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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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egal wie unverwundbar sie sein mochte. Das bedeutete normalerweise sofortige Infektion und fast ebenso rasche Auslöschung dieser Gast-Lebensformen. Diese Art zu leben war für das Virus eine biologische Sackgasse, denn obwohl es sich in seinem Virenparadies auf diese Weise immer weiter tummeln konnte, wurde nie mehr aus ihm als ein Wolf in wechselnden Pelzen.
    Bei den Grb’chev machte es eine völlig neuartige Erfahrung. Sobald es seine Hülle abstreifte und eine andere Struktur annahm, entwickelte das Immunsystem der Grb’chev einen neuen Schutzschild. Das Virus fand seine Heimat schließlich in den Nebenhöhlen, der jüngsten Beigabe von Mutter Natur, die aus einem Grb’chev einen Grb’chev machte. Das mutierende Virus traf auf Zellen, die gerade selbst im Übergang begriffen waren. Sie trafen aufeinander und formten eine Entität, die komplett aus Hirnzellen, Nerven und Nervenrezeptoren bestand, eine Entität, die mit – aber separat von – den Körperteilen und -funktionen des Wirtswesens operierte. Die Hirnzellen waren weitaus stärker und widerstandsfähiger als jede andere Zelle des Körpers. Man hätte sie noch am ehesten mit Krebszellen vergleichen können. Kurz gesagt, sie waren unsterblich.
    Bald darauf stellte sich bei den Grb’chev eine gewisse Erkenntnis ein. Und danach die Verzweiflung. Denn die Grb’chev gab es nur als Ganzes: ein effizientes Nahrungsaufnahme- und Abfallbeseitigungssystem. Geschmeidige Art der Fortbewegung. Die Fähigkeit, die Grb’chev-Struktur mit Leichtigkeit so oft wie nötig zu vervielfältigen. Und eine perfekte Zeituhr, die den Anfang, die Mitte, eine lange Senilität und das Ende bestimmte. Als Kyes sein 121. Lebensjahr begann, wusste er, dass ihm noch fünf Jahre des Bewusstseins blieben, bevor der lähmende Prozess der Auflösung seiner Intelligenz ihn nach und nach in ein Gemüse verwandeln würde, das vor sich hin stierte, sabberte und dann starb.
    Während der mehr als hundert Jahre seines Erwachsenenlebens hatte Kyes daran geglaubt, dass er eine nach der anderen alle sieben tödlichen Sünden aus seinem Körper entfernt hatte. Vor neunzig Jahren hatte er eine renommierte Ausbildungsstätte mit einem akademischen Titel in künstlicher Intelligenz sowie einem Stapel von Stellenangeboten und einem doppelt so hohen Stapel an Ideen verlassen. Er schlug die Stellenangebote in den Wind und verließ sich ganz auf sich selbst. Fünfundzwanzig Jahre später war er reicher, als sich das irgend jemand in seinen wildesten Träumen hätte vorstellen können. Er war auch berühmt für seine mehr als hundert grundlegenden Patente, die er persönlich hielt, und für die von ihm geschaffene hocheffektive Firma, die bereits Jahre vor sämtlichen Konkurrenten jeden neuen Trend im schnelllebigsten aller Bereiche identifizieren und ökonomisch ausbeuten konnte. Kyes war gut. Und er war arrogant; so arrogant, wie es ihm eben zustand.
    Dann taten sich die Big Boys zusammen, warfen ihm Sand ins Gesicht und nahmen ihm seine Firma, seinen Reichtum und seine Arroganz. Kyes verschwand fünfzehn Jahre von der Bildfläche. Als er zurückkehrte, war er ein völlig neuerschaffenes Wesen. Er hatte jede Sekunde jeden Tages damit verbracht, seine alten Feinde zu studieren. Während er ihre Schwächen näher kennen lernte, stellte er seine eigenen Schwächen immer mehr ab. Er kam ganz ruhig auf die Bühne zurück. Er war noch immer kreativ und erfinderisch, doch er versteckte seine Erfindungen in Massen von Partnerschaften und Stellvertreterfirmen. Kurz vor seinem 100. Geburtstag stand Kyes an der Spitze des größten Firmengeflechts für Computer, Roboter und künstliche Intelligenz, das es je gegeben hatte. Wieder war er berühmt, wieder ersuchte man ihn um seine Meinung, sein Fachwissen, seine Erkenntnisse. Er traf sogar mit dem Ewigen Imperator zusammen und hatte Grund zu der Annahme, dass das auf einer so gleichberechtigten Ebene wie nur irgend möglich geschah. War Kyes nicht einer der ersten gewesen, die der Imperator hinsichtlich der zunehmenden Konflikte mit den Tahn um Rat gefragt hatte? War er nicht einer der ersten, die für das Privatkabinett nominiert wurden? Doch dann, nach und nach, gewann Kyes den Eindruck, dass er ausgenutzt wurde. Kurz danach wurde ihm klar, dass seine Firma immer mehr von den Verträgen mit dem Imperator abhängig war. In den letzten Jahren hatte sie enorm expandiert, doch jetzt sah er deutlich vor sich, wie heikel diese Expansion auf der anderen Seite war. Ein

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