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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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ergattert, das minder wichtiges Material für die Fabriken der Tahn transportierte. Seit er diese Reise vor vielen Zyklen angetreten hatte, war der Flug schon ein halbes Dutzend Mal unterbrochen und die Route geändert worden. Dem jammernden Ton des Kapitäns nach zu urteilen, würde das auch jetzt wieder geschehen.
    Er krümmte sich missmutig auf der Pritsche zusammen und war für den Druck des Metallrahmens an seinen dürren Hüften beinahe dankbar. Er kam sich hilflos vor. Er konnte nichts tun oder sagen, um diese Reise zu beschleunigen. Er hatte die wenigen Gefälligkeiten, die ihm zustanden, bereits in Anspruch genommen, um die wenigen Tage Urlaub bewilligt zu bekommen. Um auf diesem klapprigen Frachter mitgenommen zu werden, hatte er beinahe betteln müssen. Es war ihm schließlich widerwillig gewährt worden – vermutlich aus einem Schuldgefühl heraus.
    Prek wusste sehr wohl, dass er nicht zu den Leuten gehörte, die jeder sofort ins Herz schloss. Er war außerordentlich tüchtig und dienstbeflissen. Vorbildlich unterwürfig. Sehr stur, wenn es um seine Arbeit ging. Nie erwartete er für einen hervorragend erledigten Job eine Belohnung. Da er nicht auf Konkurrenz aus war, hatte er in seinem ganzen Leben noch niemandem etwas zuleide getan. Trotzdem war er nicht beliebt. Er hatte etwas an sich … Prek wusste das und akzeptierte es, ebenso wie er die Schuldgefühle akzeptierte, die er bei seinen Kollegen hervorrief. Nun hatte er sich dieses Schuldgefühl zur Abwechslung einmal zunutze gemacht. Ganz entgegen seinem sonstigen Verhalten hatte er es zum eigenen Vorteil eingesetzt. Normalerweise hätte allein der Gedanke an etwas Derartiges Prek mit Abscheu erfüllt.
    Diesmal jedoch nicht. Denn diesmal war er sicher, dass er Sten gefunden hatte – zumindest den Ort, an dem sich Sten versteckte.
    Es gab ein neues Kriegsgefangenenlager. Für Störenfriede. Für Überlebende. Es befand sich auf Heath an einem Ort namens Koldyeze.
    Prek lauschte der Resignation in der Stimme des Frachterkapitäns. Eine weitere Verzögerung. Ein weiterer Aufschub für seinen Feind.

 
Kapitel 22
     
    Der Arbeitstrupp der Gefangenen bewegte sich unter der Bewachung einiger Aufseher nach Koldyeze zurück. Vor ihnen wand sich die gepflasterte Straße bis zum Gefängnisberg hinauf.
    »Ich warte«, sagte Sten.
    »Still. Sie werden es gleich sehen«, flüsterte St. Clair.
    »Kommando … halt!« brüllte Chetwynd.
    Die Gefangenen blieben stehen. Links und rechts der Straße erhob sich eine verlassene Wohnsiedlung. Ein Slum.
    »Fünf Minuten Pause. Erweist euch als dankbar.«
    Sten glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als sämtliche Wachen inklusive Chetwynd ihnen den Rücken zukehrten und die Gefangenen wie hungrige Nagetiere in die Gebäude huschten.
    »Was zum –«
    »Kommen Sie schon«, drängte St. Clair und zerrte Sten beinahe in einen Hauseingang.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich eine Überraschung für Sie habe«, fuhr sie fort.
    »Dann mal los, Captain. Und rasch.«
    »Geben Sie mir gefälligst keine Befehle. Hören Sie zu. Wissen Sie, wie man ein Zimmer durchsucht?«
    »Klar.«
    »Gut. Wir gehen nach oben. Sie sehen sich um, ich rede.«
    Sie stiegen die baufällige Treppe hinauf, und Sten folgte ihren Anweisungen.
    »Wonach suche ich eigentlich?«
    »Nach allem, was wir gebrauchen können. Und nach allem, was die Tahn verkaufen können. Wir haben hier ein kleines Geschäft laufen, Big X.«
    Das hatten sie allerdings.
    Die Slumgegend war zu keiner Zeit sonderlich bevölkert gewesen – die Wohnungen lagen einfach zu dicht an Koldyeze. Außerdem nahmen die regelmäßigen militärischen Aushebungen der Tahn natürlich immer in den ärmeren Gegenden von Heath ihren Ausgang.
    St. Clair gehorchte nur ihren Befehlen – wenn sie schon der Organisierer sein musste, dann wenigstens ein verdammt guter. Die besten Dinge bekam man natürlich draußen. Trotz ihres Abscheus vor allem, was mit körperlicher Arbeit zu tun. hatte, meldete sie sich für jeden Arbeittrupp, der nach draußen ging. Sie wusste nicht genau, wonach sie Ausschau hielt, doch sie wusste, dass es dort draußen etwas gab.
    Dort draußen gab es die Wachmannschaften. Und St. Clair wusste, dass jedes Wesen, das dazu bereit war, sich am Elend der anderen gütlich zu tun, bestechlich war. Als sie eine juwelenbesetzte Spange fand, testete sie ihre Theorie – und ihre Zähne – in der Praxis.
    Sie bot sie dem nächstbesten und, nach seinem Körperumfang zu schätzen,

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