Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
wollte sich noch etwas genauer erkundigen, doch der befehshabende Offizier befahl der Kolonne, sich wieder in Bewegung zu setzen, und zum ersten Mal hob Sten den Blick zum Ende der schmalen, mit Kopfsteinpflaster befestigten Straße.
    Sein Magen zog sich zusammen.
    Auf der Anhöhe erhob sich ein riesiges steinernes Gebäude. Wie ein großes, graues Ungeheuer saß es auf dem Hügel, mit hochaufragenden Mauern, aus denen sich ein achteckiger, zinnenbewehrter Spitzturm noch einmal 200 Meter in den von trüben Wolken bedeckten Himmel hinaufschraubte.
    Auch Alex starrte hinauf.
    »Alter Knabe«, stieß er dann hervor. »Ich glaube ja nicht, dass uns die Tahn zum Kirchgang begleiten. Sieht ganz so aus, als wäre das unser neues Zuhause!«

 
Kapitel 8
     
    Die Kathedrale Koldyeze war nicht von den Tahn errichtet worden. Ihre Religion erschöpfte sich in einem vagen Glauben, der sich um rassische Identität und das Schicksal ihres Volkes drehte.
    Koldyeze war einst der Vatikan der ersten Siedler auf Heath gewesen, monotheistischer, landwirtschaftlich ausgerichteter Kommunarden. Es hatte beinahe zwei Jahrhunderte gedauert, bis sie ihre Kirche auf der höchsten Erhebung ihrer kleinen Hauptstadt erbaut hatten.
    Als die ersten Tahn über sie kamen, die damals noch weit eher Barbaren glichen als den sich später daraus entwickelnden Wesen, hatten diese Siedler keine Chance. Sie wurden mit Gewalt von den Tahn absorbiert, man verbot ihnen, ihre Sprache zu sprechen, zu schreiben und zu unterrichten; ihre Kleidung wurde lächerlich gemacht und ihre Religion unterdrückt, bis sie schließlich gänzlich verschwand.
    Die Tahn selbst waren zwar nicht religiös, doch sie waren abergläubisch. Da keiner wusste, was man mit der himmelstürmenden Kathedrale anfangen sollte, zog man Stacheldraht um sie herum und stellte Wachen davor auf. Dieser Zustand hielt mehrere hundert Jahre an. Vor 75 Jahren hatte ein außer Kontrolle geratenes Patrouillenschiff die Spitze des Kirchturms abgerissen und seither so mancher Sturm in den Ruinen gewütet.
    Trotz alledem war die Kathedrale Koldyeze nach wie vor ein beeindruckendes Werk menschlichen Schaffens.
    Die Grundform war die eines Kreuzes, dessen längere Achse fast zwei Kilometer, die kürzere einen Kilometer maß. Am Schnittpunkt der beiden Achsen befand sich der eigentliche Andachtsraum, darüber erhoben sich die Überreste des Glockenturms. Die kürzeren Flügel des Kreuzes waren komplett überdacht, die längeren hingegen wiesen Innenhöfe auf.
    Koldyeze war ursprünglich als autarke religiöse Gemeinde angelegt worden, auch wenn sich die Geistlichen nicht völlig aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hatten. Nachdem die Tahn den Befehl gegeben hatten, Koldyeze zu verlassen, hatten die pazifistischen Kommunarden das Gebäude systematisch verschlossen und beim Verlassen Zimmer für Zimmer, Trakt für Trakt hinter sich versiegelt.
    Für die Tahn war Koldyeze ein idealer Gefängnisbau, zu dessen Einrichtung kein ohnehin knappes Baumaterial verschwendet werden musste. Die Gefangenen selbst würden die Arbeitskräfte stellen, die den Komplex bewohnbar machen sollten.
    Der nördliche, kürzere Flügel, in dem sich der Haupteingang zu Koldyeze befand, war von den anderen Flügeln abgeschottet, und die Räume um seinen Innenhof als Wachstuben und Verwaltungsräume eingerichtet worden. Der Durchgang vom Wachhof in die zentral gelegene Kirche war mit dreifachen Toren und Detektoren gesichert.
    Rings um Koldyeze waren vier Reihen Zäune mit Minen und Detektoren dazwischen errichtet worden.
    Jetzt war Koldyeze für die Gefangenen bereit, auch wenn noch nicht sämtliche Sicherheitseinrichtungen installiert waren. Der äußere Ring war jedenfalls geschlossen – keiner der Imperialen konnte fliehen. Weitere Maßnahmen zur Verhinderung von Fluchtversuchen sollten nach und nach ergänzt werden.
    Die Tahn hielten Koldyeze für ausbruchsicher.
    Die Imperialen Gefangenen, die sich durch die dickwandigen Tore aus Stein und Stahl bewegten, sahen sich um und glaubten fest daran, dass es für ein gerissenes Wesen irgendwie und irgendwo eine Möglichkeit geben musste, in die Freiheit zu gelangen.
    Es gab keinen Grund dafür, anzunehmen, warum es nicht einem von ihnen gelingen sollte.

 
Kapitel 9
     
    Kaum waren sie im Innenhof angekommen, wurden die Imperialen Gefangenen mit Schreien und Kolbenhieben dazu gebracht, sich in Reih und Glied aufzustellen. ›Höchst interessant, dachte Sten, als er sich die

Weitere Kostenlose Bücher