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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Stirnrunzeln von Seiten des Imperators konnte bedeuten, dass er erneut ganz von vorne anfangen musste. Mit dem Unterschied, dass jetzt, wo ihm nur noch fünf Jahre blieben, ein Neuanfang völlig unmöglich war.
    Das Bewusstsein einer neu erwachten Verwundbarkeit ergriff von Kyes Besitz. Er wusste nicht, wie er diese Entwicklung aufhalten konnte. Sie schien so unvermeidbar wie das Ablaufen der biologischen Uhr. Dann fing er an, über den Imperator nachzudenken. Der Ewige Imperator. Und ihm wurde klar, dass diese Bezeichnung alles andere als ein leerer Titel war.
    Blanker Neid begann sich immer stärker in Kyes zu entwickeln. Ungefähr zum gleichen Zeitpunkt fing Tanz Sullamora an, ihm gewisse Dinge ins Ohr zu flüstern.
    Nach Durer verwandelte sich dieses Flüstern in immer lauteres Raunen der Unzufriedenheit. Zuerst beschwerte sich Sullamora nur darüber, dass der volle Terminkalender des Imperators ihn ständig davon abhielt, sein Privatkabinett nach seinen Gedanken und Ratschlägen zu befragen, etwa wie man der mit Sicherheit nach dem Krieg einsetzenden Depression begegnen sollte. Die anderen stimmten ihm nicht nur zu, sondern wurden dadurch ermutigt, sich darüber zu beschweren, dass nach den wenigen Malen, die er sie um Rat gefragt hatte, nichts davon in die Tat umgesetzt worden war.
    »Zum Beispiel bei mir«, hatte Volmer gesagt. »Als ich beim letzten Mal mit dem Imperator zusammentraf, gab ich einer nachdrücklichen Empfehlung Ausdruck, dass wir sofort damit anfangen müssen, für die Zukunft zu planen. Eine gute Propagandakampagne lässt sich nicht über Nacht aus dem Boden stampfen.
    Wir müssen unsere Botschaft formulieren, unsere Zielgruppen erfassen. Die Botschaft auf die unterschiedlichen Zielgruppen zuschneiden und dann sorgfältig orchestriert unter die Leute bringen.«
    Volmer zufolge lautete die Botschaft folgendermaßen: »Hoffnung durch Opfer. Jeder von uns muss Opfer erbringen, zum Wohle des Imperiums und zum Wohle unserer Kinder. Und zum Wohle unserer Kindeskinder.«
    »Gefällt mir«, hatte Lovett ihm sofort beigepflichtet, wobei er instinktiv an einige seiner eigenen Ideen hinsichtlich inflationsbedingter Zinsraten mit hohen Mindestrenditen zur Absicherung gegen unerwartete Deflation dachte. »Wie hat er darauf reagiert?«
    Volmer zog die Stirn in Falten. »Er fragte mich, was ich denn so zu opfern gedenke. Er sagte, wenn man eine derartige Botschaft unters Volk bringen will, dann will das Volk auch sehen, dass seine Führer ein wenig leiden … Leiden! Was für ein negatives Wort! Opfer lässt sich viel besser verkaufen … Aber egal, ich sagte ihm frei heraus, dass ich das für eine verrückte Idee halte. Wenn die Leute sehen, dass es uns schlecht geht« - seine Handbewegung schloss ihn und seine Kollegen mit ein -»worauf können sie dann noch hoffen? Das zerstört unser ganzes Konzept.«
    Dieser Einschätzung wollte keiner der Anwesenden widersprechen.
    Jedes Mitglied des Privatkabinetts wusste eine ähnliche Schreckensgeschichte zu berichten. Malperin wollte Lohnkontrollen, aber keine Preisbeschränkungen. Die Kraas verlangten »weniger strenge« Gesetze hinsichtlich Umweltverschmutzung und Sicherheit. Sullamora wollte ein einseitiges Tarifabkommen, um sein Handelsimperium zu schützen. Und was Kyes anging, so sagte er lange Zeit überhaupt nichts. Die anderen wunderten sich zunächst darüber und waren verstört, dass der Grb’chev sich nicht um ein Stück des Kuchens bemühte. Was sie nicht wussten, war, dass Kyes, mit einer großen Ausnahme, bereits alles hatte, was er wollte. Und er rechnete sich aus, dass er, sollte er jemals den Wunsch nach anderen Dingen verspüren, sehr wohl dazu in der Lage war, sie sich selbst zu beschaffen, auch ohne das Imperium einzuschalten. Natürlich gab es da immer noch die Ausnahme …
    Mehrere Treffen vergingen, bevor er seinen ersten Zug machte. Er eröffnete auf der Seite des Königsläufers. Während er sprach, schwiegen alle respektvoll und warteten darauf, dass er sich endlich erklärte. Sie wurden nicht enttäuscht.
    »Vielleicht erweisen wir unserem Imperator einen schlechten Dienst«, sagte er so betont langsam, als würde er laut denken. Jedes Kabinettsmitglied wusste es besser. »Von seiner Perspektive aus gesehen bombardieren wir ihn wahrscheinlich aus allen Richtungen mit Ideen. Dabei hat er momentan an so viele Sachen zu denken. Wie kann er hier und da etwas erkennen, wenn sich ihm kein ganzheitliches Bild vermittelt?«
    Seine Kollegen

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