Feindgebiet
denn er malte sich aus, dass alles, was auf dem Speiseplan stand, etwas mit den Plänen des Imperators gegenüber den Tahn zu tun hatte.
Der Imperator stellte die Flamme so hoch wie möglich und knallte dann eine schwere schmiedeeiserne Pfanne darauf. Nach einigen Augenblicken fing die Pfanne zu qualmen an, worauf sofort die Ventilatoren im Abzug über dem Herd ansprangen.
Wieder einige Augenblicke später hörte die Pfanne zu qualmen auf.
»Sieh dir mal die Luft direkt über der Pfanne an«, forderte der Imperator Mahoney auf. »Sie fängt an zu flimmern, siehst du’s?«
»Genau.«
»Je heißer die Pfanne wird, desto heftiger zittert die Luft, bis in der Pfanne ein gleichmäßiger Dunst entsteht.«
Der Dunst stellte sich wie auf Stichwort ein.
»Dann ist sie jetzt also fertig?«
»Fast, aber noch nicht ganz. Genau an der Stelle begehen die meisten Leute einen Fehler. In einer oder zwei Minuten wird sich der Dunst wieder aufklaren, und der Boden der Pfanne müsste wie weiße Asche aussehen.«
Kaum zeigte sich der ascheähnliche Belag, gab der Imperator Mahoney ein Zeichen, zurückzuweichen und in Deckung zu gehen. Dann schälte er ein großes Stück Butter vom Block, ließ es in die Pfanne fallen und machte ebenfalls einen Satz zur Seite. Als die Flammen aus der Pfanne loderten, wusste Mahoney, warum. Kurz darauf erloschen die Flammen jedoch wieder, und schon stand der Imperator wieder vor der Pfanne und goss die Gewürzmischung aus der Schüssel hinein, rührte sie einige Male in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Als nächstes wanderte das Wildhuhn in den Topf. Fauchend wirbelte eine Dampfwolke auf.
»Ich gebe ihm fünf Minuten auf jeder Seite«, kommentierte der Imperator. »Dann schütte ich die Kapern drüber und schiebe das Huhn in den Backofen. Nach ungefähr zwanzig Minuten ist es durch.«
»Ich kann es mir in etwa vorstellen«, meinte Mahoney. »Du willst den Tahn Feuer unterm Hintern machen.«
Der Imperator fand diesen Einwurf ziemlich komisch und kicherte noch immer vor sich hin, als er das sorgfältig geschwärzte Huhn in eine Backform fallen ließ. Es folgten die Kapern, und ab damit in den Ofen – bei 180 Grad. Er drehte die Herdflammen herunter und mischte zwei Imperiale Schuss Wodka mit einem Viertelschluck Limonensaft, um das Huhn damit zu glasieren, sobald es aus dem Ofen herauskam.
»Du hast recht«, sagte der Imperator schließlich. »Das gleiche Spielchen will ich auch mit ihnen treiben. Offiziell verschiebe ich meine Streitkräfte von überall her in die Region um Al-Sufi.«
»Dabei warten sie bei Durer auf die Tahn«, ergänzte Mahoney.
»Genau das habe ich vor«, sagte der Imperator.
Mahoney schwieg einen Augenblick.
»Eine Frage, Boss. Was geschieht, wenn die Tahn ihre Kräfte wirklich bei Al-Sufi zusammenziehen? Was ist, wenn wir uns täuschen?«
Der Imperator beschäftigte sich mit einigen Spargelstangen, die er in ein wenig Thymianbutter und trockenem Weißwein dünsten wollte.
»Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich täusche«, antwortete er.
»Kannst du es dir dieses Mal leisten, dich zu täuschen?«
»Nein«, sagte der Ewige Imperator. »Das kann ich nicht. Deshalb bist du hier.«
Er kramte in seiner Tasche herum und reichte Mahoney ein kleines schwarzes Schmuckkästchen. Mahoney öffnete es. Darin lagen zwei Anstecker aus Metall – die Rangabzeichen eines Flottenmarschalls.
»Wenn der Angriff erfolgt«, sagte der Imperator, »möchte ich, dass du meine Flotten befehligst.«
Mahoney starrte auf die Sterne, die vor ihm in Samt gebettet lagen. Unwillkürlich erinnerte er sich daran, wie er zum letzten Mal einen direkten Befehl vom Imperator erhalten hatte. Dieser Befehl hatte ihn nach Cavite gebracht.
»Wirst du das für mich tun?« drängte der Imperator.
Flottenmarschall Ian Mahoney hatte Schwierigkeiten, seine Stimme zu finden. Er nahm das Kommando der Flotten bei Durer mit einem einfachen Kopfnicken entgegen.
Kapitel 7
Der riesige Gefangenentransporter senkte sich zischend auf Heath hinab, den Hauptplaneten des Tahn-Systems. Nachdem alle Sicherheitsbestimmungen erfüllt waren, öffneten sich die Luken mit lautem Kreischen, und die Gefangenen stiegen aus. Sten und Alex sahen sich verwundert um, als sie die lange Gangway hinunter stapften; an Händen und Füßen waren sie mit schweren, altertümlichen und völlig sinnlosen eisernen Ketten gefesselt, die wiederum mit beschwerten Kunststoff-Ketten miteinander verbunden waren. Sie
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