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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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nickten weise, hauptsächlich, um die Zeit zu überbrücken, bis Kyes dem Rest seiner Gedanken freien Lauf ließ.
    »Warum machen wir ihm die Sache nicht viel einfacher?« sagte Kyes. »Wir müssen mit einer Stimme sprechen, ihm eine stimmige Perspektive anbieten, und dann die Autorität beweisen, die notwendigen Reformen durchzuführen. Mit der Billigung des Imperators selbstverständlich«, fügte er rasch hinzu.
    »Billigung des Imperators … selbstverständlich«, murmelten alle.
    Was Kyes vorschlug, war verführerisch einfach. Das Privatkabinett sollte sich an das Parlament und dann an den Imperator wenden, um eine quasiöffentliche Agentur zu schaffen, die zunächst einmal mit den Mitgliedern des gegenwärtigen Kabinetts besetzt war und unabhängig von den Launen und Nöten und dem Druck irgendwelcher Interessensgruppen handeln konnte.
    Besagte Agentur würde die wirtschaftliche Entwicklung langfristig planen, vorsichtig die AM 2 -Förderung managen, um damit die Stärke des Imperialen Credits zu kontrollieren, besonderes Augenmerk auf die lebenswichtigen industriellen und landwirtschaftlichen Versorgungsgüter legen, sich vergewissern, dass die Regierung stets mit einer Stimme sprach, und auch sonst als die notwendige Institution zur Überprüfung und Tarierung der Meinungsverschiedenheiten zwischen Wirtschaftsinteressen und öffentlichem Wohl walten.
    Es gab keinen Widerspruch. Sullamora, der Mann mit den besten Verbindungen zum Parlament, sollte die Sache in Angriff nehmen. Der erste Schritt musste sehr umsichtig vonstatten gehen. Das Skelett der vorgeschlagenen Agentur würde in einer Art Resolution des »parlamentarischen Bewusstseins« verborgen sein; sobald sie beschlossen war, dürfte es dem Imperator sehr schwer fallen, sie abzuschießen, ohne damit gehörigen Unwillen auf sich zu ziehen. Der Trick bestand darin, dass niemand, auch nicht die Hinterbänklerfreunde des Imperators, vorzeitig auch nur den leisesten Hinweis erhielt. Das Privatkabinett beschloss, Cäsar lieber zu loben, als ihn zur Hölle zu schicken. Das Lob nahm die Form eines umfangreichen Dokuments an, das vordergründig den Imperator zu seinem grandiosen Sieg über die Tahn bei Durer beglückwünschte und gleichzeitig das gesamte Imperium aufrief, den Imperator dabei zu unterstützen, den Sieg weiterzutragen, bis zu einer endgültigen Unterwerfung der Tahn und sogar darüber hinaus. Selbst oberflächlich gesehen, war das kein leeres Dokument. Es war so formuliert, dass selbst die unentschlossenen Zaungäste, die dem Imperator seit einiger Zeit ein Dorn im Fleisch waren, den Antrag unterstützen konnten. Wenn die Resolution angenommen wurde - und Sullamoras Leute würden rechtzeitig ausschwärmen, um sämtliche Arme und Fühler nachdrücklich in diese Richtung zu verdrehen – dann würde sie den Neutralen das Rückgrat brechen.
    Sullamora wusste, dass er sich der Unterstützung des Imperators vergewissern musste. Außerdem hatte er seine Experten einen sehr schwammigen Abschnitt zusammenstellen lassen, der das Parlament dazu veranlasste, dem Imperator »jede erdenkliche Hilfe« bei seinem »einsamen und mutigen« Kampf zukommen zu lassen. Die unabhängige Agentur war der Alligator, der im Morast lauerte.
    Sullamoras Analytiker brüteten über dem Dokument und kamen schließlich darin überein, dass nicht die geringste Chance bestand, dass jemand den Alligator inmitten dieser trüben Soße entdeckte, die ohnehin keiner durchlesen würde. Oder, wie es ein Patriarch des Parlaments einmal ausgedrückt hatte: »Wenn jeder genau wüsste, worüber er gerade abstimmte, kämen wir hier niemals mehr raus.« Sobald der große Augenblick gekommen war, hatte Sullamora vor, die Resolution höchstpersönlich mittels einer von einem Volmer-Team hochglanzpolierten Rede einzubringen. Sie war bombensicher so konstruiert, dass sie nur mit stürmischem Applaus aufgenommen werden konnte.
    Sullamora ging in dem kleinen Vorzimmer auf und ab und wartete darauf, dass man ihn auf die Rednertribüne rief. Beim ungeduldigen auf und ab Marschieren ging er die Rede noch einmal im Kopf durch, schlug mit der Hand in die Luft, um den Takt zu markieren. Hinter ihm fuhr leise zischend eine Tür auf, und Sullamora drehte sich erstaunt um. Der Aufruf kam fünf Minuten zu früh. Doch statt der bulligen, fröhlichen Gestalt des Ordnungsbeamten des Parlaments erblickte er einen kleinen, dunklen Mann, an dessen Uniformgürtel ein großes gebogenes Messer hing. Es war ein

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