blickte zu Murdoch auf.
»Mrs. Sinclair hat ihn schon heute morgen gesucht. Er war seit
gestern abend ver schwunden.«
    »Ich wollte ihn später selber
zurückbringen«, erklärte Mur doch. »Sind Sie
wohlauf, Admiral?«
    Murdoch war siebzig Jahre alt, von
beeindruckender Gestalt, bekleidet mit hüfthohen Stiefeln und
dickem Wolljumper, die Augen grau wie Wasser über Gestein, das
Gesicht von einem Menschenleben auf See gefurcht und geformt.
    »Murdoch«, sagte Admiral Reeve,
»ist Ihnen jemals der Ge danke gekommen, daß das Leben eine
von einem Idioten er fundene Story ist, voll Lärm und
Leidenschaft, doch ohne jeg liche Bedeutung?« »Aha, so ist
die Stimmung also heute!« Murdoch wischte sich die
torfbeschmutzten Hände an der Hose ab und zog einen Tabaksbeutel
heraus. »Würden Sie eine Tasse Tee mit mir trinken,
Admiral?« erkundigte er sich mit schwer fälligem
Hochlandcharme.
    »Mit einem kleinen Zusatz?« fragte Reeve hoffnungsvoll zu rück.
    »Uisgebeatha?« entgegnete
Murdoch auf gälisch. »Lebenswas ser. Ja, warum nicht. Denn
Leben brauchen Sie, glaube

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