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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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nicht nur dem Ende dieser enormen Profite entgegen, sondern auch gewaltigen Verlusten, da sich der Imperator inzwischen nach den Mitteln umsah, die Rechnung des Schlachters zu zahlen.
    Momentan sah es ganz danach aus, als würde der Imperator zuallererst auf diese sechs Industriemagnaten blicken: Volmer Massenmedien; Malperin -Landwirtschaft, Chemie und Pharmaindustrie; Lovett – Banken; die Kraa-Zwillinge – Bergbau und Rohstoffe; Kyes – künstliche Intelligenz; und schließlich Sullamora – Schiffbau und Handel.
    Sullamora hatte seine Pflicht als Mitglied des Privatkabinetts des Imperators zunächst mit sehr viel Widerwillen und Zynismus erfüllt. Bis zu dem Augenblick, in dem ihn der Imperator in dieses Kabinett berufen hatte – was nach einem frostigen und, jedenfalls für Sullamora, sehr enthüllenden Gespräch geschehen war –, wusste er nicht einmal von seiner Existenz. Die Berufung war obendrein nur sehr halbherzig erfolgt, nachdem Sullamora den Imperator nach seiner Strategie im Umgang mit den Tahn und der Möglichkeit, sie zu besiegen, befragt hatte.
    Der Imperator hatte vor, die Regierung aufzulösen und sämtliche Spuren der Tahn-Kultur zu beseitigen; dann wollte er ein massives Aufbauprogramm starten. In Sullamoras Augen war das pure Schwäche und Dummheit. Für das, was sie getan hatten, sollten alle Tahn büßen. Abgesehen davon mussten die Völker, die von Anfang an auf der Seite des Imperators gestanden hatten, im Ausgleich dafür große Profite einfahren. Die Pläne des Imperators ergaben überhaupt keinen Sinn, was Sullamora ihm auch mitteilte, wenn auch sorgsam in einen Vorschlag und nicht als Kritik verpackt.
    Als er sich zum ersten Mal mit seinen Kollegen vom Privatkabinett traf, hielt sich Sullamora mit derlei Gedanken zurück. Er wartete ab, bis seine Zeit gekommen war. In der Zwischenzeit fühlte er den anderen Mitgliedern hundertmal auf den Zahn und ließ von den besten Leuten seiner Psychoabteilung ihre Profile erstellen und immer wieder überarbeiten.
    Von weitem betrachtet – etwas, wozu Tanz nicht in der Lage war –, bot das Privatkabinett ein seltsames, aber akkurates Abbild des Imperiums selbst: eine schrille Mischung aus wildem Unternehmensgeist und dynastischem Kapitalismus. Aus der Nähe gesehen, war es ein verwirrendes Puzzle absolut unterschiedlicher Ziele und Interessen. Nach und nach stellte Sullamora jedoch einen gemeinsamen Grundton fest.
    Volmer war der gesprächigste von allen. Wenn die anderen noch wie die Katzen um den heißen Brei herumschlichen, neigte er eher dazu, offen und durchaus mit harscher Kritik an der aktuellen Imperialen Politik, die sie beklagten, aufzutreten. Das hieß jedoch nicht, dass ihm einer der anderen – schon gar nicht Sullamora – auch nur einen Schritt über den Weg traute.
    Als Oberhaupt einer der ältesten Familien des Imperiums sowie der größten Nachrichten-, Politprop- und Werbefirmen in den unzähligen Systemen, aus denen sich das Imperium zusammensetzte, war Volmer auch der am wenigsten verwundbare der sechs Mitglieder. Bei seinen unterschiedlichen Firmen genoss er inoffiziell auch den Ruf eines Vielquatschers, als jemand, der, wenn es darauf ankam, seine Untergebenen zu Höchstleistungen anspornte, sie aber eiskalt fallenließ, sobald sich der geschäftliche Wind änderte. Und doch: als sich der Krieg immer mehr in die Länge zog und jeder Idiot sehen konnte, was für eine taube Nuss dieses Privatkabinett tatsächlich war, ging Sullamora fest davon aus, dass Volmer sich aus dem Sumpf seiner eigenen Unentschlossenheit auf den festeren Boden rettete, auf dem sich seine Kollegen bewegten.
    Was die Kraa-Zwillinge auf die Liste Sullamoras potentieller Verbündeter rückte, war ihre rücksichtslose, offen zur Schau gestellte Habgier. Sie erfreuten sich verdientermaßen des Rufs, die korruptesten, hinterhältigsten und selbstsüchtigsten Wesen in der brutalen Welt des Hochrisiko-Geschäfts zu sein. Die beiden Frauen stammten aus einem ohnehin schon megareichen Haus. Ihrem Vater, einem selbständigen Bergbauunternehmer, war es gelungen, ein kleineres Vermögen an Imperium-X in ein beträchtliches Imperium aus sowohl gewöhnlichen wie exotischen Mineralien auszubauen, ganzen Planetensystemen, deren einzige Beschäftigung darin bestand, eben diese Mineralien zu zermahlen und zu schmelzen. Ihr Vater war ein sehr besonnener Mann gewesen, dessen Wort zugleich seine Religion war.
    Sofort nach seinem Tod lösten die Zwillinge seine Religion

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